Dieses Foto einer Impfstoff-Dose von Astrazeneca von März 2020 beweist nicht, dass die Pandemie geplant war
Auf Twitter und Whatsapp verbreitet sich das Foto einer Impfstoff-Dose mit dem Namen des Corona-Impfstoffes von Astrazeneca. Weil sie das Datum 15. März 2020 trägt, spekulieren Nutzer, die Pandemie sei geplant gewesen. Die Universität Oxford forscht jedoch nach eigenen Angaben schon seit Januar 2020 an dem Impfstoff.
Auf Twitter und Whatsapp verbreitet sich das Bild einer Plastikdose mit einem Etikett mit der Aufschrift „ChAdOx1 nCoV-19“ und „15-Mar-20“. Es soll offenbar belegen, dass die Corona-Pandemie geplant worden sei. Unter dem Bild heißt es: „Das ist der Zeneca Astra Impfstoff (sic) mit Datum 15. März 2020. Glaubst du immer noch, dass das alles nicht geplant war?“
Unsere Recherchen ergeben: „ChAdOx1 nCoV-19“ ist eine wenig geläufige Bezeichnung für den Covid-19-Impfstoff, den die Universität Oxford gemeinsam mit dem Pharmakonzern Astrazeneca entwickelt hat. Das Foto zeigt einen Impfstoffbehälter aus der Forschungsphase. Die Universität hat nach eigenen Angaben mit der Entwicklung des Vakzins bereits im Januar 2020 begonnen – kurz nachdem SARS-CoV-2 entdeckt worden war.
Universität Oxford verwendete Impfstoff-Technologie schon vor der Corona-Pandemie
Der Impfstoff von Astrazeneca ist ein sogenannter Vektorimpfstoff. Dabei wird einem für Menschen ungefährlichen Virus einen kleinen Teil der genetischen Information von SARS-CoV-2 eingesetzt, damit der Körper dagegen Abwehrstoffe entwickelt. Das Vektorvirus kann sich selbst nicht vermehren.
„ChAdOx1“ ist die Bezeichnung für den sogenannten Impfstoff-Vektor, den die Universität Oxford verwendet hat. Es handelt sich in diesem Fall um ein Adenovirus von Schimpansen. Forscherinnen und Forscher der Universität nutzen den Impfstoff-Vektor ChAdOx1 seit mehreren Jahren und verwendeten ihn auch lange vor der Corona-Pandemie, um Vakzine zum Beispiel gegen Influenza, das Zika- und das MERS-Virus oder Meningitis B zu entwickeln.
Forschung an Corona-Impfstoff der Universität begann im Januar 2020
Auf der Webseite der Universität Oxford heißt es, dass das Jenner Institut der Universität Anfang Februar 2020 einen Vertrag mit einem italienischen Hersteller abgeschlossen hatte, um die ersten Dosen des ChAdOx1 nCoV-19 Impfstoffes für klinische Tests zu produzieren. Einem Bericht des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) zufolge wurde die genetische Sequenz von SARS-CoV-2 bereits am 10. Januar 2020 öffentlich gemacht.
Auf Nachfrage von CORRECTIV.Faktencheck teilt die Universität mit, dass die Forschung an der Impfung bereits im Januar 2020 begonnen habe.
Am 30. April 2020 gaben der Pharmakonzern Astrazeneca und die Oxford University dann ihre Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Produktion eines Impfstoffe gegen Covid-19 bekannt.
Der Impfstoffbehälter ist in einem Video vom 20. Juli 2020 zu sehen
Durch einen Faktencheck der DPA sind wir auf den Hinweis gestoßen, dass das auf Twitter verbreitete Bild offenbar aus einem Video der englischen Presseagentur The Press Association (PA) stammt. Es wurde zum Beispiel unter dem Titel „How does the Oxford Covid-19 vaccine work?“ – „Wie funktioniert der Oxford Covid-19-Impfstoff?“ am 20. Juli 2020 auf der Internetseite Yahoo News veröffentlicht. Die Dose ist im Video ab Minute 1:28 zu sehen.
In dem Video wird erklärt, wie der Impfstoff ChAdOx1 nCoV-19 der Universität Oxford funktioniert und dass Studienergebnisse gezeigt hätten, dass er eine Immunantwort gegen das Coronavirus auslöse. Bei der im Video genannten Studie handelt es sich um die am 20. Juli in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichten Ergebnisse der klinischen Phase-I/II Studie zu dem Impfstoff.
Die Europäische Arzneimittelagentur ließ den Impfstoff von Astrazeneca und der Universität Oxford am 29. Januar 2021 als dritten Covid-19-Impfstoff (nach den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna) in der EU bedingt zu.
Redigatur: Uschi Jonas, Alice Echtermann
Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:
- Informationsseite der Universität Oxford: „About the Oxford COVID-19 vaccine“: Link
- Pressemitteilung der Europäischen Arzneimittelagentur: „Europäische Arzneimittel-Agentur EMA gibt grünes Licht für Impfstoff von AstraZeneca“: Link
- Video der Presseagentur The Press Association: „How does the Oxford Covid-19 vaccine work?“: Link