
Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.
Liebe Leserinnen und Leser,
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat am Wochenende in einem Interview mit dem ZDF erfolgreich eine Diskussions-Bombe gezündet. Er regte an, dass ukrainische Geflüchteten kein Bürgergeld mehr bekommen sollen. Eine vernünftige Idee oder einfach nur Populismus? Darum geht es im Thema des Tages.
Außerdem im SPOTLIGHT: Wir haben heute eine Recherche zum sogenannten „Remigration Summit“ veröffentlicht, der vor ein paar Wochen in Mailand stattfand. Und: Unser Reporter Till Eckert arbeitet ab sofort für ein paar Monate in den USA. Warum, und was dies Ihnen – unseren Leserinnen und Lesern – bringt, steht heute in der „Werkbank“.
Ich hoffe, Sie sind heute gut in die Woche gestartet. Schreiben Sie mir gern wieder Vorschläge für die „Leserfrage der Woche“, die immer freitags erscheint: anette.dowideit@correctiv.org.
Thema des Tages: Ist Bürgergeld wirklich so schlimm?
Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste
Faktencheck: Berliner ÖPNV: Was tatsächlich rund um Pfefferspray gilt
CORRECTIV-Werkbank: „Under deconstruction“? Grüße aus den USA
Im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD steht eigentlich schon, dass Deutschland an den Geflüchteten aus der Ukraine sparen möchte: Dort heißt es, dass neu einreisende Ukrainerinnen und Ukrainer keinen Anspruch mehr haben sollen, Bürgergeld zu beantragen.
Markus Söder reicht das aber nicht. Er will, dass auch die Ukrainer, die schon hier sind, kein Bürgergeld mehr bekommen sollen. Sondern stattdessen nur noch Asylbewerberleistungen – so wie Schutzsuchende aus anderen Ländern.

Söders Argument:
Er sagt:
„Das Bürgergeld ist der Grund, warum hierzulande so wenige Ukrainer in Arbeit sind.“
Markus Söder
Bayerns Ministerpräsident
Nur ein Drittel der Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland seien in Arbeit.
Stimmt das?
Zum Teil ja, zum Teil nein. In Deutschland sind mehr als eine Million Menschen als Geflüchtete registriert, davon 900.000 Erwachsene.
Rund 300.000 haben eine Beschäftigung – somit stimmt die Söder-Zahl auf den ersten Blick. Allerdings, das dröselt der Mediendienst Integration auf, bedeutet dies nicht, dass die anderen rund 600.000 Menschen alle Bürgergeld beziehen und dem Staat dabei tatenlos auf der Tasche liegen. 90.000 Menschen besuchten zum Beispiel Integrationskurse. Und es kamen viele alleinerziehende Mütter zu uns, die wegen der Betreuung ihrer Kinder nicht voll erwerbsfähig sind.
Stimmt es, dass das Bürgergeld Fehlanreize schafft?
Mit anderen Worten: Gehen weniger Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland arbeiten als möglich wäre – weil ihnen das Bürgergeld zu einem einigermaßen guten Leben reicht? Diese Behauptung kursiert immer wieder – und häufig wird darauf verwiesen, in anderen EU-Staaten (Niederlande und Dänemark) würden doch viel mehr Ukrainer arbeiten.
Auch hier wieder ein Blick auf die Zahlen: Ein alleinstehender Erwachsener bekommt 563 Euro Bürgergeld im Monat. Das Asylbewerberleistungsgesetz dagegen sieht vor, dass ein alleinstehender Erwachsener maximal 460 Euro pro Monat erhält. Söder geht es also um 123 Euro pro Monat. Dass diese Differenz einen großen Unterschied macht, liegt nicht unbedingt auf der Hand.
Die Erklärung liegt woanders:
In Deutschland war es eine politische Entscheidung der Vorgängerregierung, dass Ukrainer erst einen Sprachkurs erhalten sollen und dann eine Arbeit aufnehmen. Ein wichtiger Grund ist: Sie sind im Durchschnitt deutlich höher qualifiziert als Geflüchtete aus anderen Ländern.
Ziel ist, dass sie Beschäftigungen aufnehmen, die ungefähr ihrer Qualifikation entsprechen – während sie in den Niederlanden und Dänemark einfach in Aushilfsjobs gesteckt werden, zum Beispiel als Putzkräfte. Wenn Sie mehr über die Zusammenhänge erfahren möchten, empfehle ich Ihnen dieses Interview mit zwei Forscherinnen, die genau diese Zusammenhänge untersucht haben.
Im Laufe dieser Woche lesen Sie bei uns mehr zu Söders „Sommerinterview“: Unser Faktencheck-Team bereitet gerade einen Text vor, in dem es die gesammelten Aussagen Söders im Interview auf ihren Richtigkeitsgehalt hin überprüft.
Bootsunglück im Jemen: Mehr als 60 Menschen ertrunken
Vor der Küste des Jemen kenterte ein Boot mit 150 Migranten aus Äthiopien. Mehr als sechzig Menschen ertranken. Dutzende werden weiter vermisst. Zwölf Personen konnten bereits gerettet werden.
sueddeutsche.de(€) / tagesschau.de
Kulturstaatsminister untersagt Gendersprache in seiner Behörde
In einem offiziellen Schreiben hat der Kulturstaatsminister Wolfram Weimer das Verwenden einer gendergerechten Sprache in seiner Behörde untersagt. Seiner Meinung nach sei Gendern ein mutwilliger Eingriff in die deutsche Sprache.
rnd.de
Lokal: Hohe Durchfallquote bei der Führerscheinprüfung – CDU Hamburg fordert Aktionsplan
Da vor allem junge Menschen einer finanziellen Belastung ausgesetzt sind, fordert der verkehrspolitische Sprecher der CDU, Philipp Heißner, einen Aktionsplan gegen die hohe Durchfallquote bei der Fahrprüfung. So könnten junge Menschen finanziell entlastet werden.
abendblatt.de (€) / ndr.de
CORRECTIV: Diese AfD-Politiker waren beim Vernetzungstreffen von Rechtsextremen in Italien
Bei einer Veranstaltung in Mailand vernetzte sich die europäische Neue Rechte. Ihre Forderung: „Remigration“. Wir haben ausgewertet, wer aus dem deutschsprachigen Raum dabei war und warum der Hardliner-Kurs für die AfD ein großes Problem werden könnte.
correctiv.org

Faktencheck

Eine Verordnung des Berliner Senats soll angeblich seit 17. Juli 2025 Pfefferspray im Nahverkehr verbieten. Doch an den Regeln ändert sich kaum etwas.
correctiv.org
Endlich verständlich
Forschende haben Bedenken: bei einem Stoff, der eigentlich dazu dient, dass Autoreifen nicht spröde werden. Es handelt sich unter anderem um den Zusatzstoff 6PPD. Der umweltschädliche Stoff wird mit Fischsterben in Verbindung gebracht und wurde bereits auch im menschlichen Körper nachgewiesen. Durch die Abnutzung der Reifen wäscht der lösliche Stoff sich aus, so gelangt er in die Umwelt.
deutschlandfunknova.de
So geht’s auch
Ein Fall, der hoffentlich niemals eintritt: Ein nuklearer Winter würde auf der Welt zu einer Hungersnot führen. Wissenschaftler forschen nach Lösungen, um selbst bei einem solchen Ereignis die Weltbevölkerung zu retten. Eine alternative Versorgung könnte Seetang bieten. Er könnte zwanzig Prozent des Kalorienbedarfs der Menschheit decken.
spiegel.de / derstandard.de
Fundstück
Rund 10.000 Hotels in Europa starteten eine Sammelklage gegen das Buchungsportal Booking.com. Dabei geht es um eine Bestpreisklausel. Diese ist seit 2024 nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes kartellrechtswidrig. Die Hotelbranche klagt nun aber für den Zeitraum von 2004 bis 2024, auf Schadensersatz. Der Grund sind jahrelange erzwungene Preisbindungen, die unfaire Bedingungen für Hoteliers gefordert haben.
zeit.de
Dunkle Wolken hingen vergangene Woche über dem Weißen Haus in Washington. Für politische Beobachter und Journalisten hier in den USA sinnbildlich: Sie müssen täglich mit ansehen, wie ihr Präsident am Fundament der Demokratie rüttelt.
Ein weiteres Sinnbild: Der Supreme Court, das oberste Gericht des Landes, ist derzeit von Baugerüsten umhüllt. Manche hier spötteln, es befände sich derzeit „under deconstruction“ (zu deutsch: im Abbau).
Ich werde in den kommenden Monaten aus den USA recherchieren und berichten. Mit den Kollegen aus meiner Gastredaktion, ProPublica in New York City, werde ich an einigen der drängendsten Themen des Landes arbeiten. Abgesehen davon werde ich hier, in der Werkbank, regelmäßig meine Beobachtungen mit Ihnen teilen. Ich freue mich sehr über alle Hinweise, Tipps oder Fragen von Ihnen: Was bewegt Sie hinsichtlich der USA, welche Fragen stellen Sie sich? Schreiben Sie mir: till.eckert@correctiv.org.

Etwa alle zwei Minuten wird in Deutschland ein Mensch Opfer häuslicher Gewalt. Seit Jahren steigen die Zahlen, die fast 266.000 vom BKA erfassten Taten vom vergangenen Jahr stellen ein Allzeithoch dar (+3,7 Prozent im Vergleich zu 2023).
Diese Steigerung kann sowohl mit steigender Gewalt als auch mit der häufigeren Meldung der Taten zusammenhängen. Klar ist jedoch: Die tatsächliche Zahl ist noch höher, denn hierbei handelt es sich nur um das Hellfeld. Frauen sind wesentlich häufiger betroffen als Männer.
welt.de
An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Samira Joy Frauwallner, Sebastian Haupt und Jule Scharun.
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