Faktencheck

Waldbrände im Amazonasgebiet: Von diesen drei angeblichen aktuellen Fotos sind zwei mindestens 16 Jahre alt und eins aus Indien

Tausende Nutzer teilen in Sozialen Netzwerken Bilder, die angeblich aktuelle Szenen der Waldbrände im Amazonasgebiet zeigen sollen. In diesem Fall teilte ein Nutzer insgesamt drei Bilder in einer Collage. Keines zeigt die aktuelle Situation in Brasilien.

von Cristina Helberg

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Facebook-Beitrag vom 23. August 2019. Keines der Bilder zeigt aktuelle Szenen der Waldbrände im Amazonas-Gebiet. (Screenshot: CORRECTIV)
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Falsch. Zwei der drei Fotos wurde von einem Fotografen aufgenommen, der im Jahr 2003 verstarb. Sie können deshalb nicht die aktuellen Waldbrände in Brasilien zeigen. Das dritte Bild wurde 2017 in Indien aufgenommen. Deutsche Medien haben zudem bereits vor dem 23. August 2019 über die Brände berichtet.

Am 23. August veröffentlichte ein Facebook-Nutzer eine Bildcollage aus drei Bildern, die dramatische Szene zeigen. Auf zwei Bildern sind riesige Rauchschwaden über Regenwäldern zu sehen. Auf einem dritten Bild ist ein schreiender Affe abgebildet, der ein offenbar lebloses Junges im Arm hält. Der Nutzer schrieb dazu: „Der Regenwald brennt nieder und nicht’s davon in den Medien. Ausser den von Politikern gemachten Unsinn“ [sic]. Der Beitrag wurde bisher mehr als 5.900 Mal geteilt. 

Der Nutzer suggeriert, das Bild zeige aktuelle Feuer in den Amazonaswäldern und Medien würden nicht über diese Feuer berichten. Wir haben beide Behauptungen geprüft.

Richtig ist, dass laut einer Satellitenbild-Auswertung der US-Raumfahrtbehörde Nasa Intensität und Anzahl der Waldfeuer in Brasilien aktuell so hoch sind wie seit 2010 nicht mehr. Die Nasa schreibt, es sei das „aktivste Brandjahr dieser Region seit 2010“. Aber zeigen die Bilder aus dem Facebook-Beitrag die aktuelle Situation?

Erstes Bild entstand spätestens im Jahr 2003

Eine Rückwärtssuche des ersten Fotos mit der Bilder-Suchmaschine Tineye führt zu zwei Treffern in Fotoarchiven. Im Media Bakery Archiv ist in den Quellengaben zum Bild der Fotograf Loren McIntyre genannt. Auch auf der Website des Archivs Alamy wird er für das Foto als Fotograf genannt

Bild auf der Webseite des Archivs Media Bakery mit Quellenangabe (Screenshot: CORRECTIV)

Loren McIntyre war nach Angaben von National Geographic als Fotograf und Autor für die Zeitschrift tätig. In einem im November 2016 veröffentlichten National Geographic-Artikel steht, er sei im Jahr 2003 gestorben. 

Textpassage über Loren McIntyres Tod im Jahr 2003 in der „National Geographic“. (Screenshot: CORRECTIV)

Das Bild muss demnach spätestens im Jahr 2003 entstanden sein.

Bild des schreienden Affen stammt aus Indien 

Das zweite Bild haben wir bereits in einem anderen Faktencheck thematisiert. Der schreiende Affe wurde vom Fotografen Avinash Lodhi 2017 in Indien aufgenommen. 

In einem aktuellen Beitrag vom 22. August schreibt Lodhi bei Facebook, er sei geschockt, dass sein Bild mit den Feuern im Amazonasgebiet in Verbindung gebracht wird: „Bitte verbreitet keine Falschmeldungen. Das Bild stammt aus Indien (Jabalpur), nicht vom Amazonas.“

Lodhi teilte zudem kürzlich den Link zu einem Faktencheck von India Today vom 23. August auf Facebook. Darin wird ebenfalls auf den Ursprung des Fotos verwiesen, das Lodhi 2017 in Jabalpur, Indien, schoss. 

Drittes Bild ist ebenfalls vom 2003 verstorbenen Fotografen

Auch zum dritten Bild des Facebook-Beitrages haben wir bereits einen ausführlichen Faktencheck verfasst. Eine Bilder-Rückwärtssuche mit Yandex führte zu der Fotoarchiv-Seite Alamy mit dem Bild. Auf der Seite ist auch ein Fotograf angegeben: Loren McIntyre. Als Beschreibung steht unter dem Bild nur: „Amazonas Regenwald brennt“. Eine genaue Orts- und Zeitangabe fehlt. Auch in diesem Fall muss das Bild aber spätestens im Jahr 2003 aufgenommen worden sein, bevor der Fotograf verstarb. 

Bild im Foto-Archiv Alamy mit Angabe des Fotografen (Screenshot: CORRECTIV)

Doch, Medien berichten über Feuer im Amazonasgebiet

Neben den Fotos behauptete der Facebook-Nutzer am 23. August, Medien würden nicht über die aktuellen Brände berichten. Das ist falsch. So berichteten am 21. August, zwei Tage vor seiner Behauptung, zahlreiche deutsche Medien über die Brände, darunter Tagesschau, Süddeutsche Zeitung, Zeit, Stern, der Deutschlandfunk und die Deutsche Welle