Faktencheck

Nein, Hillary Clinton wurde nicht in Guantanamo hingerichtet

In Sozialen Netzwerken verbreitet sich das Gerücht, Hillary Clinton sei am 26. April in Guantanamo hingerichtet worden. Das ist falsch. Die US-Politikerin ist nicht tot. Die Behauptung ist Teil einer Verschwörungserzählung und kursierte auch in den USA.

von Steffen Kutzner

NY Premiere of Hulu's
Hillary Clinton wurde angeblich am 26. April in Guantanamo gehenkt. Nichts deutet darauf hin, dass das stimmt. (Symbolbild: Picture Alliance / Evan Agostini / Invision / AP)
Behauptung
Hillary Clinton sei am 26. April in Guantanamo hingerichtet worden.
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Frei erfunden
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Frei erfunden. Hillary Clinton wurde nicht nach Guantanamo gebracht, geschweige denn hingerichtet.

Auf der Webseite Free World News heißt es in einem Text vom 27. April, Hillary Clinton sei in Guantanamo hingerichtet worden. Ihr Tod sei der Abschluss einer „Operation“, in deren Verlauf die US-Politikerin verhaftet und nach Guantanamo gebracht worden sei. Der Artikel wurde laut dem Analysetool Crowdtangle mehr als 1.300 Mal auf Facebook geteilt und verbreitete sich dort auch als Screenshot. Es gibt jedoch keinerlei Hinweise darauf, dass Clinton verhaftet oder gar tot wäre. 

Bereits die Tatsache, dass der Text sprachliche und grammatikalische Fehler enthält, ist ein Hinweis darauf, dass es sich bei der Webseite nicht um eine seriöse Nachrichtenseite handelt. Im Beitrag wird als Quelle auf einen Artikel einer US-Webseite namens Real Raw News vom 26. April verwiesen. Der Text dort wurde nahezu wörtlich von Free World News ins Deutsche übersetzt. 

Hillary Clinton ist nicht tot

Weder auf Hillary Clintons Twitter-Account, noch auf ihrer Facebook-Seite, ihrem Instagram-Account oder dem Twitter-Account ihres Ehemanns Bill Clinton findet sich ein Hinweis auf ihren angeblichen Tod. 

Die 73-Jährige hat auch nach dem 26. April auf ihren Accounts weiterhin regelmäßig Beiträge veröffentlicht, wie beispielsweise diesen Tweet vom 29. April oder diesen Facebook-Beitrag am 28. April. Zudem war sie in dem am 27. April veröffentlichten Podcast „You and Me Both“ zu hören. 

Eine Stichwortsuche nach Hillary Clinton im Presseportal liefert keine Ergebnisse für ihren angeblichen Tod. Eine Google-Suche nach „Hillary Clinton Guantanamo“,  „Hillary Clinton hanged“ und „Hillary Clinton dead“ ergab keine Treffer seriöser Berichterstattung. Stattdessen findet man auf diesem Wege einen aktuellen Faktencheck von Politifact, der die Behauptungen rund um Clintons angebliche Hinrichtung als frei erfunden einstuft. 

Hillary Clinton wird seit Jahren zum Ziel von Verschwörungserzählungen

Die Verschwörungserzählung über Clintons Hinrichtung ist die Fortsetzung einer seit Anfang März kursierenden Geschichte. Laut dieser hätten Angehörige des US-Militärs Hillary Clinton auf Befehl des (zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr amtierenden) US-Präsidenten Donald Trump in New York verhaftet und nach Guantanamo gebracht. Wie etwa die Faktenchecker von USA Today bereits am 8. März, das US-Onlinemagazin The Dispatch am 9. März und die Nachrichtenagentur Reuters am 10. März berichteten, ist nichts davon wahr.

Wer hinter Free World News steckt, ist unklar. Die Webseite hat kein Impressum, sondern verweist lediglich auf Soziale Netzwerke, etwa auf eine gleichnamige Facebook-Seite, auf der Verschwörungsmythen verbreitet werden. So wird dort behauptet, die vermeintliche Deep-State-Elite sei zum Mars geflohen. Die Seite wurde den Angaben auf Facebook zufolge im Juli 2020 gegründet.

Am 29. April 2021 erschien auf Free World News ein weiterer Beitrag, der die angebliche Hinrichtung Clintons mit einschlägigen Verschwörungsmythen über den „Deep State“ in Verbindung bringt. Kurz gesagt steht „Deep State“ für die Behauptung, es gebe einen Staat im Staat, wonach Geheimdienste, Militär und Bürokraten sich dazu verschworen hätten, demokratisch gewählten Politikern ihren Willen aufzuzwingen. Auch Anhänger der QAnon-Bewegung glauben an diese Verschwörungserzählung. Vor dieser Bewegung warnt in Deutschland auch der Verfassungsschutz.

Hillary Clinton ist neben anderen Politikerinnen und Politikern der Demokraten wie Barack Obama schon seit Jahren ein Ziel der teils antisemitischen Verschwörungserzählungen von QAnon-Anhängern, die sich um eine geheime Weltelite oder angeblich entführte Kinder drehen.

Redigatur: Uschi Jonas, Alice Echtermann