Faktencheck

Falscher Titel bei Artikel über UN-Studie zur Erwärmung der Arktis

Ist die Arktis ab 2030 eisfrei? Das behauptet „Focus Online“ – überspitzt dabei aber eine Pressemitteilung.

von Tania Röttger

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Das Eis in der Arktis geht zurück, aber dass sie im Sommer 2030 eisfrei sein wird, ist nicht belegt. (Bild vom 5. März 2018, Lofoten Inseln in Norwegen; OLIVIER MORIN / AFP)
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Teilweise falsch
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Teilweise falsch. Eine bestimmte Jahreszahl als Tatsache darzustellen, ist irreführend.

Am 25. März titelte Focus Online: „Schmelze nicht mehr zu stoppen – Dramatische UN-Studie: Die Arktis ist ab 2030 im Sommer eisfrei“. Auf Facebook enthält der Titel nicht den Zusatz „im Sommer“.

So erscheint der Artikel auf Facebook. (Screenshot: CORRECTIV)

Mehr als 1400 Mal wurde der Artikel auf Facebook geteilt, einige haben ihn als potenzielle Falschmeldung gemeldet.

Wir haben recherchiert. Es gibt die besagte UN-Studie, und dazu eine Pressemitteilung vom 13. März. Die drückt die Erkenntnisse allerdings etwas vorsichtiger aus. Dort steht: „Klimamodelle sagen voraus, dass bei der jetzigen CO2-Emissionsrate, die Arktis im Sommer ab den 2030er Jahren eisfrei sein wird.“ Das heißt: es sind Klimamodelle, und die Berechnung gilt nicht „ab 2030“, sondern „ab den 2030ern“.

Screenshot aus der UN-Pressemitteilung

In der 56-seitigen Studie selbst taucht die 2030er-Aussage nur einmal auf. Dabei steht der Hinweis, dass verschiedene Klimamodelle zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Das hat ein Aufsatz von Alexandra Jahn und anderen im Jahr 2016 thematisiert, der heißt: „Wie kalkulierbar ist das Timing der eisfreien Arktis?“ Eine eisfreie Arktis wird dort definiert als „weniger als 1 Million Quadratkilometer Eis“. Und eine Schlussfolgerung ist: Es gibt eine Vorhersageunsicherheit von 20 Jahren, wenn es darum geht, die erste eisfreie Arktis vorherzusagen. 

Screenshot aus dem Aufsatz

Sie kann früher kommen, aber auch später.