Gesellschaft

Ja, „Mission Lifeline“ hat T-Shirts mit der Aufschrift „Team Umvolkung“ gedruckt – sie ist satirisch gemeint

Das Foto eines T-Shirts, auf dem der Seenotrettungs-Verein „Mission Lifeline“ sich selbst als „Team Umvolkung“ bezeichnen soll, wird in den sozialen Medien geteilt.

von Nina Breher

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Das entsprechende T-Shirt mit der Aufschrift „Team Umvolkung“. (Screenshot: CORRECTIV)
Bewertung
Richtig. Das T-Shirt ist echt. Es ist satirisch gemeint.

Die Kleinpartei Partei der Vernunft verbreitet über ihre Facebook-Seite ein Foto, das den Rücken einer Person zeigt, die ein T-Shirt mit der Abbildung eines Schiffs von Mission Lifeline und dem Schriftzug „Team Umvolkung“ trägt. Die Partei der Vernunft wirft den Seenotrettern in dem Facebook-Beitrag vor, die Aufschrift beschreibe „genau, wofür sie stehen und worum es ihnen vordergründig geht.“

Der aktuell geteilte Beitrag. (Screenshot: CORRECTIV)

In den Kommentaren unter dem Beitrag äußern sich Nutzer teilweise emotional: „Auf welchem geistigen Niveau muss man sich befinden, wenn man so etwas anzieht?“, kommentiert einer. Ein anderer fragt: „Es erschließt sich mir nicht, was das soll! Wer hat was von einem Land ,das irgendwann im Chaos versinkt?“ Mehrere Nutzer bitten außerdem um die Überprüfung der Authentizität des Fotos.

T-Shirt stammt von „Mission Lifeline“ – es ist satirisch gemeint

Telefonisch bestätigt Axel Steier von „Mission Lifeline“ CORRECTIV, dass das T-Shirt im „Mission-Lifeline“-Umfeld entworfen wurde. Der Verein habe laut Steier „einmalig 100 Stück produziert“ und verkauft. Das geht auch aus einem Tweet des Schiffsführers Claus-Peter Reisch vom 5. Oktober 2018 hervor.

Der „Mission Lifeline“-Schiffsführer Claus-Peter Reisch kündigte den Verkauf der T-Shirts in einem Tweet an. (Screenshot: CORRECTIV)

Auf der Vorderseite des T-Shirts steht „Schlepperkönig“. Das sei laut Steier – ebenso wie die Worte „Team Umvolkung“ auf der Rückseite – eine satirische Bezugnahme auf aus dem rechten Spektrum stammende Äußerungen. Die T-Shirts seien „satirisch, eine Art Gag gewesen. Diese Begriffe waren damals in der Diskussion. Wir finden, das T-Shirt war eine angemessene Reaktion darauf.“

Bereits einen Tag nach Ankündigung des Verkaufs waren die T-Shirts vergriffen, wie ein Facebook-Beitrag des Seenotrettungs-Vereins zeigt. Anschließend habe man „es Dritten erlaubt, das T-Shirt zu drucken und zu verkaufen“, so Steier. „Daraus entstehende Einnahmen gehen als Spende an Mission Lifeline.“

Der Begriff „Umvolkung“ stammt aus dem Sprachgebrauch des Nationalsozialismus

Das Landesamt für Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen kommt 2018 zu dem Schluss, der Begriff werde derzeit von Rechtsextremisten verwendet, „um ihre fremdenfeindlichen Positionen zu verbreiten. Sie wollen den Eindruck erwecken, dass durch Einwanderung eine ethnisch homogene Bevölkerungsgruppe durch eine andere ethnisch homogene Bevölkerungsgruppe vertrieben würde.“ Das erläutert das Amt in Bezug auf die Verwendung des Begriffs bei einer Veranstaltung der rechtsextremen Wählergruppe „Bürgerbewegung pro Köln“ im Jahr 2017 (PDF).

Der Begriff ‚Umvolkung‘ stammt, so der NRW-Verfassungsschutz weiter,  „aus dem Sprachgebrauch des Nationalsozialismus für bevölkerungspolitische Maßnahmen im Sinne der NS-Ideologie.“

Auch das Bundesamt für Verfassungsschutz beschäftigte sich mit dem Begriff, und zwar in einem Gutachten zur AfD, das die Nachrichtenseite Netzpolitik veröffentlichte. Darin heißt es, das Wort ‚Umvolkung‘ werde „maßgeblich von Rechtsextremisten genutzt, um eine vermeintliche Überfremdung und damit verbundene Auslöschung des deutschen Volkes zu beschreiben. Nicht zuletzt aufgrund der vielfältigen Nutzung im rechtsextremistischen Spektrum ist der Terminus ein Anhaltspunkt für eine rechtsextremistisch konnotierte Gesellschaftskonzeption.“

Aktuell wird der Begriff zunehmend wieder verwendet, wie eine Auswertung von seit 1945 erscheinenden Zeitungsartikeln zeigt, die das Digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache automatisiert erstellt.

Die DWDS-Wortverlaufskurve für „Umvolkung“, erstellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache. Sie zeigt, dass der Begriff seit 2013 vermehrt verwendet wird. Grundlage der Verlaufskurve ist ein Textkorpus, der aus vielen überregional verbreiteten Wochen- und Tageszeitungen seit 1945 besteht. (Quelle: DWDS, Screenshot: CORRECTIV)