Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.

Autor Bild Anette Dowideit

es gab kaum ein anderes Thema, das Sie – die Leserinnen und Leser des SPOTLIGHT – in den vergangenen Monaten derart stark beschäftigt hat: die neue Wehrpflicht. Jetzt ist die Einigung in der Regierungskoalition da. Im Thema des Tages dröseln wir das Wichtigste dazu auf: Musterung, Frauen an den Waffen, Losverfahren.

Was außerdem heute wichtig ist: Wir von CORRECTIV haben heute gleich zwei Recherchen mit politischer Relevanz veröffentlicht. In der Story unseres Russland-Experten Alexej Hock geht es um eine mutmaßliche Sanktionsumgehung einer deutschen Firma: Sie lieferte Maschinen über Usbekistan nach Russland. Dahinter steht die Frage, ob unsere Sanktionen gegen Putins Regime überhaupt wirken. Mehr im „Tag auf einen Blick“.

Und unser Team Schweiz hat einen spannenden Report gemeinsam mit der Wochenzeitung WOZ veröffentlicht: In einer verdeckten Recherche konnte unser Reporterteam zeigen, wie Schweizer Banken und Behörden Superreichen helfen, Steuern zu sparen. Auch solchen aus Deutschland. Mehr dazu in der heutigen Grafik des Tages.

Thema des Tages: Wehrpflicht jetzt doch freiwillig

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Faktencheck: Nein, die Rentenanpassung 2025 ist keine indirekte Rentenkürzung

Gute Sache(n): Welche Rolle spielt die Berichterstattung • 19 CEOs schließen sich zusammen – ihr Appell an die Regierung • „No Shave November“: Warum Männer ihre Bärte spenden

CORRECTIV-Werkbank: Empörung über Weigerung der Bundesregierung, Visa für Afghanen zu erteilen

Grafik des Tages: Wenig Steuern für Priviligierte

Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.

Wer wird gemustert?
Alle Männer ab 18 Jahren. Allerdings nicht sofort; die flächendeckende Musterung wird erst nach und nach eingeführt. 

Im kommenden Jahr bekommen erst einmal alle 18-Jährigen einen Bogen zugeschickt, den sie ausfüllen müssen beziehungsweise sollen: Die jungen Männer müssen ihn ausfüllen, die jungen Frauen können das tun – wenn sie wollen.

Moment – wieso ist das nur für Männer Pflicht?
Wir sprechen stets über Gleichberechtigung, und nun sollen nur die Jungs zur Pflicht herangezogen werden, die Mädels aber nicht. Das klingt für viele wie aus der Zeit gefallen. 

Aber: Es entspricht unserem geltenden Recht. Unsere Verfassungsgerichte haben sich immer wieder mit der Frage beschäftigt, ob es mit dem Grundgesetz vereinbar ist, dass Frauen keinen Dienst an der Waffe machen dürfen/sollen. Fast 50 Jahre lang war Frauen dies in Deutschland tatsächlich verboten – sie durften nur in den Sanitätsdienst und den Musikkorps. Kein Witz.

Erst im Jahr 2000 kippte der Europäische Gerichtshof dies; seither dürfen Frauen freiwillig Dienst an der Waffe tun. Aber eben nur freiwillig.

Zu einem Wehrdienst dürfen Frauen laut Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts nicht herangezogen werden, weil sie „typischerweise im familiären Bereich stärkeren Belastungen ausgesetzt werden“. Nun gut. Ausführlich ist dies im Verfassungsblog erklärt.

Wie sieht es jetzt mit dem Losverfahren aus?
Vielleicht erinnern Sie sich, dass Cartoonist Stephan Rürup mit dem Thema „Losverfahren für die Bundeswehr“ kürzlich unsere Cartoon-Arena gewann:

Also, es ist kompliziert: Erstmal will die Bundesregierung nun sammeln, wie viele Interessenten (und Interessentinnen) sich freiwillig melden. Sind es nicht genug, dann würde der Bundestag noch einmal zusammenkommen und über weitere Schritte beraten. 

Erst dann wäre es als letzte Option theoretisch möglich, dass ein Losverfahren käme.

EU-Parlament stimmt für Lockerungen im Lieferkettengesetz – auch mit Stimmen der AfD
Die Europäische Volkspartei (EVP) stimmt unter anderem mit Unterstützung der Union und der AfD für eine Aufweichung des Lieferkettengesetzes. Das Gesetz sollte Unternehmen weltweit dazu bringen, Menschenrechte konsequenter zu schützen.
spiegel.de  

Lokal: Kinderhospital in Osnabrück am Limit
Das Kinderhospital in Osnabrück ist am Ende seiner Kräfte. Die Nachfrage nach einer psychotherapeutischen Betreuung für Kinder wächst stetig. Der Chefarzt der Klinik schlägt Alarm und problematisiert die intensive Handynutzung der Kinder.
noz.de 

CORRECTIV: Gelangen deutsche Maschinen über Usbekistan heimlich nach Russland?
Der russische Konzern Uralkali, einer der weltweit größten Hersteller von Düngemitteln, steht auf der Sanktionsliste der EU. Doch unsere Recherchen zeigen: Die Maschinen deutscher Firmen fanden bis zuletzt über Usbekistan trotzdem ihren Weg nach Russland.
correctiv.org

Mit irreführenden Aussagen über die Rente erreichte ein Beitrag auf Instagram über 400.000 Aufrufe

So geht’s auch
19 deutsche Unternehmenschefs – darunter Vertreterinnen von Aldi Süd, Otto Group, Salzgitter AG, Strabag SE und Wacker Chemie – haben der Bundesregierung einen 12-Punkte-Appell übermittelt. Darin fordern sie: „Wir müssen Wirtschaftswachstum und Klimaschutz miteinander in Einklang bringen.“ Dafür müssten Politik und Wirtschaft an einem Strang ziehen. Wie aus dem Appell hervorgeht, ist das Ziel: „die Wirtschaft resilienter aufzustellen, die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und die Klimaziele zu erreichen.“
presseportal.de / Das Paper: klimawirtschaft.org  

Fundstück
Der „No Shave November“ ist Teil einer weltweiten Spendenaktion, bei der Männer auf der ganzen Welt ihre Bärte wachsen lassen, um diese später zu spenden und Aufmerksamkeit zu generieren: Sie wollen so anderen Männern helfen, die Krankheiten wie Krebs haben. Ins Leben gerufen wurde die Aktion 2003 in Australien, seitdem hat sie sich immer weiter ausgebreitet. 
rnd.de


Zur Erinnerung: Nach dem überstürzten Abzug der westlichen Alliierten aus Afghanistan im Sommer 2021 hatte die Ampel-Koalition für Ortskräfte – aber auch  für andere bedrohte Personen – mehrere Aufnahmeprogramme aufgelegt. Fast 37.000 Afghaninnen und Afghanen kamen so nach Deutschland. Zur Abwicklung der Einreiseformalitäten wurden sie temporär in Pakistan untergebracht.

Nach der Bundestagswahl vereinbarten CDU und SPD, die Programme zu beenden. In Pakistan sitzen daher zurzeit rund 1.850 Afghaninnen und Afghanen fest. Die Regierung Merz will sie nicht nach Deutschland lassen, obwohl ihnen die Visa zuvor versprochen worden waren. Einige klagten ihre Einreise erfolgreich ein. Andere müssen fürchten, wieder zu den Taliban nach  Afghanistan geschickt zu werden.

Zwei unserer Leser haben mir geschrieben, dass sie den Kurswechsel der Regierung Merz richtig finden. Alle anderen verurteilten ihn.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Jule Scharun, Till Eckert, Samira Joy Frauwallner, Ulrich Kraetzer und Finn Schöneck.