
In Belarus findet derzeit das Kriegsmanöver Sapad mit allein 30.000 russischen Soldaten statt. In NRW wird am Sonntag in den Kommunen gewählt. Was beides miteinander zu tun hat? Eine Menge, leider.
Der russische Präsident Putin lässt mal wieder Truppen aufmarschieren, wie schon 2021, als er den Krieg gegen die Ukraine vorbereitete. Ein weiterer Krieg ist dabei aber nicht unmittelbar zu befürchten, analysiert ein finnischer Verteidigungsexperte in diesem Interview in der taz.
Was Putin aber längst mit dem Manöver geschafft hat, ist Angst zu schüren. Dazu kamen die Nadelstiche in Polen, als mehrere russische Drohnen vor ein paar Tagen über polnischem Gebiet flogen. Fast gleichzeitig gab es einen Sabotage-Anschlag auf das Stromnetz in Berlin.
Bisher gehen Ermittler davon aus, dass Linksradikale für den Blackout zehntausender Haushalte in Berlin verantwortlich gewesen sein sollen. Ein ähnliches Muster wie vor wenigen Monaten, als es in Duisburg zu einer Kabelsabotage bei der Deutschen Bahn kam. Mein Kollege Alexej Hock hat die Ereignisse hier zusammengetragen.
Ermittler haben bei anderen Sabotageakten die Vermutung geäußert, dass es sich um hybride Kriegsführung aus Russland handeln könnte. „Könnte“: Genau damit spielt Putin. Seine Strategie ist, an der Gesellschaft zu rütteln, Unsicherheiten zu stiften, zu spalten. Das geht besonders gut mit diffusen Angriffen. Eine Drohne hier, ein auffälliger Sabotage-Akt da. Kein echtes Dementi, aber auch kein Bekenntnis.
In der deutschen Politik ist der Spaltpilz schon lange gesetzt. Dort pflegen sowohl das BSW als auch die AfD russland-freundliche Beziehungen und beschwichtigen Verdachtsmomente gern. In diesem aktuellen Deutschlandfunk-Interview beschreibt der FAZ-Autor Reinhard Bingener sehr klar, wie Putins Techniken des innergesellschaftlichen Rüttelns aussehen. Er nutzt zum Beispiel bewusst Grauzonen aus, in denen allein wegen verkrusteter Verwaltungsstrukturen eine Aufklärung von Drohnenflügen kaum möglich ist.
Genau das ist ein Bereich, in dem es auf die Kommunalpolitik ankommt. Wer in NRW wählt, stimmt auch über den Einfluss und den Umgang mit Russland ab. Und über den politischen Willen, bestehende Bedrohungslücken in Deutschland schließen zu wollen.

In der vergangenen Woche war bei uns einiges los, und zwar in ganz unterschiedlichen Formaten: das Theaterstück des Schauspiel Köln „Nachspiel zum Geheimplan“ (hier können Sie es nachschauen), das wirklich beeindruckend war; das Interview meiner Kollegin Anette Dowideit mit dem CDU-Gesundheitsminister NRW Karl-Joseph Laumann, in dem er über die inneren Werte der Partei spricht; der Bericht über eine Konferenz für rechtsautoritäre Strategien in Berlin, zu dem es jetzt Reaktionen gab. Unten im SPOTLIGHT können Sie alle Beiträge verfolgen.
Ich freue mich besonders auf den kommenden Mittwoch. Wenn Sie in Baden-Württemberg leben, wollen wir mit Ihnen in einen engen Austausch gehen. Zusammen mit dem SWR werden wir in Heizungskeller steigen, mit Energieunternehmen und Politikern debattieren, Ihre Erfahrungen sammeln und nach Wegen suchen, wie denn das Heizen in Zukunft sinnvollerweise aussehen soll. Ab Mittwoch dann an dieser Stelle mehr!
Ihnen wünsche ich ein erholsames Wochenende, auch mit unseren Recherche-Empfehlungen!
Herzlich,
Ihr Justus von Daniels
Athletinnen brechen ihr Schweigen
Wer in der Leichtathletik Medaillen gewinnen will, muss viel trainieren. In den Disziplinen gibt es, gerade im leistungsorientierten Bereich, oft Einzeltraining. Was passiert, wenn Trainer diese Nähe und ihre Macht missbrauchen und ihren Athletinnen aufdringliche Liebesbekundungen, übergriffige Chat-Nachrichten schicken und es zu sexuellem Missbrauch kommt? In der Frontal-Dokumentation: „Gold, Silber, Machtmissbrauch – die dunkle Seite der Leichtathletik“ brechen Top-Athletinnen ihr jahrelanges Schweigen und prangern übergriffige Trainer an.
Leichtathletik: Gold, Silber, Machtmissbrauch (zdf.de, Doku)
Auf der Suche nach Einheit in einer gespaltenen Nation
Die USA sind zerrissen wie nie zuvor. Familien streiten sich über Politik, Nachbarn schweigen einander an, Freundschaften zerbrechen an der Wahlurne. Doch abseits der großen Schlagzeilen formiert sich Widerstand: Menschen, die den Hass nicht länger dulden. Sie kommen aus Kirchen, Bürgerinitiativen und kleinen Projekten – und suchen nach Wegen, das Land wieder zu einen. Drei Monate lang reisen Torsten Sewing und Elias Gottstein quer durchs Land und suchen nach Einheit in einer gespaltenen Nation.
50 States of Gray (50-states.podigee.io, Podcast)
An wen gehen Zuschüsse?
Nachdem die CDU im Wahlkampf eine Anfrage im Bundestag über die finanzielle Förderung oder Vorteile von gemeinnützigen Organisationen gestellt hatte, hieß es plötzlich: Weg mit Zuschüssen an NGOs wie die Omas gegen Rechts. Auch wir wurden als gemeinnütziges Medienhaus damals angegriffen und haben uns damals klar dazu geäußert. Vor einigen Wochen erschien in der Zeit ein Artikel, der die Förderung einiger dieser Projekte beschrieb und sie als Unterstützung linker oder progressiver Inhalte infrage stellte. Nun erscheint ein Artikel in der Zeit, der dem widerspricht: Der Großteil der öffentlichen Förderung von gemeinnützigen Projekten fließe in andere Bereiche: Sportvereine, Wohlfahrtsverbände oder die Landjugend, aber auch an Bauernverbände. Mit linker Politik habe das nichts zu tun, so die beiden Autorinnen Andrea Böhm und Petra Pinzler hier:
Der Staat päppelt nur die Linken? Von wegen! (zeit.de, €)
Verdacht von Kriegsverbrechen eines Münchners in Gaza
Ein Scharfschütze der israelischen Armee aus München soll mit einem Kameraden in Gaza unbewaffnete Zivilisten erschossen haben. In einem Video belastet ein Kamerad den Münchner und sich selbst schwer. Mittlerweile hat die Menschenrechtsorganisation European Center for Constitutional and Human Rights bei der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe Strafanzeige gegen den Münchner eingereicht.
Hat ein Münchner in Gaza Zivilisten getötet? (zdfheute.de)
Die App der Täter
Millionen Minderjährige, besonders junge Kinder und Jugendliche, nutzen die App Snapchat – ein kostenloser Messenger, mit der Nutzer Fotos und kurze Videos verschicken können. Recherchen und ein Selbstexperiment von Stern und RTL enthüllen: Dort geraten sie erschreckend schnell ins Visier sexueller Gewalt.
Snapchat: Die App der Täter (stern.de, €)

CORRECTIV Inside
Wernberg-Köblitz ist eine Gemeinde in der Oberpfalz – und einer der Ausgangspunkte dubioser Müllexporte nach Tschechien, über die wir vor einer Woche exklusiv berichtet haben. Ziel dieser Exporte ist eine Altlast der Atomindustrie. Dort lassen Entsorgungsfirmen aus Deutschland und anderen EU-Staaten ihren Müll zu Dumping-Preisen verschwinden.
Obwohl deutsche Behörden diesen Entsorgungsweg schon vor Jahren beanstandet haben, rollen die Transporte auch noch im September 2025 über die Grenze. Das konnten wir auf einer Frachtenbörse im Internet sehen. Hier schreiben Speditionen Transportaufträge aus. Über einen Insider erhielten wir Zugang. Von Oktober bis Dezember 2024 haben wir täglich auf dieser Börse recherchiert und allein für diese Zeit insgesamt 119 verdächtige Transporte aus Deutschland dokumentiert. Acht davon sollten demnach in Wernberg-Köblitz starten. Ihre Fracht laut Transportbörse: „geschredderte Altreifen“.
Mitten in unsere Recherche platzte dann diese Nachricht: „Illegaler deutscher Müll sorgt für Ärger in Tschechien“. Reste ausgedienter Flugzeuge, zerlegte Rotorblätter von Windrädern, alte Batterien und Teile eines verschrotteten E-Autos wurden in einem Dorf im Osten Tschechiens einfach abgekippt. Auch dieser Müll soll von einer Firma aus der Oberpfalz stammen. Ihre Betriebsstätte: in Wernberg-Köblitz. Das ist exakt der Ort, der uns in der Frachtenbörse wiederholt aufgefallen ist. Einiges spricht dafür, dass es sich nicht nur um denselben Ort, sondern auch um dieselbe Firma handelt, die geschredderte Altreifen exportieren ließ. Über eine Genehmigung zur Zerkleinerung von Altreifen verfügt sie jedenfalls, wie wir auf Nachfrage von der zuständigen Umweltbehörde erfahren.
Den Chef der Firma können wir dazu zurzeit nur schwerlich fragen. Wegen des Verdachts illegaler Müllexporte sitzt er mittlerweile in Untersuchungshaft. Immerhin: Seit Montag wird alles, was in dem Dorf im Osten Tschechiens gelandet ist, nach Deutschland zurückgeholt. Für die Massen an deutschem Müll, die zu der atomaren Altlast exportiert wurden, ist das nicht zu erwarten.

Konferenz in Berlin: Türen öffnen für Trump-Fans
Eine unionsnahe Denkfabrik lud internationale Rechtskonservative zu einem Strategietreffen in die Hauptstadt ein. Unterstützt wurde die Konferenz auch von einem Trump-nahen Institut und einer Organisation, in der Jens Spahn eine wichtige Rolle spielt. Zu den Gastgebern zählten unter anderem die US-amerikanische Heritage Foundation und ein Institut, das Viktor Orbán, dem autoritären Ministerpräsidenten Ungarns, nahesteht. Mitten drin auch: Die CDU-nahe Union Stiftung aus dem Saarland. Nach der Veröffentlichung melden sich nun Politiker und Wissenschaftler aus dem Bundesland zu Wort. Der Juso-Landesvorsitzende Steven Commey-Bortsie kritisierte in der Saarbrücker Zeitung , es sei ein „Skandal“, dass die Stiftung ein Treffen finanziere, auf dem ein „Plan für eine Diskursverschiebung nach rechts-außen“ erarbeitet werde. Linken-Landeschef Florian Spaniol warf der Stiftung vor, „gezielt rechten und antidemokratischen Akteuren eine Bühne“ zu bieten. Auch die Scientists for Future kritisierten: Die Konferenz legitimiere Akteure aus der Klimaskeptiker-Szene und trage dazu bei, Wissenschaftsfeindlichkeit gesellschaftlich zu normalisieren.
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Teilnehmer an Potsdam-Treffen versichert: „Remigration“ von Staatsbürgern wurde geplant
Erstmals bestätigt ein Teilnehmer des Potsdamer Treffens vor einem Notar: Die Zusammenkunft war geheim – und dort wurde ein „Masterplan“ besprochen, in dessen Verlauf die „Remigration“ auch für „nicht-assimlierte Staatsbürger“ vorgeschlagen wurde. Für den Teilnehmer war dies ein Tarnbegriff für Vertreibung und sogar „ethnische Säuberung“. Die Aussage war auch der Ausgangspunkt für das Theaterstück mit dem Schauspiel Köln, in dem es darum geht, die Verwirrtaktiken einiger Teilnehmer aufzudröseln.
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Sabotage-Akte rütteln an Deutschlands Infrastruktur
Immer wieder kommt es zu Brandanschlägen auf Strom- und Bahninfrastruktur, Polizei und Bundeswehr. Häufig fällt der Verdacht auf Russlands hybride Kriegsführung. Der Sabotage-Akt in Berlin liegt in einer Zeit höchster Spannungen.
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BSW in Sachsen-Anhalt öffnet sich für Zusammenarbeit mit AfD
Die AfD könnte bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 2026 stärkste Kraft werden. Bei einer Regierungsbildung könnte das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) zum entscheidenden Faktor werden. Dessen Landesvorstand erklärte gegenüber CORRECTIV, es sei denkbar, Sachthemen gemeinsam mit der AfD durchzubringen.
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An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Martin Böhmer, Sebastian Haupt und Finn Schöneck.
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