Nein, Carola Rackete hat nicht den Hitlergruß gezeigt
Auf Facebook kursiert ein Foto auf dem zu sehen sein soll, wie Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete den verbotenen Hitlergruß zeigt. Bei dem Foto handelt es sich um eine Fälschung. Rackete hat in die Menge gewunken, wie ein Video belegt.
Mehrere private Facebook-Nutzer veröffentlichten seit Anfang Juli ein Bild der Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete, auf dem zu sehen sein soll, wie sie den Hitlergruß zeigt. Einer der Nutzer schreibt zu dem Bild: „Rackete ist also doch ein Na(Sprengsymbol)i!“ Er fordert, dass Rackete deshalb „für viele Jahre in den finstersten Knast Deutschlands eingekerkert“ wird. CORRECTIV hat das Bild überprüft.
Der Fall der „Sea-Watch 3“ sorgt seit Wochen in Europa für Diskussionen. Das Rettungsboot, unter der Leitung von Carola Rackete, wartete wochenlang auf eine Einfuhrgenehmigung in Italien. An Bord waren mehrere Migranten und Geflüchtete. Als die Genehmigung ausblieb, fuhr Rackete trotzdem den Hafen der Insel Lampedusa an. Daraufhin wurde sie von der italienischen Polizei verhaftet. Mittlerweile ist Rackete wieder frei.
Das Bild stammt aus Italien
Wir haben das Foto aus der Behauptung durch die Google-Bilder-Rückwärtssuche laufen lassen und sind auf weitere Verbreitungen gestoßen, wie zum Beispiel auf der Webseite Bayern ist FREI.
Das Bild taucht aber auch in einer anderen Version auf. Die schweizer Tageszeitung Aargauer Zeitung und die italienische Presseagentur Ansa bebilderten ihre Artikel vom 03. Juli damit. Während das Foto aus der Behauptung ein Hochformat ist, ist das Bild, welches die Aargauer Zeitung und die Ansa Presseagentur verwendet, ein Querformat. Daher erkennt man auf dem Foto der Aargauer Zeitung und Ansa links und rechts von Carola Rackete weitere Personen. Ebenso sieht man auf dem Foto, dass Carola Rackete nicht den Hitlergruß zeigt, sondern winkt.
Bereits am 16. Juli veröffentlichte der österreichische Faktencheck Verein Mimimika einen Faktencheck zu der Behauptung. Demnach sei die Hauptquelle für die Originalversion des Bildes die bereits erwähnte italienische Presseagentur Ansa.
Das bestätigt sich, wenn man mehr über den Fotografen des Fotos herausfinden möchte. Laut Bildunterschrift der Aargauer Zeitung hat Pasquale Claudio Montana Lampo das Foto gemacht. Der Fotograf machte mehrere Fotos von Rackete, die auch in den deutschen Medien erschienen sind. Unter ihnen findet man auch das Foto der winkenden Rackete.
Das Mindener Tageblatt veröffentlichte ebenfalls einen Artikel am 01. Juli mit dem selben Foto. In der Bildunterschrift nennen Sie als Quelle sowohl den Fotografen Pasquale Claudio Montana Lampo als auch die italienische Presseagentur ANSA.
Foto ist eine Manipulation
Auch der DPA-Faktencheck untersuchte das Bild, und beschrieb, dass das Foto manipuliert wurde. So könne man das daran, dass die Sonne von vorn auf Racketes Gesicht fällt, die Hand aber nicht beschienen wird. Auch die Größe der Hand passe von den Proportionen her nicht zum Arm. Im direkten Vergleich der Fotos wird deutlich, dass der Schatten auf der Handfläche im Foto aus der Behauptung fehlt.
Youtube-Video bestätigt die Fälschung
Auf Youtube veröffentlichte außerdem die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 1. Juli unter dem Titel „Carola Rackete wird verhört“ ein Video. In den ersten drei Sekunden des Videos wird die Szene, in der das Foto entstand, gezeigt: Carola Rackete läuft an den Beamten vorbei und winkt in die Menge. Ein Hitlergruß ist nicht zu erkennen.
https://www.youtube.com/watch?v=qxSt6CiHYp0