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Recherche bringt Auflage

Wir begrüßen neu im Team – André Ricci. Er arbeitet für die „Böhme-Zeitung“ und wird künftig große CORRECTIV-Recherchen auf die Verhältnisse im nördlichen Heidekreis herunterbrechen. „Böhme“-Chefredakteur Jörg Jung glaubt: Harte Recherche zahlt sich aus.

von Ariel Hauptmeier

André Ricci im CORRECTIV-Büro

Die „Böhme-Zeitung“ ist nicht groß. Sie verkauft rund 10.000 Exemplare pro Tag im nördlichen Heidekreis, in Soltau, Schneverdingen, Munster, Bispingen, Faßberg. Trotzdem arbeitet die „Böhme-Zeitung“ seit einigen Jahren investigativ – und hat nun einen Rechercheur eingestellt, der eng mit der Berliner CORRECTIV-Redaktion zusammenarbeitet. Er heißt André Ricci, ist Volljurist, ausgebildeter Redakteur und hat ein Faible für Verbraucherschutzthemen.

Bundesweit verlieren Zeitungen an Auflage – bei der „Böhme-Zeitung“ steigt sie. Nicht zuletzt wegen der investigativen Stories, glaubt Chefredakteur Jörg Jung. 2014 berichtete sein Blatt über Rüstungsaltlasten in der Nähe des Panzerübungsplatzes Munster, problematischen Müll, der dort seit Jahrzehnten vor sich hingammelte. Es war eine Recherche mit Folgen – der Bund legte einen Sanierungsfonds auf.

In diesem Jahr griff die „Böhme-Zeitung“ eine CORRECTIV-Recherche auf – über die Einseitigkeit, mit der die Wiener Polizei über Straftaten informiert. Und untersuchte, wie sich die Verhältnisse vor Ort darstellen. Das Ergebnis: Auch die Polizei in Niedersachsen ist nicht neutral in ihren Pressemitteilungen. Vergewaltigungen und häusliche Gewalt etwa werden überproportional oft verschwiegen.

„Von der Zusammenarbeit mit CORRECTIV erhoffen wir uns noch mehr Qualität bei den Recherchen“, sagt Jörg Jung. „Unser Redakteur kann die CORRECTIV-Beiträge sofort lokal herunterbrechen, da er die Themen ja mit recherchiert hat.“

Chefredakteur Jung sagt, die „Böhme-Zeitung“ wolle ihre Rolle als vierte Gewalt künftig noch intensiver wahrnehmen, wolle „unklare oder geheime Vorgänge transparent machen.“ Und damit, natürlich, auch Geld verdienen. „Wir haben seit vier Quartalen Auflagenzuwächse gegenüber den Vorjahresquartalen“, sagt Jung. „ Hätten wir, wie der Durchschnitt der niedersächsischen Tageszeitungen, einen Auflagenverlust von 2,9 Prozent, wären dies knapp 100.000 Euro weniger an jährlichen Verkaufserlösen.“

André Ricci freut sich darauf, an den großen CORRECTIV-Stories mitzuarbeiten – und ihnen dann einen eigenen Spin zu geben. „Der Lokaljournalismus braucht mehr Mut  zur eigenen Story und zum kritischen Hinterfragen“, sagt er. „Zusammenarbeit und Vernetzung sind dafür entscheidend.“