
Diese für Audio optimierte Kompaktfassung des täglichen Spotlight-Newsletters ist von einer KI-Stimme eingelesen und von Redakteuren erstellt und geprüft.
Liebe Leserinnen und Leser,
Deutschlands Umbau zur Militärmacht ist schon in vollem Gange. Wir haben geheime Dokumente bekommen – die offen legen, was da genau geplant ist. Sie zeigen auch, dass in Zukunft wohl häufig Aufträge ohne ein offizielles Ausschreibungsverfahren vergeben werden.
Pünktlich zu unserer heute veröffentlichten Recherche kam dann heute auch diese Meldung aus dem Bundestag: Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) will kurz vor dem Jahresende schon mal schnell 30 Großprojekte durch den Haushaltsausschuss bekommen.
Im Leserinnen-Gedichts-Adventskalender steckt heute ein pazifistisches Gedicht von Monika K. (das allerdings ein bisschen außer Acht lässt, dass es nun einmal die Aggression aus Russland gibt):
Weihnachtswunsch
Wenn wir das einmal machten
Uns zu respektieren und zu achten
Wenn wir einfach nicht mehr mitmachten beim
Schlachten
Und uns leben ließen?
Wenn wir das Geld für Waffen
verwendeten um
Zukunft zu schaffen?
Was könnten wir damit alles bauen?
Vielleicht müssten wir uns einfach mal trauen,
das Morden zu lassen
und als nächstes das Hassen.
Und dann das Leben gemeinsam feiern –
Unser größtes Geschenk
Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend – und schreiben Sie mir gern mit Recherchehinweisen: anette.dowideit@correctiv.org.
Thema des Tages: Aufrüsten ja, ausschreiben nein
Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste
Faktencheck: Anschlag in Sydney: Video von Feuerwerk aus dem Kontext gerissen
Grafik des Tages: Bevölkerungsentwicklung: Deutschland schrumpft, besonders der Osten hart getroffen
Jahrzehntelang diskutierten wir in Deutschland – beziehungsweise unsere Politikschaffenden – ewig, wenn eine neue Anschaffung für die Bundeswehr anstand: Brauchen wir diese Panzer und jene Granaten wirklich?
Das ist Vergangenheit, die Bedrohung durch Putins Regime in Russland hat in Deutschland und ganz Europa einen radikalen Kurswechsel ausgelöst. Aber was heißt das konkret? Wie wird der Umbau Deutschlands zur Militärmacht konkret umgesetzt – und welche Nebenwirkungen bringt der Großeinkauf beim Militär mit sich?
All das zeigen wir in der heute erschienenen Recherche unseres Reporters Till Eckert.

Darum geht es im Text:
Die CORRECTIV-Redaktion hat geheime Dokumente aus dem Verteidigungsministerium bekommen. Sie sind der Fahrplan für den Umbau Deutschlands zur Militärmacht. Auf Hunderten Seiten wird skizziert, wie die Bundeswehr sich in den kommenden Jahren aufstellen will.
Wir haben diese Dokumente ausgewertet.
Das sind die wichtigsten Erkenntnisse:
- In den kommenden Jahren sollen rund 400 Milliarden Euro in Munition und neue Waffensysteme fließen. Darunter sind auch solche, deren Einsatz lange kategorisch ausgeschlossen wurde, weil sie entweder autonom agieren – oder eine nukleare Eskalation provozieren könnten. Experten mahnen die Regierung daher zur Zurückhaltung.
- In vielen Fällen haben Pistorius und die Bundesregierung längst geplant, an welche Unternehmen sie Rüstungsaufträge vergeben will. In mehr als 40 Fällen sollen Aufträge ganz ohne Ausschreibungsverfahren vergeben werden. Es geht um mehr als 64 Milliarden Euro.
- Weiterhin zeigen die Dokumente, wie nach der Einführung des neuen Wehrdienstes die Ausbildung von Soldatinnen und Soldaten umgestaltet werden soll. Ein Fokus liegt auf der Umstrukturierung des sogenannten Heimatschutzes: Soldatinnen und Soldaten, die im Kriegsfall im Inland kritische Infrastrukturen schützen sollen.
Was das aussagt:
Die Regierungspapiere verdeutlichen einen tiefgreifenden Wandel, der in den kommenden Jahren in alle Lebensbereiche der Deutschen greifen wird. Unsere Recherche zeigt: Das Land steht vor gewaltigen gesellschaftlichen und ethischen Herausforderungen.
Bürgergeld-Reform von Kabinett beschlossen
Die Bundesregierung hat die Reform des Bürgergeldes auf den Weg gebracht. Sie soll den Druck auf Leistungsbeziehende zur Arbeitsaufnahme erhöhen und sieht Verschärfungen bei Pflichtverletzungen vor. Die Geldleistung soll künftig „Grundsicherungsgeld“ heißen. Der Bundestag muss über die Änderungen noch beraten und abstimmen.
welt.de
Ukraine: Kanzler Merz lässt deutsche Beteiligung an möglicher Friedenstruppe offen
Vor dem EU-Gipfel sicherte Merz der angegriffenen Ukraine umfassende Sicherheitsgarantien zu. Er ließ allerdings offen, ob sich auch deutsche Soldaten an einer internationalen Truppe zur Sicherung eines möglichen Waffenstillstandes beteiligen würden.
zeit.de
EU-Parlament verschärft Migrationspolitik
Das Europäische Parlament hat für eine Möglichkeit gestimmt, Asylverfahren auszulagern. Die EU-Staaten sollen demnach Asylsuchende in Länder abschieben dürfen, in denen sie vorher nie gelebt haben. Kritik kommt unter anderem von den Grünen, denn die Mehrheit kam mit Hilfe rechtsextremer Parteien zustande.
spiegel.de

Faktencheck

Über ein Video von einem Feuerwerk heißt es online, Muslime in Sydney hätten den antisemitischen Anschlag am Bondi Beach gefeiert. Doch das Video wurde aus dem Kontext gerissen.
correctiv.org
Endlich verständlich
Im neuen Rentenbeschluss der Bundesregierung ist auch die Frühstart-Rente vorgesehen. Damit fördert der Staat die kapitalgedeckte private Altersvorsorge. Das soll Menschen motivieren, bereits in jungen Jahren privat vorzusorgen. Ab 2026 sollen alle Kinder ab dem sechsten Jahr ein Depot erhalten können, auf das monatlich zehn Euro Staatsgeld fließt. Die Details erklären t-online und die Mainpost.
t-online.de / mainpost.de
So geht’s auch
Europa verursacht jährlich Millionen Tonnen Elektroschrott. Was im Müll landet, enthält jedoch wertvolle Rohstoffe, die bislang zu wenig recycelt werden. Forschende am Helmholtz-Zentrum im sächsischen Freiberg arbeiten deshalb daran, kritische Rohstoffe wie etwa Seltene Erden mit Hilfe von Viren zurückzugewinnen. Angesichts wachsender Nachfrage nach solchen Ressourcen und der geopolitischen Situation – große Vorkommen liegen beispielsweise in China – sind solche Verfahren dringend nötig.
mdr.de
Fundstück
Laut aktueller Studie geben autoritäre Chefs noch immer den Ton in vielen Unternehmen an. Ökonomisch wäre für viele Firmen eine demokratische Führung vielversprechender, weil sie für weniger Ohnmacht bei den Mitarbeitenden sorgt. Dennoch herrscht vielerorts eine Art patriarchaler Ordnung vor. Die – auf die Spitze getriebene – Paradefigur dafür in der Filmwelt heißt Bernd Stromberg: ein Chef, der selbst versagt und dafür seine Mitarbeitenden herunterputzt, wo es nur geht. Was er mit der beruflichen Lebenswelt zu tun hat und wie viel Führungs-Coachings verändern können, ergründet die ZDF-Sendung Aspekte.
zdf.de
Neulich blieb ich beim Scrollen auf Instagram an der Schlagzeile „Femizid in Ingolstadt“ von BR24 hängen. Nicht nur die erschütternde Nachricht, vor allem das Wort „Femizid“ ließ mich stoppen – weil es angesichts der Häufigkeit solcher Taten viel zu selten in den Medien vorkommt.
2024 wurden 308 Frauen und Mädchen durch Gewalt getötet, in 191 Fällen waren Partner, Ex-Partner oder Angehörige die Täter. Nicht jede Tat ist ein Femizid, aber viele. Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe stellt nächstes Jahr eine einheitliche Definition vor. Dann wird man Femizide in Deutschland zählen und statistisch erfassen können.
Während einer gemeinsamen Recherche mit meiner Kollegin Samira Joy Frauwallner zum Thema Femizid begegneten mir in Artikeln zu oft romantisierende Begriffe wie „Beziehungsdrama“ oder „Familientragödie“. Sie individualisieren ein strukturelles Problem und entlasten Täter. Worte wie „Eifersuchtstat“ suggerieren, der Mann habe „aus Liebe“ gehandelt. Doch Männer töten Frauen nicht aus Liebe, sondern wegen eines Besitzanspruchs und dem Gefühl, über sie bestimmen zu dürfen.
Deshalb sollten Redaktionen kritisch auf ihre Sprache achten und Femizide klar benennen. Ich hoffe, dass verklärende Begriffe bald der Vergangenheit angehören. Femizide werden es, so fürchte ich, nicht. Ein Kommentar unter dem BR24-Beitrag bringt es auf den Punkt: „Wenn Männer sich trennen, fürchten sie Einsamkeit. Wenn Frauen sich trennen, fürchten sie um ihr Leben.“

Deutschland wird immer älter – und die Bevölkerung schrumpft. Das ergibt die neue Prognose des Statistischen Bundesamtes. Bei moderaten Annahmen könnte die Bevölkerungszahl auf bis zu knapp 75 Millionen sinken. Bei stärkerer Zuwanderung könnte der Trend abgemildert werden. Besonders betroffen vom Schwund dürften die ostdeutschen Bundesländer sein. Sie verlieren in den Modellrechnungen bis zu 30 Prozent an Bevölkerung. Das ist auch relevant für die demokratische Entwicklung: In schrumpfenden Regionen haben es populistische Kräfte oft leichter:
bpb.de
An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Maximilian Billhardt, Till Eckert und Sebastian Haupt.
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