Organisierte Kriminalität: Mehr Gangster aus Russland in der EU
Der Krieg in der Ukraine führt nach Angaben des Bundeskriminalamts zu einer Verlagerung von russischen Kriminellen nach Deutschland und in die EU. Gegenüber CORRECTIV heißt es, hierzu lägen „gesicherte polizeiliche Erkenntnisse“ vor.
Infolge des Ukraine-Krieges ziehen offenbar Kriminelle aus Russland nach Deutschland. Wie ein Sprecher des Bundeskriminalamts (BKA) auf Anfrage von CORRECTIV mitteilt, lasse sich seit Beginn des Krieges eine „Verlagerung von Strukturen“ der Organisierten Kriminalität mit Bezug zu Russland in Richtung Westen feststellen. Zielort sei nicht nur Deutschland, sondern die Europäische Union insgesamt. Hierzu lägen „polizeilich gesicherte Erkenntnisse“ vor, teilt das BKA mit, ohne Zahlen zu nennen.
Die Polizei spricht von Russisch-Eurasischer organisierter Kriminalität. Das bezieht sich auf Akteure aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion. Neben Russland gehören dazu etwa die Ukraine, Kasachstan oder Georgien. Laut Polizeistatistiken sind die Gruppierungen vor allem in den Bereichen Drogenhandel, Cyber- und Schleuserkriminalität und Finanzdelikten aktiv. Das BKA stehe mit Blick auf die Verschiebungen in Richtung Deutschland und EU „in engem Kontakt“ mit Ermittlungsbehörden im In- und Ausland.
Nach Recherchen von CORRECTIV sollen sich seit 2022 insbesondere hochrangige, prominente Vertreter der russischen Mafia in Deutschland angesiedelt haben. CORRECTIV hat kürzlich in einer internationalen Recherche mit sieben Partnermedien in vier Ländern über den Cannabis-Betrugsfall Juicy Fields berichtet und aufgedeckt, wie mutmaßliche Serienbetrüger aus Russland europäische Anleger abzocken. Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine gibt es praktisch keinen regelmäßigen Austausch mehr zwischen deutschen Ermittlungsbehörden und Russland.