Faktencheck

Nein, eine Krankenschwester, die im TV geimpft und ohnmächtig wurde, ist nicht gestorben

Eine US-amerikanische Krankenschwester ist kurz nach ihrer Covid-19-Impfung vor laufenden Kameras in Ohnmacht gefallen. Seitdem kursiert das Gerücht, sie sei gestorben. Das stimmt aber nicht.

von Tania Röttger

Tiffany Dover wurde vor laufenden Kameras gegen Covid-19 geimpft und ist danach in Ohnmacht gefallen. (Quelle: ABC Berichterstattung / Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)
Tiffany Dover wurde vor laufenden Kameras gegen Covid-19 geimpft und ist danach in Ohnmacht gefallen. (Quelle: ABC Berichterstattung / Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Eine Krankenschwester, die nach der Covid-19-Impfung vor TV-Kameras ohnmächtig geworden ist, sei wegen der Impfung gestorben. Zudem habe ihre Familie ein Video veröffentlicht, das vor der Impfung warnt.
Bewertung
Teilweise falsch
Über diese Bewertung
Teilweise falsch. Die Frau ist laut dem Krankenhaus, in dem sie arbeitet, und laut Medienberichten nicht gestorben und es gibt keine Belege, dass das Video von ihrer Familie stammen würde.

Ein Schwarz-Weiß-Video, unterlegt mit melancholischer Musik, kursiert derzeit auf Facebook. Darin zu sehen ist eine dunkelhaarige Frau, die auf einer Wiese mit ihrem Kind spielt. Darüber steht, aus dem Englischen übersetzt: „In Erinnerung an Tiffany Pontes Dover. Sag nein zur Impfung“. Veröffentlicht hat das im deutschsprachigen Raum eine Facebook-Nutzerin am 29. Januar. Ihr Text dazu (kleine Fehler von uns korrigiert): „Die Krankenschwester, die sich live im TV impfen ließ und danach in Ohnmacht, später dann ins Koma fiel, ist tot. Dies bestätigte die Familie und widmete ihr dieses Video.“

Tatsächlich existiert eine Krankenschwester namens Tiffany Dover. Sie arbeitet im Krankenhaus CHI Memorial Hospital in Chattanooga, Tennessee. Dort erhielt sie am 17. Dezember vor laufenden Kameras eine Impfung gegen Covid-19. Während der Pressekonferenz fiel sie in Ohnmacht. Unter anderem der US-amerikanische TV-Sender ABC News berichtete über den Vorfall. Kurz darauf kam Dover wieder zu sich und teilte mit, dass sie an einer Störung leide, auf Grund derer sie regelmäßig ohnmächtig werde, zum Beispiel wenn sie Schmerzen erleide. Es gehe ihr aber wieder gut.

Krankenhaus dementierte Dovers angeblichen Tod – Gerüchte verbreiten sich dennoch weiter

Das Gerücht, sie sei gestorben, kursiert seit dem Ohnmachtsanfall. Wie Medien berichten, kursierten direkt im Anschluss zusammengeschnittene Videos der Impfung, die nur ihren Schwächeanfall zeigen, nicht jedoch, wie sie kurz darauf wieder zu sich kommt. Ein angeblicher Beleg war zunächst ein vermeintlicher Totenschein. Dieser war jedoch nicht offiziell, wie die Nachrichtenagentur Reuters in einem Faktencheck am 4. Januar 2021 berichtete. Verbreiter des Gerüchts sehen einen Beleg für ihren Tod in der Tatsache, dass Tiffany Dover seit dem Vorfall nichts mehr auf ihren Profilen in Sozialen Netzwerken veröffentlicht hat. 

Seit dem Tag nach der Impfung wurden auf dem Twitter-Kanal des Krankenhauses mehrere Tweets veröffentlicht, in denen es hieß, Dover gehe es gut und ihre Ohnmacht stünde in keinem direkten Zusammenhang mit der Impfung

Zudem wurde auf dem Youtube-Kanal des Krankenhauses am 21. Dezember 2020  ein Video veröffentlicht, das zeigen sollte, dass es der Frau gut geht. Zu sehen ist sie im Video mit Mundschutz inmitten ihrer Kollegen. Inzwischen ist der Twitter-Kanal des Krankenhauses auf privat gestellt, das Video ist gelöscht

Auf der Webseite des Krankenhauses taucht Dovers Name im Jahresbericht des Pflegeprogramms 2019 . Eine CORRECTIV.Faktencheck-Anfrage an das Krankenhaus blieb bisher unbeantwortet. Laut einem Bericht der Webseite The Daily Beast sei es von Anfragen und Anfeindungen überhäuft worden und habe sich entschieden, zu dem Thema nichts mehr zu sagen.

Dover ist Mitte Januar – nach dem Vorfall – in einem Video von Fox News zu sehen

Obwohl sich Dover seit dem Vorfall nicht persönlich zu Wort gemeldet hat, gibt es Lebenszeichen von ihr: So tauchte sie am 19. Januar auf einem Foto in der Lokalzeitung The News Observer aus Blue Ridge, Georgia auf. Im Artikel ging es um die Genesung des 60-jährigen Polizei-Präsidenten Johnny Scearce aus Blue Ridge, der im CHI Memorial Hospital erfolgreich behandelt worden sei – unter anderem von Tiffany Dover. Am 14. Januar sei er nach 94 Tagen entlassen worden.

Das Foto zeigt Tiffany Dover neben anderen Mitarbeiterinnen ihres Krankenhauses in einem Zeitungsartikel vom 19. Januar 2021. (Quelle: The News Observer / Screenshot und Markierung: CORRECTIV.Faktencheck)
Das Foto zeigt Tiffany Dover neben anderen Mitarbeiterinnen ihres Krankenhauses in einem Zeitungsartikel vom 19. Januar 2021. (Quelle: The News Observer / Screenshot und Markierung: CORRECTIV.Faktencheck)

Fox News Atlanta hat ein Video von der Entlassung des 60-Jährigen veröffentlicht. Darin ist am Ende auch kurz Tiffany Dover zu sehen. Sie steht zwischen den Krankenschwestern und ist gekleidet wie auf dem Foto von The News Observer (weiße Bluse über weißem T-Shirt, schwarze enge Hose), links neben ihr ist die Kollegin in dem pink-schwarz-gestreiften Pullover zu sehen.

Verschwommen aber erkennbar: Tiffany Dover in dem kurzen Video von Fox News Atlanta. (Quelle: Fox News Atlanta / Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)
Verschwommen aber erkennbar: Tiffany Dover in dem kurzen Video von Fox News Atlanta. (Quelle: Fox News Atlanta / Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Es gibt keine Hinweise dafür, dass das veröffentlichte Video von Dover’s Familie stammt 

Tiffany Dovers letzter Instagram-Beitrag ist vom 14. Dezember. Auf ihrem Kanal zeigt sie vor allem Bilder von ihren Kindern. Unter den Bildern sammeln sich Kommentare, teils offensichtlich von Impfgegnern, die sie als Märtyrerin feiern, und von anderen, die über ihren Tod spekulieren.

Die älteste Version des Facebook-Videos, die wir finden konnten, ist auf Youtube. Dort hat es einem Kanal namens „Eder S Batista“ am 21. Dezember geteilt und inzwischen mehr als 165.000 Mal geklickt. Hinweise darauf, dass der Kanal zu einem Familienmitglied von Tiffany Dover gehört, gibt es nicht. 

Redigatur: Till Eckert, Uschi Jonas

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck: 

  • Video von Fox News Atlanta vom 14. Januar 2021: Link
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