Falscher Titel bei Artikel über UN-Studie zur Erwärmung der Arktis
Ist die Arktis ab 2030 eisfrei? Das behauptet „Focus Online“ – überspitzt dabei aber eine Pressemitteilung.
Am 25. März titelte Focus Online: „Schmelze nicht mehr zu stoppen – Dramatische UN-Studie: Die Arktis ist ab 2030 im Sommer eisfrei“. Auf Facebook enthält der Titel nicht den Zusatz „im Sommer“.
Mehr als 1400 Mal wurde der Artikel auf Facebook geteilt, einige haben ihn als potenzielle Falschmeldung gemeldet.
Wir haben recherchiert. Es gibt die besagte UN-Studie, und dazu eine Pressemitteilung vom 13. März. Die drückt die Erkenntnisse allerdings etwas vorsichtiger aus. Dort steht: „Klimamodelle sagen voraus, dass bei der jetzigen CO2-Emissionsrate, die Arktis im Sommer ab den 2030er Jahren eisfrei sein wird.“ Das heißt: es sind Klimamodelle, und die Berechnung gilt nicht „ab 2030“, sondern „ab den 2030ern“.
In der 56-seitigen Studie selbst taucht die 2030er-Aussage nur einmal auf. Dabei steht der Hinweis, dass verschiedene Klimamodelle zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Das hat ein Aufsatz von Alexandra Jahn und anderen im Jahr 2016 thematisiert, der heißt: „Wie kalkulierbar ist das Timing der eisfreien Arktis?“ Eine eisfreie Arktis wird dort definiert als „weniger als 1 Million Quadratkilometer Eis“. Und eine Schlussfolgerung ist: Es gibt eine Vorhersageunsicherheit von 20 Jahren, wenn es darum geht, die erste eisfreie Arktis vorherzusagen.
Sie kann früher kommen, aber auch später.