Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.

Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser, 

vielleicht geht es Ihnen ähnlich wie mir: Wenn ich in den letzten Monaten darüber gelesen habe, dass das Thema Klimaschutz eine immer kleinere Rolle im öffentlichen Bewusstsein spiele – dann dachte ich: Naja, wir sind ja trotzdem auf einem guten Weg. Schließlich hat sich unsere Europäische Union festgelegt. Auf den „Green Deal“, eine der ambitioniertesten Klimaschutzvisionen der Welt:

Bis 2050, das besagt der Deal, wollen die 27 EU-Staaten klimaneutral werden. Und jetzt? Jetzt rücken die EU-Staaten Stück für Stück wieder von der Vision ab. Darum geht es im Thema des Tages.

Außerdem im SPOTLIGHT: Anlässlich der von Friedrich Merz angezettelten „Stadtbild“-Debatte hatte ich Sie ja gefragt, was Sie denn konkret an Ihrem Stadtbild stört. Eine Übersicht über die Antworten sehen Sie in der heutigen Grafik des Tages.

Morgen lesen Sie im Wochenende-SPOTLIGHT – diesmal mit Klimareporterin Annika Joeres: Was macht es mit dem politischen Klima im Land, wenn führende Politikerinnen und Politiker immer wieder solche Sprach-Bomben in den Raum werfen, wie es der Bundeskanzler diese Woche machte?

Ich freue mich schon sehr auf die kommende Woche mit Ihnen, denn wir starten ein neues Projekt im SPOTLIGHT. Bis dahin wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende – und schreiben Sie mir wie immer gern: anette.dowideit@correctiv.org.

Thema des Tages: Vom Green Deal – bleibt da viel?

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

CORRECTIV Events: Wärmewende-Highlights in Vaihingen Enz

Faktencheck: Ohnmacht durch Parfüm? Warum diese angebliche Masche von Dieben fake ist

Gute Sache(n): Was Frösche mit den „No Kings“-Protesten in den USA zu tun haben • Recycelbarer Kunstrasen • Ein Gedicht über das Stadtbild

CORRECTIV-Werkbank: Was, wenn Klimaziele scheitern?

Grafik des Tages: Was unsere Lesenden am Stadtbild stört

Ursula von der Leyen
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (Quelle: Henry Nicholls / Picture Alliance / Associated Press)

Die wichtigsten Eckpunkte:

  • Bis 2050 soll laut Deal Klimaneutralität in Europa erreicht werden. Das heißt, dass die Gesamtheit aller EU-Staaten dann nur noch so viele Treibhausgase ausstoßen darf, wie an anderer Stelle eingespart wird. Zum Beispiel durch Aufforstung. 
  • Bis 2030 soll der Ausstoß von Treibhausgasen bereits um 55 Prozent gesenkt werden (im Vergleich zu 1990).
  • Und bis 2040 sollen es 90 Prozent sein.

Um diese Ziele zu erreichen, wurden eine Reihe von Gesetzen verabschiedet und Förder-Fonds aufgesetzt. Der Green Deal ist also ein Gerüst, an dem entlang der Klimaschutz in der EU auf- und ausgebaut werden soll.

Was sich gerade tut:
In Brüssel macht seit ein paar Monaten ein neuer Begriff die Runde: Entfesselung. Befreit werden soll die europäische Wirtschaft. Die nämlich, so das Narrativ, leide unter den vielen EU-Gesetzen – auch jenen, die seit dem Green Deal-Beschluss verabschiedet wurden. 

Ein Beispiel sind die Nachhaltigkeitsvorgaben für Unternehmen: Sie schreiben Firmen seit 2023 vor, in ihren Geschäftsberichten auch über die Nachhaltigkeit ihres Wirtschaftens zu berichten. Das empfinden einige vor allem als zusätzliche Bürokratie. Und somit als Belastung für die Wirtschaft.

Im Zentrum der Debatte steht momentan das Ziel, bis 2040 rund 90 Prozent der Emissionen einzusparen. Denn dieses Ziel ist bisher nur, laienhaft gesprochen, eine lose Übereinkunft – und noch nicht bindend von den Mitgliedstaaten beschlossen.

Innerhalb der EU stehen Polen, die Slowakei und das autokratisch regierte Ungarn dem Ziel kritisch gegenüber. Dort findet man, die Wirtschaft verkrafte solche Einsparziele bei Treibhausemissionen nicht. 

Tatsächlich sind alle drei Länder nach wie vor bei der Energieerzeugung stark von fossilen Brennstoffen abhängig. Die populistischen Regierungschefs aus Ungarn und der Slowakei nutzen die Energiedebatte zudem gern innenpolitisch, um sich gegen den vermeintlich ideologischen Kurs der EU als Bewahrer nationaler Interessen zu präsentieren.

Wie Deutschland dazu steht:
Es gibt keine entschlossene Haltung. Eigentlich sollten schon im September die Umweltminister der EU-Mitgliedstaaten über das 2040-Ziel abstimmen. Aber: Unser Bundeskanzler Friedrich Merz sorgte dafür, dass das nicht passiert – sondern dass nun die Staats- und Regierungschefs persönlich darüber diskutieren. 

Das bedeutete eine Verzögerung – was ein Problem ist, weil in gut zwei Wochen die nächste Welt-Klimakonferenz beginnt, diesmal in Brasilien. Und Europa dort eine starke gemeinsame Position braucht.


Was es heute Neues gibt:
Gestern trafen sich nun die Regierungschefs – und diskutierten bis spät in die Nacht. Laut der Umweltorganisation Germanwatch gab es allerdings noch keine Einigung – nur das Signal, dass die EU-Staaten sich nun doch irgendwie einigen wollen, was sie denn bei der Klimakonferenz in Brasilien vorschlagen wollen.

Lagebild zur Organisierten Kriminalität: „konstant hohes Bedrohungspotenzial“
Die Organisierte Kriminalität in Deutschland bleibt auf einem hohen Niveau. Das teilte das Bundeskriminalamt in seinem heute vorgestellten Lagebild mit. Der Großteil der Verfahren dreht sich um Rauschgiftdelikte, allerdings sank deren Zahl aufgrund der Teillegalisierung von Cannabis. Eine neue Entwicklung sei zudem, dass kriminelle Gruppen immer häufiger ihre Aktivitäten als eine Art Dienstleistung anbieten, etwa bei Geldwäsche.
focus.de

München: Bürgerentscheid zu Olympia-Bewerbung  
Kommenden Sonntag können die Bewohnerinnen und Bewohner der bayerischen Landeshauptstadt abstimmen: Soll sich München für Olympische und Paralympische Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 bewerben?
merkur.de

  • 28.10.: Energiesparkommissar Carsten Herbert zu Gast in Vaihingen: 
    zum Event
  • 30.10.: Wärmewende-Altstadtspaziergang mit Klimaschutzmanagern und Oberbürgermeister
    zum Event
Eine liegende Parfümflasche
(Foto: Marevgenna / Zoonar / Picture Alliance)

So geht’s auch
Ein Unternehmen aus Ilsfeld im Kreis Heilbronn hat einen Kunstrasen entwickelt, der nicht aus geschredderten Autoreifen, sondern aus pflanzlichen Materialien besteht. Die Firma Tecnaro möchte damit die Entstehung von Mikroplastik verringern und eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Kunstrasen bieten. Der neue Belag besteht aus nachwachsenden Rohstoffen und ist vollständig recycelbar. Getestet wird der nachhaltige Fußballrasen derzeit von den E-Junioren des FC Ellwangen im Ostalbkreis.
swr.de

Fundstück
Heute gibt es an dieser Stelle ein Gedicht, das uns SPOTLIGHT-Leser Werner L. geschickt hat. Sie wollen uns auch lyrische Zeilen zu Politik, Stimmung oder Weltlage schicken? Das geht an spotlight@correctiv.org.  

Ganz gleich wohin ich schau:
Alles erstickt im Grau.
Grau auch die Fassade.
Besorgte Maskerade.
Bunt wird aus der Stadt verbannt.
Grau importiert vom Sauerland.
Ich hätte es lieber bunter,
denn Grau zieht mich so runter.


Erst 2022 hatte sich die baden-württembergische Landeshauptstadt vorgenommen, bis 2035 klimaneutral zu werden. In nur zehn Jahren müssten dafür tausende Menschen von Öl und Erdgas auf klimafreundliches Heizen umsteigen. Doch ob das klappt, bezweifeln viele. Etwa, weil der Ausbau von Wärmenetzen stockt. Und Wärmepumpen in Deutschland vergleichsweise teuer sind.

Bei der Diskussionsrunde wollten wir von politisch Verantwortlichen wissen, ob sie noch an Stuttgarts Klimaziel festhalten. Gemeinderat Alexander Kotz (CDU) plädierte für eine Verschiebung. Der grüne Umweltbürgermeister Peter Pätzold räumte ein, 2035 sei „nicht mehr wirklich realistisch“. Für die Motivation wäre die Marke aber weiterhin wichtig. 

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Samira Joy Frauwallner, Leonie Georg, Sebastian Haupt und Ulrich Kraetzer.