Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.

Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser,

wenn Dinge des Alltags teurer werden, ist das wirtschaftlich und politisch relevant – denn wer sich von seinem Einkommen immer weniger leisten kann, der ist tendenziell unzufriedener mit seinem Leben und mit dem politischen System. Aus diesem Grund geht es im Thema des Tages heute um die Dönerpreise – die zuletzt deutlich gestiegen sind.

Thematisch damit verwandt ist der „Zwischenruf“, den wir heute veröffentlichen: Es geht darin um das sogenannte Tariftreuegesetz, das das Kabinett voraussichtlich morgen beschließen will. Und um die Frage, weshalb es wichtig ist, dass auch öffentliche Auftraggeber faire und nachhaltige Löhne zahlen, wenn sie Firmen zum Beispiel für Bauprojekte bezahlen.

In der „Werkbank“ lesen Sie heute eine Einschätzung unseres AfD-Experten Marcus Bensmann zum Gerichtsprozess gegen einen mutmaßlichen Spitzel für China, der für den damaligen EU-Parlamentsabgeordneten Maximilian Krah arbeitete.

Und eine Empfehlung für Sie: Im Tagesspiegel hat mein Kollege Jean Peters ein Interview gegeben. Darin geht es um die Frage, wie eng die Verflechtungen zwischen AfD und Identitärer Bewegung sind.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend – und schreiben Sie mir gern. Ich lese alle Mails, auch wenn ich es leider nicht schaffe, alle zu beantworten: anette.dowideit@correctiv.org.

Thema des Tages: Döner für 9 Euro

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Zwischenruf: Der Staat muss verantwortungsvoll einkaufen – es braucht ein starkes Bundestariftreuegesetz

Faktencheck: Sommerinterview mit Markus Söder: Aussagen zu Bürgergeld und Flucht im Faktencheck

Gute Sache(n): Erklärt: Wie wirkt sich Alkohol auf den Menschen aus? • Mehr Kreativität durch mehr Pausen • Kuriose Auktion: Zollamt Gießen versteigert Haus zum Selbstabholen

CORRECTIV-Werkbank: Krach in der AfD

Grafik des Tages: Autobauerland Nummer eins – ist nicht Deutschland

Heute kostet ein Döner in der Hauptstadt manchmal stolze neun Euro. Und nicht nur in Berlin. Frankfurt am Main zum Beispiel verzeichnete zuletzt den höchsten Preisanstieg aller Städte – das lässt sich am „Döner-Index” nachlesen, den der Lieferdienst Lieferando seit ein paar Jahren als Marketing-Trick veröffentlicht.

Passionierter Dönerfan: Markus Söder (CSU). Hier beim Schlemmen im vergangenen Sommer. Der konkrete Dönerpreis ist für diesen Fall nicht überliefert. Quelle: picture alliance/dpa | Peter Kneffel

Woran es liegt:
Vor allem an den Fleischpreisen. Darüber berichtete im Frühjahr unter anderem die FAZ: Die Erzeugerpreise unter anderem für Kalbfleisch seien um 15 bis 20 Prozent gestiegen. 

Der Verband der Dönerproduzenten kündigte deshalb schon vor ein paar Monaten an, wir müssten uns bald auf zehn Euro pro Fleischtasche einstellen.

Auch andere Rohstoffpreise – und natürlich die Energiepreise – spielen eine Rolle. Zum Beispiel der Preis für Frittier-Öl. Manche von Ihnen werden sich vielleicht noch an die Pommes-Krise von 2022 erinnern. Damals wurden die Pommes Frites auf einen Schlag viel teurer, und Schuld war Russlands Überfall auf die Ukraine: Aus der Ukraine kam plötzlich kein Speiseöl mehr, die Knappheit ließ die Einkaufspreise in astronomische Höhen schießen. 

Das wirkt bis heute auf die Dönerpreise nach – denn die Betreiber von Dönerbuden können heute, anders als früher, ihre hohen Einkaufskosten fürs Fleisch nicht mehr durch hohe Gewinnspannen bei den Pommes ausgleichen.

Wozu es führt:
Wenn die Lebenshaltungskosten steigen, ist das immer auch sozialer Brennstoff. Beim Döner gilt das insbesondere, denn er steht ja eigentlich für Gleichheit – ein einfaches Gericht, das sich jederfrau und -mann leisten kann. 

Wenn jetzt Menschen, die in Putzjobs oder auf dem Bau arbeiten oder Bürgergeld beziehen, dreimal überlegen müssen, ob sie sich einen Döner leisten können, ist das wieder Futter für Populisten. Oder auch, wenn Kinder, die weniger Taschengeld bekommen als ihre Freunde, nicht mehr mit zum Dönerstand können. 

Internationales Plastik-Abkommen steht auf dem Prüfstand 
Die Verhandlungen der UN um ein neues Plastik-Abkommen laufen bis zum 14. August. Vertreter von rund 160 Staaten nehmen daran teil. 
welt.de

Lokal: Badeverbot im Rhein wegen starker Strömung 
Die Stadt Düsseldorf zieht nun Konsequenzen. Nachdem es zum Sommerbeginn schon mehrere Tote gegeben hatte, verhängt die Stadt jetzt ein Badeverbot. Wer trotz Verbot im Rhein schwimmen geht, muss ein hohes Bußgeld zahlen.
rp-online.de 


Der Staat ist also ein mächtiger Einkäufer – und damit trägt er Verantwortung. Die kann und muss er endlich nutzen, indem er ausschließlich Unternehmen beauftragt, die anständige Arbeitsbedingungen garantieren. Bislang kommt bei öffentlichen Ausschreibungen meist das billigste Angebot zum Zuge. Doch wenn der Staat billig kauft, zahlt er mitunter doppelt – etwa weil er die Löhne mit Sozialleistungen aufstocken muss, wenn ein beauftragtes Unternehmen seinen Beschäftigten nur Niedriglöhne zahlt. Wenn nur der niedrigste Preis zählt, fördert das einen Dumping-Wettbewerb. Unternehmen, für die ein Tarifvertrag mit guten Arbeitsbedingungen und Löhnen gilt, werden benachteiligt.

Das Bundeskabinett will deshalb am 6. August den Entwurf für ein Bundestariftreuegesetz (BTTG) beschließen. Öffentliche Aufträge sollen dann nur noch an Unternehmen gehen, die Tarifverträge beachten und entsprechende Löhne zahlen. Tarifverträge, die von Gewerkschaften und Arbeitgebervertretenden ausgehandelt werden, sind der beste Garant für faire Arbeitsbedingungen und Löhne. Den Unternehmen bringen sie Planungssicherheit und sozialen Frieden.

Doch anstatt die Interessen der tarifgebundenen Unternehmen in ihren Reihen zu stärken, attackieren die Arbeitgeberverbände das Gesetz. Sie stellen das BTTG als Bürokratiemonster dar. Dabei funktioniert die Umsetzung denkbar einfach: Unternehmen, die sich um einen Auftrag bewerben, müssen lediglich ankreuzen, dass sie die geforderten Bedingungen einhalten. Unternehmen, für die bereits ein Tarifvertrag gilt, müssen nicht einmal Nachweise erbringen. 

Markus Söder im ZDF-Sommerinterview 2025.
Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern und Parteivorsitzender der CSU im Sommerinterview beim ZDF (Foto: Carsten Koall / DPA / Picture Alliance)

So geht’s auch
Um den Denkprozess im Gehirn zu aktivieren, muss der Mensch sich manchmal eine Pause einräumen. Studien zeigen: Durch regelmäßige Pausen leben wir gesünder, denken klarer und haben öfter gute Ideen. 
srf.ch

Fundstück

Das Zollamt Gießen versteigert ein Holzhaus bei einer Online-Auktion. Das Anfangsgebot liegt bei dreitausend Euro – recht wenig für ein zweistöckiges, 900 Quadratmeter großes Haus. Ursprünglich war es als Winterquartier für Geflüchtete gedacht, wurde aber nie in Betrieb genommen. Die Hürde: Das Haus ist zum Selbstabholen. Es muss dann also demontiert und transportiert werden. 
hessenschau.de

Autor Box Marcus Bensmann

Der Antrag zur Aufhebung der Immunität, die er als Bundestagsabgeordneter genießt, liegt vor. Krah bestreitet die Vorwürfe. Seine Kontakte zu Russland und China setzen ihn unter Druck. In den Ermittlungsakten findet sich ein brisantes Detail: Laut Spiegel informierte Krah G. über einen Konflikt im AfD-Spitzenduo. Tino Chrupalla plane einen Putsch gegen Alice Weidel, was Krah und Chrupalla im Spiegel bestreiten. 

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner, Sebastian Haupt und Jule Scharun.