Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.

Autor Bild Anette Dowideit

Liebe Leserinnen und Leser,

wir starten heute etwas Neues: politische Karikaturen im SPOTLIGHT. Wir machen es aber anders, als Sie es aus Ihrer Tageszeitung kennen. Anstatt, dass jeweils ein Karikaturist einfach seinen Blick auf das Tagesgeschehen als politischen Bilderwitz darstellt, denken wir das Ganze größer: als künstlerischen Wettstreit.

Das heißt, dass wir eine Woche lang, Start heute, jeden Wochentag einen Cartoon ausspielen – jeweils von einer anderen Karikaturistin oder einem Karikaturisten – aber zu ein und demselben Oberthema. Diese Woche: Wehrpflicht.

Und Sie, die Leserinnen und Leser, sind gefragt: Am Ende der Woche können Sie im SPOTLIGHT oder bei Instagram abstimmen, welche Künstlerin oder welcher Künstler den besten, überraschendsten, treffendsten Blick auf das jeweilige Thema der Woche hatte. Dabei können Sie dann auch etwas gewinnen.

Ich freue mich total, dass unser Team gemeinsam mit fünf engagierten Karikaturistinnen (Männer mitgemeint) dieses Projekt auf die Beine gestellt hat. Ich freue mich auch, dass heute aus diesem Anlass das erste Mal ein besonderer Kollege aus dem CORRECTIV-Team die „Werkbank“ geschrieben hat: Mohamed Anwar, unser Design-Chef. Er nämlich musste vor einigen Jahren aus seinem Heimatland Ägypten fliehen – eben, weil er dort mit seinen politischen Karikaturen angeeckt ist. Mohamed Anwar hat uns für die Cartoon-Arena auch dieses schöne Bild erstellt:

Grafik: Mohamed Anwar

Und nicht zuletzt freue ich mich, dass unser Technik-Team rechtzeitig zum Start der Cartoon-Arena ein neues Feature programmiert hat, das wir uns schon lange gewünscht haben: Ab sofort können Sie Bilder aus dem SPOTLIGHT, die Ihnen gefallen, direkt auf Ihren Social-Media-Profilen teilen. Erst einmal die Karikaturen, und demnächst zum Beispiel auch die Grafik des Tages.

Haben Sie Feedback zu unserem neuen Projekt? Schreiben Sie mir gern: anette.dowideit@correctiv.org.

Thema des Tages: Jetzt noch lustiger

Cartoon-Arena: Diskussion um die Wehrpflicht

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Faktencheck: Nein, in Island verlieren Politiker nicht automatisch ihr Amt, wenn sie lügen

Gute Sache(n): Warum ChatGPT nun auf Erotik setzt • Deutsche wieder so glücklich wie vor Corona • Freiwillige Feuerwehr in Hessen verwendet nur noch weibliche Amtsbezeichnungen

CORRECTIV-Werkbank: Über unsere neue Cartoon-Arena

Grafik des Tages: So häufig werden in Europa Häuser abgerissen

Der Wegbegleiter schlug vor: Politische Cartoons wären doch etwas für uns. Ich dachte darauf gemeinsam mit unserem Designchef Mohamed Anwar herum, der selbst politischer Karikaturist ist. 

Unsere Gedanken hinter dem Projekt:
Karikaturen sind eine enorm wichtige politische Ausdrucksform. In ihnen steckt die Kraft, Debatten anzustoßen, Mächtige aufs Korn zu nehmen – und etwas entgegenzusetzen, wenn man sich machtlos fühlt. 

Karikaturen waren schon immer ein gesellschaftliches Korrektiv. Und jene, die sie zeichnen, brauchen Mut. Und Fingerspitzengefühl. Wenn sie anecken, was sie ja auch sollen, begeben sie sich schnell in die Schusslinie von Kritikern. Es gab extreme Fälle in der weltweiten Geschichte politischer Karikaturen: Charlie Hebdo in Frankreich ist jener Fall, der den meisten von uns wohl am präsentesten ist. 2015 drangen bewaffnete Islamisten in die Redaktion der Satirezeitschrift in Paris ein und töteten zwölf Menschen – weil die Karikaturisten der Zeitschrift mehrfach den Propheten Mohammed aufs Korn genommen hatten.

Auch in der deutschen Geschichte gab es eine Zeit, in der Karikaturisten unter Druck gerieten: weil sie in den Jahren um die Machtergreifung der Nationalsozialisten in ihren Bildern Hitler und seine Partei, die NSDAP, kritisierten. Ähnlich wie andere, die mit Humor gegen die Nazis anschrieben – siehe Kurt Tucholsky.

Heute ist der politische Cartoon in Deutschland etwas aus dem Blick geraten. Wir wollen diese künstlerische Diskussionskultur wiederbeleben. Auch deshalb, weil wir in anderen Ländern (siehe USA) gerade sehen: Humor ist das erste, das in zunehmend autoritären Staaten stummgeschaltet wird. Hier erklären wir unsere Gedanken etwas ausführlicher.

Was wir genau planen:
In der Cartoon-Arena treten unsere fünf Karikaturistinnen und Karikaturisten gegeneinander zum Wettstreit an. Wir legen ein gemeinsames Thema fest, zu dem sie um die beste, treffendste Idee ringen. Am Ende der Woche können Sie, unsere Leserinnen und Leser, abstimmen: Wer hat die Woche gewonnen?

Auf diese Weise wollen wir Debatten über Karikaturen wiederbeleben. 

Wer dabei ist:
Entwickelt haben wir die Idee gemeinsam mit einer Gruppe von Cartoonisten. Unser erster Kontakt und Ideengeber war Stephan Rürup, der unter anderem für die Titanic, aber zum Beispiel auch für die Welt am Sonntag arbeitet. Er sagt:

„Redaktionen können Gedankengänge durch Karikaturen anders anstoßen als durch Texte. Denn Karikaturen setzen sich anders mit Themen auseinander: Sie können oft mutiger sein und beispielsweise Machthabende anders beleuchten oder entzaubern als journalistische Kommentare, in denen alles schnell schwarz-weiß wirkt. Und sie lassen Interpretationsspielräume für die Betrachtenden offen.“
Stephan Rürup
Karikaturist

Rürup war gleich Feuer und Flamme für die Idee und half uns, eine Gruppe an Künstlern zusammenzustellen, deren Cartoons Sie diese Woche im SPOTLIGHT sehen. Dabei sind noch: Bettina Schipping, Miriam Wurster, Katharina Greve – und Henning Christiansen, mit dessen Karikatur der Ideen-Wettstreit zum Thema Wehrpflicht heute startet. 

Argentiniens Präsident erzielt Erfolg bei Zwischenwahlen 
Der ultraliberale argentinische Präsident Javier Milei erzielte mit seiner Regierungspartei La Libertad Avanza knapp 41 Prozent bei den Zwischenwahlen in Argentinien. Die oppositionelle Mitte-Links-Partei konnte nur etwa 24 Prozent erzielen. Die Zwischenwahl galt als Stimmungstest für Milei und seine Partei. 
handelsblatt.com

Lokal: Familie von Opfer des Tiergartenmordes aus Berlin abgeschoben 
Sechs Jahre nach dem Mord an dem Georgier Selimchan Changoschwili durch einen russischen Auftragsmörder wurde die Familie des Opfers nach Georgien abgeschoben. Die Familie von Selimchan fürchtet nun in dem prorussisch dominierten Land um ihr Leben.
tagesspiegel.de

Recherche: 84 Millionen Bestechungsgeld für Medikamenten-Empfehlungen 
Eine Recherche von dänischen Journalisten zeigt, wie europäische Kardiologen enorme Summen für die Empfehlung eines bestimmten Herzmedikaments erhalten haben. Die Pharmaindustrie setzt laut der Recherche auf verschiedene Methoden, um die Ärzte zu beeinflussen. 
srf.ch/rts.ch

Isländische Flagge
Über die Regelungen für Politikerinnen und Politiker in Island kursieren aktuell Falschbehauptungen (Symbolbild: Steffen Trumpf / DPA / Picture Alliance)

So geht’s auch
Die Lebenszufriedenheit der Deutschen liegt laut einer Befragung wieder auf Vor-Corona-Niveau. Zugleich schrumpft „die Glückslücke“ zwischen Ost- und Westdeutschland. Die Spitze bildet Hamburg, das Schlusslicht Mecklenburg-Vorpommern. Die Ergebnisse sind nach Angaben der Institute für diese Bevölkerungsgruppen repräsentativ.
deutschlandfunk.de

Fundstück
In der Stadt Friedrichsdorf in Hessen sorgt eine neue Satzung der Freiwilligen Feuerwehr für Aufsehen: Sämtliche Amtsbezeichnungen sind nur noch in der weiblichen Form gehalten. Der Hintergrund: Vor nicht allzu langer Zeit standen nämlich dort noch beide Geschlechter, etwa „die Wehrführerin / der Wehrführer“. Die CDU-Fraktion im Stadtparlament hatte beantragt, die Doppelnennung zu streichen. Bürgermeister Lars Keitel (Grüne) setzte das Vorhaben um, allerdings anders als von der CDU erwartet: Er entschied sich kurzerhand, ausschließlich die weiblichen Formen beizubehalten. Die Christdemokraten fühlen sich missverstanden und fordern nun neutrale Begriffe wie „Wehrführende“ – was sie dem echten Gendern ein ganzes Stück näher bringt.
tagesschau.de


Ich beneidete sie immer um ihre witzigen und originellen Ideen und träumte davon, einer von ihnen zu werden. Und es ist mir gelungen: Es hat ein paar Jahre gedauert, aber aus dem Kind ist ein politischer Karikaturist geworden. Eine Aufgabe, die ich gerne übernommen habe. Aber anscheinend hat das, was ich gezeichnet habe, das Regime in meinem Heimatland Ägypten verärgert. So sehr, dass sie beschlossen haben, mich loszuwerden. Ich musste mein Land verlassen und nach Deutschland ziehen.

Aber Sie irren sich, liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie glauben, dass dies eine traurige Geschichte ist. Tatsächlich handelt es sich um eine Geschichte über die Macht des Journalismus und der politischen Karikatur. Sie kann Generationen prägen, schwierige Gespräche anstoßen, zum Nachdenken anregen und die Zukunft verändern – zumindest sollte es so sein. Und auch hier in Deutschland sollten wir den Mut haben, offen für pointierte Kritik zu bleiben.

Deshalb haben wir uns hier bei CORRECTIV entschlossen, sie wieder einzuführen. Wir laden fünf großartige Karikaturisten in unsere neue Cartoon-Arena ein, wo alle fünf zu einem Thema zeichnen werden – im Wettstreit darum, wer uns am meisten faszinieren und eine neue Perspektive bieten kann. Und jede Woche entscheiden Sie auf unserem Instagram-Account über den Gewinner.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner, Leonie Georg, Sebastian Haupt, Ulrich Kraetzer und Jule Scharun.