Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.

Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser,

so mancher schaut dieser Tage skeptischer in den Herbsthimmel als noch vor drei oder vier Wochen: Fliegt da etwa eine Drohne? Sind das die Russen? Meine Kollegin Annika Joeres, die in Frankreich lebt, berichtete heute Morgen in unserer Redaktionskonferenz: Bei französischen Polizeistationen klingele mittlerweile laut Medienberichten ständig das Telefon, weil besorgte Bürger Drohnensichtungen melden – und stets gleich Russland dahinter vermuten.

Auch in Deutschland liegen offenbar die Nerven blank, nachdem in den vergangenen Tagen in Dänemark und Norwegen, aber eben auch über deutschen Küstengebieten, Drohnen unbekannter Herkunft gesichtet wurden. Und, nachdem EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gestern einen „europäischen Drohnen-Wall“ forderte.

Im Thema des Tages berichten wir über bislang noch nicht öffentlich bekannte Sichtungen, von denen unser Reporterteam erfahren hat. Es geht aber auch um Einordnung: Was können deutsche Sicherheitsbehörden realistischerweise jetzt tun?

Außerdem im SPOTLIGHT: Unsere Klima-Reporterin Elena Kolb hat herausgefunden, dass eine Tochterfirma des Allianz-Konzerns für einen Nachhaltigkeitspreis nominiert war – obwohl sie nachweislich auch mit klimaschädlichen Investments Geld verdient. Nach unserer Presseanfrage an die Macher des Preises bekam die Allianz-Tochter den Preis nun nicht. Mehr in der „Werkbank“.

Morgen erscheint kein SPOTLIGHT – wegen des Tages der Deutschen Einheit. Am Samstag geht es bei uns weiter: Mein Kollege Justus von Daniels schreibt über unser neues Tool, den „Demokratie-Kompass“.

Schreiben Sie mir gern: anette.dowideit@correctiv.org.

Thema des Tages: Drohnen: Wie wir uns wehren können

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Faktencheck: Härte statt Hilfe – Wie die Politik Sozialleistungen zum Problem erklärt

Gute Sache(n): Wie sich die Menschen in den Alpen an den Klimawandel anpassen (müssen) • Bundesverdienstkreuz für Sicherheit im Netz • Gewalt der US-Einwanderungsbehörden von CORRECTIV-Reporter gefilmt

CORRECTIV-Werkbank: Firma mit Milliarden-Investments in fossile Energie für Nachhaltigkeitspeis nominiert

Grafik des Tages: Digitalisierung – Deutschland auf den hinteren Rängen

Das Ausmaß der Drohnen-Problematik ist aber noch größer als bisher bekannt – das zeigt unsere heute veröffentlichte Story

Ein Bundeswehrsoldat mit einem Jammer, der die Signale von Drohnen stören kann. Auch die Polizeien in der Ländern beschaffen solche Abwehrgeräte. Foto:Marcus Golejewski/picture alliance
Ein Bundeswehrsoldat mit einem Jammer, der die Signale von Drohnen stören kann. Auch die Polizeien in den Ländern beschaffen solche Abwehrgeräte. Foto: Marcus Golejewski/picture alliance


Darum geht es:
Unser Reporter Alexej Hock hat herausgefunden: Auch in Niedersachsen wurden in der vergangenen Woche mehrere Fälle registriert. 

Sowohl Schleswig-Holstein als auch Niedersachsen sehen sich schon länger mit dem Phänomen von Drohnenüberflügen über Bundeswehrstandorten oder kritischer Infrastruktur konfrontiert. Eine Vermutung ist, dass es russische Fluggeräte sind, die von Schiffen aus der Nordsee gestartet worden sein könnten. Die Staatsanwaltschaft Flensburg hatte in diesem Zusammenhang Anfang Juli ein Frachtschiff durchsucht, das den Nord-Ostsee-Kanal passiert hatte. 

Am Mittwoch haben die Staatsanwaltschaft und die Innenministerin von Schleswig-Holstein, Sabine Sütterlin-Waack (CDU), den dortigen Landtag über die neuesten Sichtungen informiert. Die Ministerin sagte, zwar gebe es bisher keine gesicherten Erkenntnisse, man ordne die Sichtungen aber als Mittel hybrider Kriegsführung ein und habe mittlerweile auch mit dem dänischen Geheimdienst Kontakt aufgenommen. 

Sowohl Schleswig-Holstein als auch Niedersachsen haben schon eigene Konzepte im Umgang mit den Drohnen oder arbeiten daran – weil ihnen die bundesweiten Maßnahmen nicht ausreichen.

Was die Bundesregierung nun macht:
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) kündigte am Wochenende eine Neufassung des Luftsicherheitsgesetzes an. Demnach soll die Bundeswehr künftig Drohnen abschießen dürfen. 

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt will weiterhin Zurückweisungen an der deutschen Grenze durchführen, obwohl das Verwaltungsgericht Berlin in mehreren Eilverfahren anders urteilte
Foto: Kay Nietfeld / DPA / Picture Alliance

Eine solche Gesetzesänderung war Anfang des Jahres bereits vom SPD-geführten Innenministerium der Ampel-Regierung vorbereitet worden, seitdem aber nicht vorangekommen. Über die rechtlichen Herausforderungen hatte unser Reporterteam Anfang des Jahres intensiv berichtet.

Was die Forschung zum besten Umgang mit dem Thema sagt:
Reporterin Samira Joy Frauwallner hat dazu das Forscherteam vom Fraunhofer-Institut IOSB in Karlsruhe befragt – denn die Fachleute dort beschäftigen sich intensiv mit Drohnenabwehr. 

Das Team nennt drei zentrale Punkte, die Deutschland umsetzen müsse, um sich erfolgreich gegen die Flugobjekte zu wappnen:

  1. Den Aufbau eines flächendeckenden Detektions- und Lagebildsystems, das alle verfügbaren Sensoriken integriert. 
  2. Einen klaren Rechtsrahmen für Abwehrmaßnahmen – bislang sei die aktive Neutralisierung von Drohnen in vielen Fällen rechtlich schwierig oder unzulässig. 
  3. Die Beschaffung und Integration verschiedener Abwehrsysteme.

Kabinett beschließt Bürokratieabbau bei Klausurtagung
Das Bundeskabinett hat auf der Klausurtagung ein Reformpaket zur Modernisierung beschlossen. Dabei liegt der Fokus auf Bürokratieabbau. Verwaltungssysteme sollen gebündelt und digitalisiert werden. Das soll auch die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands stärken.
zeit.de

Lokal: Urteil für Essener Missbrauchstäter 
Der ehemalige Fußballtrainer hatte jahrelang sechs seiner Spieler missbraucht, vergewaltigt und erniedrigt. Nun wurde er zu 13 Jahren und 6 Monaten Haft verurteilt. Erst Anfang dieses Jahres kam die Vielzahl an Taten des Verurteilten ans Licht. Auch in der aktuellen Berichterstattung von CORRECTIV zu Missbrauch im Jugendfußball spielte er eine Rolle.  
rp-online.de / correctiv.org 

Recherche: Wie Ärzte, die ihre Berufserlaubnis verloren haben, einfach weiter machen
Eine Recherche des Standard zeigt, wie Ärzte, die ihre Berufserlaubnis verloren haben, in anderen Ländern weiter praktizieren. In mehr als 100 Fällen konnte dies nachgewiesen werden.
derstandard.at

Collage: Ivo Mayr/CORRECTIV (Fotos: Michael Bihlmayer,Chris Emil Janssen,Jürgen Heinrich /picture alliance & Markus Spiske/unsplash.com)
Collage: Ivo Mayr/CORRECTIV (Fotos: Michael Bihlmayer, Chris Emil Janssen, Jürgen Heinrich /picture alliance & Markus Spiske/unsplash.com)

So geht’s auch
Für ihre Arbeit gegen digitale Gewalt im Netz wurde die gemeinnützige Organisation HateAid mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Die Organisation ist eine wichtige Anlaufstelle für Menschenrechte im digitalen Raum. Überreicht wurde die Auszeichnung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. 
hateaid.org

Fundstück
Unser Reporter Till Eckert ist zurzeit in den USA für das investigative US-Medium ProPublica unterwegs. In einem Gerichtsgebäude in Lower Manhattan filmte er diese Woche eine brisante Situation. Zu sehen ist ein Beamter der ICE, der Einwanderungs- und Zollbehörde der Vereinigten Staaten, der eine Frau vor ihren Kindern gewaltsam zu Boden stößt. Leider keine Seltenheit mehr. Denn immer wieder kommt es zu gewaltsamen Szenen durch die Einwanderungsagenten. 
propublica.org (Englisch)

Elena Kolb

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Samira Joy Frauwallner, Leonie Georg, Sebastian Haupt und Jule Scharun.