Angeblich größere Brandgefahr bei E-Auto gibt es nicht
E-Autos brennen häufiger und sind praktisch nicht zu löschen, wird von manchen behauptet. Was sagen Statistiken und Versicherer? Und wie sind Feuerwehren auf die steigende Zahl E-Autos vorbereitet? Wir haben nachgefragt.

Brandgefährlich! Kann man gar nicht löschen! Eine Feuerfalle! Das sind Einwände, die manche Leute gegen E-Autos vorbringen. Immer wieder kursieren auch virale Videos, die E-Autos in meterhohen Flammen zeigen sollen – aber ist da überhaupt was dran?
Wir haben Statistiken gesichtet, bei Feuerwehren, dem Bundesverband Technischer Brandschutz, zehn großen Kfz-Versicherungen und dem ADAC nachgefragt, ob E-Autos häufiger brennen und ob sie schwerer zu löschen sind.
Um es kurz zu machen: Kein einziger der Experten, mit denen wir sprachen, und keine einzige der Statistiken bestätigt eine erhöhte Brandgefahr bei E-Autos im Vergleich zu Verbrennern.
E-Autos haben statistisch keine erhöhte Brandgefahr
So schreibt beispielsweise der Gesamtverband der Versicherer (GDV): „Aktuelle Untersuchungen belegen, dass E-Autos statistisch gesehen keine höhere Brandgefahr haben als ihre benzin- oder dieselbetriebenen Pendants. […] In den Statistiken der Kfz-Versicherer finden sich keine Hinweise, dass E-Autos ein höheres Brandrisiko darstellen als Verbrenner.“ Zu diesem Ergebnis kommt auch der ADAC, das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung und der Dekra, eine Prüfgesellschaft für Kraftfahrzeuge.
Auch Versicherungen sehen keine erhöhte Brandgefahr und erheben für Autos mit Verbrennungsmotor und Elektroautos gewöhnlich die gleichen Beiträge; das ergab eine Anfrage bei zehn großen Kfz-Versicherungen.

Rückmeldung von Versicherern: E-Autos generell nicht teurer zu versichern
Von der Allianz erhielten wir beispielsweise die Rückmeldung: „Die Antriebsart […] spielt keine Rolle bei den Kosten der Elektroauto-Versicherung.“ Es gebe auch keinen generellen Kostenaufschlag. Im Gegenteil gewährt die Allianz sogar Rabatte für vollelektrische Fahrzeuge. Axa schrieb uns: „In der Tarifgestaltung der Teilkaskoversicherung differenzieren wir nicht zwischen E-Autos und Verbrennern. Auch in der Hausrat- und Wohngebäudeversicherung spielt es für den Beitrag keine Rolle, ob ein E-Auto in der Garage steht.“ In der Vollkasko gebe es höhere Beiträge, aber nicht wegen der Brandgefahr, sondern weil Schäden an E-Autos tendenziell kostspieliger seien.
Keine einzige der angefragten Versicherungen erklärte, dass die Beiträge für die Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung steigen, wenn jemand ein E-Auto besitzt, oder dass ein vermeintliches Brandrisiko den KFZ-Beitrag nach oben treibt.
Kaum vorstellbar wäre dann auch, dass Versicherungen überhaupt E-Autos versichern. Die Huk-Coburg schrieb uns, sie habe momentan knapp eine Million Hybrid- und E-Autos versichert. Von Jahresbeginn bis Ende August 2025 wurden der Versicherung 102 Fälle von Bränden oder Explosionen gemeldet.
Die DEVK erklärte, sie habe momentan etwa 45.000 E-Autos versichert und in der Kaskoversicherung bislang (Stand: 28. August 2025) 10 Fälle von Brandschäden gemeldet bekommen, die alle durch Fremdeinwirkung wie etwa Feuerwerkskörper entstanden seien.
Häufigkeit von Fahrzeugbränden ging laut Gesamtverband der Versicherer seit 2011 um ein Drittel zurück
Dass am Klischee vom leicht entflammbaren E-Auto nichts dran ist, zeigt ebenfalls ein Blick auf die Anzahl der „Brand- und Kurzschlussschäden“ des Gesamtverbandes der Versicherer (GDV). Dort liegen zwar auch keine aufgeschlüsselten Daten zu Brandereignissen bei E-Autos vor, doch alleine die deutschlandweiten Zahlen zeigen, dass Brände insgesamt zurückgehen. Waren es im Jahr 2011 noch 19.000, sank die Zahl schrittweise bis 2022 auf 12.200 Fahrzeugbrände (aktuellster Wert). Fahrzeugbrände gingen also um mehr als 35 Prozent zurück. Und das obwohl der Anteil von E-Autos in Deutschland sich im selben Zeitraum von 0,03 Prozent (2014) auf 1,3 Prozent (2022) erhöhte und auch die Zahl der PKW insgesamt angestiegen ist.

Im September 2025 kamen auch die Experten der Dekra bei einer Fachtagung erneut zu der Erkenntnis: E-Autos brennen statistisch gesehen sogar eher seltener als Verbrenner, wie beispielsweise der SWR berichtete.
Akkus von E-Autos sind löschbar, bergen aber Herausforderungen
Doch was ist, wenn ein E-Auto einmal Feuer gefangen hat? Ist es dann deutlich schwerer zu löschen als ein Auto mit Verbrennungsmotor?
Wie funktionieren die Batterien von E-Autos?
Vereinfacht gesagt liegen sich im Akku wie auch in einer Batterie zwei Pole gegenüber, der Plus-Pol und der Minus-Pol. Die geladenen Teilchen am Minus-Pol, die Elektronen, wollen zum Plus-Pol, kommen aber dort nicht hin, weil der Weg durch einen sogenannten Separator und durch eine Elektrolytflüssigkeit versperrt ist. Schließt man den Stromkreis, wandern die Elektronen durch die Kabel und angeschlossenen Geräte, wie etwa eine Glühbirne, zum Plus-Pol. Durch diese Wanderung der Elektronen entsteht Strom. Sind alle Elektronen am Plus-Pol angekommen, ist die Batterie leer. Schließt man ein Ladegerät an, werden die Elektronen zurück zum Minus-Pol gezogen und das vorteilhafte Ungleichgewicht ist wieder hergestellt. Dieser Vorgang wird in diesem Video von Terra X erklärt.
Der flüssige Elektrolyt in Lithium-Ionen-Batterien ist chemisch mit Benzin verwandt und entsprechend leicht entzündlich. Hat ein Lithium-Ionen-Akku einmal gebrannt, kann er sich aber noch einmal ohne weiteres Zutun entzünden, wenn die chemischen Prozesse im Akku noch nicht abgeschlossen sind. Das Risiko besteht theoretisch für mehrere Tage. Deshalb werden gelöschte E-Autos auch teilweise in Containern gelagert, die bis auf Höhe der Batterie mit Wasser gefüllt sind, oder sie werden an einen Ort gebracht, wo ringsherum nichts brennen kann. Diese zweite Entzündung ist jedoch recht selten.
An dem Vorurteil, dass E-Autos schwieriger zu löschen sind, hat die Feuerwehr auch selbst einen Anteil. Noch 2020 bezeichnete ein Feuerwehrmann im Rahmen der WDR-Sendung „Feuer und Flamme“ das Wasserbad, das beim Löschen eines E-Autos genutzt wird, damit der Akku abkühlt und sich nicht neu entzündet, als „alternativlos“. Inzwischen gilt das Wasserbad als unnötig, wie uns Rolf Erbe, Sicherheitsingenieur und lange Ausbilder bei der Berliner Feuerwehr- und Rettungsdienst-Akademie, erklärte: „Das ist ganz großer Unsinn, weil kein Kranführer ein brennendes Auto an den Haken nehmen würde. Das Auto muss also schon gelöscht sein. Das hat man anfangs gemacht, weil man es nicht besser wusste. Vorsorglich ins Wasser für den seltenen Fall einer späteren Entzündung führt zwangsläufig überflüssigerweise zum Totalschaden.“ Zudem würden dabei unter Umständen Spuren zerstört, die ein Gutachter braucht.
Das schreibt auch das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in einer Faktensammlung zu E-Autos: „Das Einbringen des Fahrzeugs in einen wasserdichten Container ist ebenfalls möglich, ist in der Regel aber nicht notwendig und gilt als eher unpraktikabel.“
Es gibt zwar spezielle Löschsysteme für brennende Auto-Akkus, beispielsweise den sogenannten Löschdorn, der vereinfacht gesagt eine Speerspitze in den Akku rammt und dann mit Hochdruck Wasser hineinpumpt. Aber solche Geräte sind keine allgemeine Ausrüstung der Feuerwehren und sie sind auch nicht nötig. In der Handreichung zum Löschen von Lithium-Ionen-Akkus des Bundesverbands technischer Brandschutz und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung findet sich ebenfalls keine spezifische Empfehlung für besondere Löschmittel. Gewöhnliches Wasser reicht aus.
Auch der Ort spielt keine relevante Rolle; Brände in Tiefgaragen, in Tunneln oder auf Fähren stellen kein spezielles Risiko dar, wenn es um E-Auto-Brände geht, wie mehrere Auswertungen zeigen.
Was macht es schwer, Lithium-Ionen-Akkus zu löschen?
Richtig ist, dass die in E-Autos überwiegend eingesetzten Lithium-Ionen-Akkus bestimmte Gefahren bergen können, wenn sie brennen. Der Akku gerät in Brand, wenn er in irgendeiner Form beschädigt ist, etwa durch Tiefenentladung, eine physische Beschädigung der Hülle, oder wenn er überaltert ist. Einmal im Brand, ist er unwiederbringlich zerstört. Neuere Batterietypen, wie Lithium-Eisenphosphat-Akkus und Natrium-Ionen Batterien sind schwerer zu entzünden. Noch sicherer sind Feststoffbatterien, die bisher aber nur in Testfahrzeugen verbaut wurden.
So oder so haben alle diese Batterietypen jedoch dasselbe Problem, wie Sicherheitsingenieur Rolf Erbe erklärt: Sie sind alle ummantelt, damit sie ausreichend geschützt sind und kein Wasser eindringen kann, und können daher nicht direkt gelöscht werden, da sie innerhalb der Ummantelung brennen. Das Wasser kommt dort aber nicht hin; man muss die Metallhülle beschädigen und durchstoßen, etwa mit einem Löschdorn. Dieser wird aber nur sehr selten eingesetzt. Solche Spezialgeräte sind hilfreich, wenn man sie richtig anwendet, mit der richtigen Löschtaktik braucht es diese aber laut Erbe nicht unbedingt. Gewöhnliches Wasser reiche vollkommen aus.
Weshalb aber heißt es etwa in der Handreichung des Bundesverbands technischer Brandschutz: „Brennende Lithium-Ionen-Akkus stellen eine große und nicht berechenbare Gefahr dar“?
Bei Bränden kann sich Flusssäure bilden – bei E-Autos und bei Verbrennern
„Das Problem ist auch der Rauch, selbst ohne Brand“, so Erbe. Ein reagierender Akku produziert seinen eigenen Sauerstoff, aber auch zum Beispiel ätzende und giftige Gase. Wie bei jedem Brand moderner Autos entstehen auch Fluorverbindungen und daraus kann in geringer Menge Flusssäure werden. Das alles gast durch den Überdruck an dafür vorgesehenen Entlastungsöffnungen aus, was wiederum Öffnungen für Löschwasser bedeutet. Durch den Druck können gegebenenfalls auch Teile explosionsartig herausgeschleudert werden.
Flusssäure ist also kein neuer Gefahrenstoff für die Feuerwehren. In Müllverbrennungsanlagen entsteht sie beim Verbrennen von nicht recycelten Plastikabfällen permanent und wird entsprechend neutralisiert.
Feuerwehrmann rät: Größere Akkus nicht in Fluchtwegen laden
Nicht nur E-Autos, auch E-Scooter und E-Bikes bergen so potenziell Gefahr – und auch Geräte, die praktisch jeder im Haushalt hat und mit Lithium-Ionen-Akkus betrieben werden: Handys, Akkuschrauber, Laptops, Powerbanks oder elektrische Zahnbürsten.

Aggressive Flammen und giftiger Rauch breiten sich bei Akku-Bränden durch den Druck, der durch den Brand in der Ummantelung entsteht, auch schneller aus, als bei gewöhnlichen Bränden, weshalb man etwa die größeren Akkus von Scootern und Fahrrädern nach Möglichkeit nicht in der Wohnung laden sollte, und wenn, dann nur unter Aufsicht und nicht im Flur. Denn da ist gewöhnlich der einzige Fluchtweg und einfach zu löschen sind sie nicht, so Rolf Erbe. Insgesamt geht von kleineren Akkus aber weniger Gefahr aus, weil in ihnen weniger Energie gespeichert wird. Selbst die größeren Akkus von E-Fahrrädern oder Rollern seien zwar nach wenigen Minuten ausgebrannt, können aber die Umgebung oder Wohnung sofort komplett in Brand setzen, erklärt Erbe.
Fakt ist: E-Autos brennen nicht häufiger als gewöhnliche Verbrenner, auch große Versicherungen beobachten keine erhöhte Brandgefahr und erheben keine generell höheren Versicherungsbeiträge.
Der Mythos vom dauernd brennenden E-Auto – er löst sich in Rauch auf.
Mehr über das Narrativ und was über die Umweltbilanz von E-Autos bekannt ist, erklären wir in diesem Video:
Redigatur: Matthias Bau, Sophie Timmermann