
Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.
Liebe Leserinnen und Leser,
einmal besuchte ich als Journalistin eine Luxusbootsmesse in Monaco – eine Parallelwelt für Milliardäre. Ich nenne sie mal die Yachtpeople. Im fürstlichen Hafen funkeln Teakholzterrassen, Jetskis stehen in marmorgefliesten Garagen. Mit Seide tapezierte Ankleidezimmer, so groß wie Klassenzimmer, gehören ebenso dazu wie Schiffe mit Helikopterlandeplätzen, mehreren Swimmingpools und Dutzenden Bediensteten, die unermüdlich polieren, servieren, massieren. Solche Luxusyachten kosten oft mehrere hundert Millionen.
In Monaco hörte ich immer wieder: Die besten Kunden kommen aus der Ölbranche – aus russischen, saudi-arabischen und indischen Regierungen oder ihren staatlichen Ölfirmen. Eine Oxfam-Studie bestätigt: Fast die Hälfte der Yachtbesitzer ist in fossile Energien oder energieintensive Industrien investiert.
Und jedes Jahr aufs Neue bremsen die Yachtpeople Fortschritte auf der Klimakonferenz.
So auch dieses Mal im brasilianischen Bélem. Am Freitagnachmittag zeichnete sich auf der Konferenz ab: Für einen klaren Plan für den Ausstieg aus Gas, Kohle und Öl – den Treibern des Klimachaos – muss noch hart gekämpft werden. Die Welt brennt, versinkt, überhitzt, trocknet aus, wird mancherorts unbewohnbar – aber den Yachtpeople, auch das wurde in Monaco klar, geht es jedes Jahr besser.
Wer sind die Brandstifter in der Klimakrise – und wie ziehen wir sie auf die Seite der Zukunft? Das ist die Frage auch dieser COP – und unserer Klimaredaktion. Uns gibt es seit der wegweisenden Pariser Klimakonferenz 2015, seitdem haben wir brennende Recherchen im Köcher. Und die COP heute im Thema des Tages.
Außerdem im SPOTLIGHT: Unsere Lokalredaktion in Gelsenkirchen verklagt die Stadt. Und in der Grafik des Tages haben wir eine wichtige Frage an Sie, unsere Leserinnen und Leser.
Die Gewinnerinnen unserer Premierentickets für morgen im Schauspiel Köln sind Meike F. und Lena F. Herzlichen Glückwunsch.
Morgen blickt mein Kollege Justus von Daniels an dieser Stelle auf die Bilanz unserer Enthüllung zum „Geheimplan gegen Deutschland“ vor knapp zwei Jahren. Kommen Sie gut ins Wochenende.
Thema des Tages: Die Yachtpeople und die Klimakonferenz
Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste
Leserfrage der Woche: Sechs km/h zu schnell gefahren – und der Staat klingelt persönlich?
CORRECTIV Events: Theaterpremiere in Köln
CORRECTIV.Faktenforum: Kein Bargeldverbot – Supermärkte dürfen weiterhin Bargeld annehmen
CORRECTIV-Werkbank: Wir ziehen gegen die Stadt Gelsenkirchen vor Gericht
Grafik des Tages: Tötungsdelikte an Frauen: Mehrheit der Täter kommt aus dem engen Umkreis
Am Freitagnachmittag fehlte plötzlich im Entwurf zur Abschlusserklärung ein entscheidendes Wort: fossil. Damit verschwanden auch konkrete Pläne, den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas voranzutreiben. Vermutlich geschah, was die COP seit Jahrzehnten prägt: Staaten, die wie Saudi-Arabien, Russland, Indien oder Venezuela einen Großteil ihres Wohlstandes und ihrer Einkommen aus klimaschädlichen Energien beziehen, wehrten sich gegen eine offizielle Abwicklung ihres lukrativen Geschäfts. So schreibt es die Nachrichtenagentur AFP. Das Feuer soll weiter lodern. Damit wächst auch die Gefahr von Gluthitze und höllischen Überschwemmungen.

Was trotzdem Hoffnung macht:
Anders als die Höhlenmenschen brauchen wir heute kein Feuer mehr – wir haben alles, um die Klimakatastrophe zu bremsen. Wir müssen den Göttern nicht wie Prometheus das Feuer klauen: Wir können uns mit der Sonne wärmen, mit Windkraft Autos antreiben, können selbst Sojawürstchen – pardon, wurstähnliche Sojafritten – auf den Elektrogrill schmeißen, ohne die Welt abzufackeln.
Klingt so fantastisch wie eine Götterlegende, ist aber wahr. Viele Staaten, gerade auch in den USA, haben dies verstanden. Während eine offizielle US-Delegation fehlte, hatten viele Bundesstaaten auf eigene Faust Vertreterinnen und Vertreter geschickt, um weiter Klimapolitik zu machen. Das ist die gute Nachricht einer COP, bei der es sogar wortwörtlich lichterloh brannte.
Und Deutschland so?
Nachdem Bundeskanzler Friedrich Merz mit seinen abfälligen Bemerkungen ganz Brasilien erzürnte – und ihm Präsident Luiz Lula da Silva riet, doch mal tanzen zu gehen (Merz bei einem Samba?!), um die Schönheit seines Landes zu erkennen – zeigte sich Deutschland mit einigem Engagement:
Eine Milliarde Euro will die Regierung in den geplanten Tropenwald-Fonds TFFF investieren – weniger als Norwegen, aber so viel wie Brasilien auch und mehr als viele andere Länder. Dafür gab es sogar Lob von Umweltverbänden. Auch einen festen Ausstiegstermin aus fossilen Energien unterstützt Deutschland offenbar, das bekräftigte auch Staatssekretär Jochen Flasbarth im ARD-Interview.
Wie auch immer die Konferenz ausgeht, die womöglich in die Verlängerung geht – eine brandheiße Empfehlung (psst…) der CORRECTIV-Klimaredaktion lautet: Aus Kohle und Gas aussteigen kann Berlin auch ohne brasilianische Beschlüsse.
Wenn die Regierung das Feuer wirklich löschen will.
Behörden warnen vor frühzeitiger Grippewelle
Nach Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) scheint die Grippewelle dieses Jahr ungewohnt früh zu beginnen. Der Grund sei eine neue Variante des Grippevirus Influenza A. Die Behörde rät daher den Risikogruppen, sich unverzüglich impfen zu lassen.
t-online.de
Entsetzen über 28-Punkte-Plan zu Russlands Angriffskrieg
Laut dem 28-Punkte-Plan, den die US-Regierung mit Russland erarbeitet hat, soll die Ukraine weiträumig Gebiete abtreten und ihre Truppen erheblich reduzieren. Daran gibt es scharfe Kritik, doch die USA drängen offenbar auf schnelle Umsetzung. Der ehemalige Top-Diplomat Wolfgang Ischinger ruft Europa zu einem entschiedenen Vorgehen auf.
tagesspiegel.de / stern.de (€)
Lokal: Weitere Zeugenaussagen im Prozess gegen Magdeburg-Attentäter
Der Angeklagte Taleb A., der im Dezember letzten Jahres mit einem Auto sechs Menschen auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt tötete, steht vor Gericht. Es war bereits der fünfte Verhandlungstag in dem Prozess gegen Taleb A. Im Laufe des Prozesses kommen immer mehr Details zu der Tat ans Licht.
mdr.de / mz.de (€)
Recherche: Schweizer Zughersteller überschreitet Grenzwerte für VOC-Schadstoffe über Jahre
Eine Recherche von SRF investigativ zeigt, wie der Schweizer Zughersteller „Stadler Rail“ seit Jahren seine Züge mit gesundheitsschädlichen Schadstoffen lackiert und diese in die Umwelt entweichen. Kritik kommt von Umweltjuristen und ehemaligen Mitarbeitenden.
srf.ch

Leserfrage der Woche

Eine SPOTLIGHT-Leserin fragt: „Inwiefern ist es polizeiliche Praxis in Berlin, dass Polizeibeamte Bürger persönlich an der Haustür aufsuchen – wegen eines vergleichsweise geringen Delikts (in diesem Fall zu spät bezahltes Verwarngeld und Geschwindigkeitsüberschreitung von 6 km/h)?“
Was geschehen ist: Ein Polizeioberkommissar suchte die Bürgerin persönlich auf. Da sie nicht zuhause war, habe er eine von Hand beschriebene Visitenkarte mit der Bitte um Rückruf oder Mail hinterlassen – ungewöhnlich, aber offenbar Routine. Der Grund: Sie habe eine Verwarnung über 30 Euro wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung von sechs Kilometern pro Stunde übersehen.
Die Polizei Berlin erklärt dazu, es gebe keine Bagatellgrenze – auch geringfügige Ordnungswidrigkeiten würden verfolgt, wenn andere Ermittlungsmöglichkeiten erschöpft seien. Das sei etwa der Fall, wenn auf Verwarnungen oder Anhörungen nicht reagiert werde und die Bußgeldstelle den Betroffenen etwa durch Fotoabgleich nicht identifizieren könne. Dann werde der örtliche Polizeiabschnitt um Unterstützung gebeten.
Rechtsgrundlage ist § 53 Ordnungswidrigkeitengesetz. Danach ist die Erforschung des Sachverhalts Pflicht von Polizei und Bußgeldstelle; letztere besitzt im Verfahren ähnliche Befugnisse wie eine Staatsanwaltschaft und kann Ermittlungsaufträge erteilen. Die Polizei muss dabei nach „pflichtgemäßem Ermessen“ handeln und Maßnahmen treffen, um eine „Verdunkelung der Sache“ zu verhindern.
Zu Kosten und Aufwand eines Hausbesuchs verwies die Behörde lediglich darauf, dass Polizeieinsätze „aus dem allgemeinen Haushalt finanziert“ werden.

CORRECTIV Events

Theaterpremiere „Krieg und Frieden“, Köln
Am 22. November feiert das Theaterstück „Krieg und Frieden“ von CORRECTIV und dem Schauspiel Köln Premiere. Es geht um den Aufstieg Putins, die Geschichte der autoritären Entwicklung in Russland und den Krieg gegen die Ukraine.
Tickets
Von Event zu Engagement: Durch Veranstaltungen Beteiligung stärken, Online
Für Redaktionen sind Events ein starkes Werkzeug, um Gemeinschaft und Beteiligung im Lokalen zu stärken. Doch wie schafft man Formate, bei denen Menschen nicht nur vorbeischauen – sondern bleiben, mitmachen und weitermachen? Darum geht’s beim nächsten Know-Lunch des CORRECTIV.Starthub am 27. November.
Anmeldung
FAKE oder FAKT? – Werden Sie fit im Faktencheck, Fürstenwalde
Täglich prasseln Schlagzeilen, Posts, Videos und Kommentare auf uns ein – und längst nicht alles stimmt. Wie erkennt man verlässlich, was wahr oder falsch ist? Im Workshop des CORRECTIV.Faktenforums am 27. November lernen Interessierte die wichtigsten Werkzeuge des Faktencheckens kennen.
Anmeldung

CORRECTIV.Faktenforum

Ein Video zeigt Friedrich Merz in verschiedenen Szenen: im Bundestag, bei einer Podiumsdiskussion, in einem Interview. Darüber prangen Schriftzüge wie „Ab 01.12.2025 Bargeld verboten“ und „Digitale Fessel“. Der Zusammenschnitt erweckt den Eindruck, Merz habe ein umfassendes Bargeldverbot angekündigt. Doch die Aufnahmen stammen aus völlig unterschiedlichen Kontexten und haben nichts mit einem Bargeldverbot zu tun. Offizielle Stellen bestätigen: Ein Bargeldverbot ist nicht geplant.
faktenforum.org
Endlich verständlich
Beim europäischen Digitalgipfel in Berlin Anfang der Woche ging es darum, dass sich Europa unabhängiger von US-Konzernen macht (CORRECTIV berichtete). Deutschland und Frankreich schienen jedoch in zentralen Punkten uneins. Woran das liegt, erklärt die taz. Grundlegend sind unterschiedliche Paradigmen der Länder: Während Frankreich in digitale Unabhängigkeit investieren und europäische Lösungen möchte, priorisiert Deutschland das Thema Bürokratieabbau und weniger Regulierung. Die Differenzen drohen, die digitale Unabhängigkeit Europas auszubremsen.
taz.de
So geht’s auch
Der bei Kindern und Jugendlichen beliebten Spieleplattform Roblox wird schon lange vorgeworfen, nicht genug für den Schutz ihrer minderjährigen Nutzer zu tun. So können Erwachsene sich über eine Chatfunktion als Gleichaltrige ausgeben und mit den Kindern chatten. Um das zu verhindern, will Roblox nun eine Altersverifizierung einführen. Nutzer müssen also ab sofort per Live-Foto ihr Alter bestätigen lassen, mit Hilfe einer KI wird dann das Alter herausgefiltert.
deutschlandfunknova.de
Fundstück
Die UN Women Deutschland möchte mit einer Petition erreichen, dass Catcalling strafbar gemacht wird – also sexuell anzügliche Äußerungen, Pfiffe, Gesten oder Kommentare im öffentlichen Raum. Die Verfasserin der Petition erklärt: „Catcalling ist übergriffig, entwürdigend, einschüchternd und hinterlässt Spuren bei Betroffenen“, darum fordern sie von der Justiz und der Regierung eine Erweiterung des Strafrechts.
watson.de
Unsere Gelsenkirchener Lokalredaktion SPOTLIGHT Gelsenkirchen gibt es seit Juni. Nun sehen wir uns das erste Mal zu einem drastischen Schritt gezwungen: Wir verklagen die Gelsenkirchener Stadtverwaltung auf Auskunft.
Das Gericht soll die Verwaltung dazu zwingen, unsere Fragen zum städtischen Haushalt zu beantworten. Wir wollen wissen, wie hoch ein bereits angekündigtes Haushaltsloch tatsächlich ausfallen wird. Bisher weigert sich die Stadtverwaltung, diese Frage zu beantworten. Sie will erst ein paar Tage vor Weihnachten den städtischen Haushalt für das kommende Jahr zum ersten Mal vorstellen.
Wahrscheinlich ist, dass die Verwaltung schlicht keine Unruhe in die hier nach der Kommunalwahl immer noch laufenden Koalitionsverhandlungen bringen will. Für uns passt aber gerade das nicht zusammen. Wer ein Bündnis für die kommenden fünf Jahre schmieden will, muss wissen, wie viel Geld in der Kasse ist. Ein einfaches Beispiel: Wer mehr Tempo bei der Sanierung von Straßen machen will, muss wissen, ob er das Baustellenbudget erhöhen kann.
Fehlt Geld, müssen im Koalitionsvertrag groß angekündigte Projekte wieder eingedampft oder sogar ganz gestrichen werden. Das sorgt für Enttäuschungen und Misstrauen. Um schon vorher mehr Klarheit zu bekommen, ziehen wir jetzt vor Gericht.

Die Opferzahlen häuslicher Gewalt sind auf einem neuen Höchststand: Das zeigt das gerade veröffentlichte Lagebild des Bundeskriminalamtes (BKA). Doch die Zahlen erfassen geschlechtsspezifische Gewalt nur unvollständig. Unter anderem, weil in Deutschland keine einheitliche Definition von Femiziden – also der Tötung aufgrund des Geschlechtes – Anwendung findet. Das Deutsche Institut für Menschenrechte will die Lücken schließen und hat die Daten der vergangenen Jahre systematisch ausgewertet. Sie zeigen ein klares Bild: Der Großteil der Tötungsdelikte an Frauen ereignet sich im sozialen Nahfeld, verübt von (Ex-)Partnern und Familienangehörigen.
Auch CORRECTIV recherchiert derzeit zum Thema. Hier Fragen an Sie: Kennen Sie Fälle, in denen Frauen trotz Warnsignalen oder Hilfeersuchen nicht vor Gewalt durch ihren (Ex-)Partner geschützt wurden? Was können Polizei, Justiz oder Hilfsangebote besser machen? Und: Haben Sie vielleicht selbst Erfahrungen mit häuslicher Gewalt gemacht und wollen uns davon (gerne anonym) erzählen? Schreiben Sie an samira.joy.frauwallner@correctiv.org oder katharina.roche@correctiv.org.
An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Samira Joy Frauwallner, Sebastian Haupt, Ulrich Kraetzer und Jule Scharun.
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