Fußballdoping

Doping für Spaniens Fußballer

War der Ligapräsident der Kontaktmann von Fuentes?

von Daniel Drepper , Jonathan Sachse

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Der spanische Erstligist San Sebastian hat von Eufemiano Fuentes jahrelang Dopingmittel bekommen. Gestern hatten Aussagen von Ex-Vereinspräsident Inaki Baldiola die Runde gemacht: Sein Verein habe von 2001 bis 2008 Dopingmittel bestellt und bis zu 342.000 Euro im Jahr aus einer schwarzen Kasse dafür bezahlt. Auch wir hatten darüber berichtet, hier gibt es nochmal ein Original-Video auf dem die Verantwortlichen 2008 über die aufgedeckten Zahlungen sprechen.

Heute hat nun die spanische Zeitung El Pais Dokumente veröffentlicht, welche die Doping-Verbindungen zwischen San Sebastian und Fuentes belegen. Dort ist das auch schon gestern angesprochene Kürzel „R.Soc“ für Real Sociedad (San Sebastian) zu finden.

War der Ligapräsident der Kontaktmann von Fuentes?
Fuentes soll unter anderem die verbotenen Mittel Wachstumshormon und Insulin verkauft haben. Der Kontaktmann bei San Sebastian ist unter dem Pseudonym „Asti“ verzeichnet. Die Welt-Anti-Doping-Agentur untersucht nun, ob damit der damalige Vereinspräsident José Luis Astiazarán gemeint ist. Astiazarán ist seit 2005 Chef der spanischen Fußballliga und Vize-Präsident des Verbandes.

Inaki Baldiola war von Januar bis Dezember 2008 Präsident von San Sebastian. Die Ausgaben der Vorjahre hatte er von Wirtschaftsprüfern untersuchen lassen. Dabei war auch die schwarze Kasse aufgefallen. Einige schwer nachvollziehbare Bewegungen auf den Vereinskonten lassen sich nun exakt den handschriftlichen Rechnungen für „Asti“ aus den Fuentes-Unterlagen zuordnen. Zieht man Überweisungsgebühren von wenigen Euro ab, stimmen Fuentes‘ Notizen exakt mit den Überweisungen San Sebastians überein. Ex-Präsident Astiazarán bestritt die Vorwürfe, wollte sich aber nicht näher dazu äußern.

Sollte San Sebastian tatsächlich mehr als 300.000 Euro pro Jahr für Dopingmittel ausgegeben haben, hätten für die Doping-Betreuung jedes Spielers mehr als 10.000 Euro zur Verfügung gestanden. Ob und wie viele Spieler tatsächlich gedopt wurden, lässt sich aus den Dokumenten und bisherigen Aussagen nicht belegen, zumindest dopingverdächtig sind die San Sebastian-Kader von 2001 bis 2008 aber nun.

Xabi Alonso reifte hier zum Weltstar
Bekanntester Spieler in dieser Zeit war Xabi Alonso, der mit 19 Jahren sein Erstliga-Debüt für San Sebastian gab, Anfang 2001. Mit San Sebastian wurde Alonso 2003 überraschend spanischer Vizemeister, nur um zwei Punkte geschlagen von Real Madrid. Mit 22 Jahren wechselte Xabi dann im Jahr 2004 – zum Star gereift – für 16 Millionen Euro in die Premier League zum FC Liverpool. Fünf Jahre später zahlte Real Madrid 35 Millionen für Xabi, heute ist er Leistungsträger der Königlichen und in der spanischen Nationalmannschaft. Ebenfalls für San Sebastian spielte in der fraglichen Zeit Mikel Arteta, heute Stammspieler beim FC Arsenal.

Auch Deutschland spielt bei San Sebastians Doping eine Rolle, wenn auch bislang nur eine kleine: Auf den Dokumenten ist als Quelle für einige Medikamente der Name „Choina“ verzeichnet. Markus Choina hatte lange Jahre eine Arztpraxis in Bad Sachsa und ist schon mehrfach als eine der Quellen von Eufemiano Fuentes identifiziert worden. Unter anderem Jörg Jaksche hatte Choina schwer belastet: Choina habe bei ihm im Auftrag von Fuentes Blutdoping praktiziert.

Die Staatsanwaltschaft Göttingen stellte ein Verfahren gegen Choina 2010 gegen eine Geldbuße von 5000 Euro ein. Choina ist in den Dokumenten unter anderem als Lieferant von Actovegin verzeichnet, das Fuentes wohl auch als das „deutsche Medikament“ bezeichnete. Actovegin, ein Extrakt aus Kälberblut, steht nicht auf der Dopingliste, wird aber seit Jahren von der WADA beobachtet. Von Choina hatte Fuentes allerdings auch Wachstumshormon und Epo bezogen, auch hierauf könnten Hinweise auf „deutsche“ Medikamente deuten.

Hatte Fuentes auch Kontakt zum AC Milan?
Laut Gazzetta dello Sport ist auch der Schriftzug „Milan“ auf den Fuentes-Dokumenten zu erkennen. Der AC Milan bestritt in einem Statment jeglichen Kontakt zu Fuentes.

Noch gestern Nachmittag sagte Spaniens Nationaltrainer Vicente Del Bosque, er sehe keine Beweise für Doping im Fußball. „Ich habe bislang im Fußball kein Doping gesehen und ich gehe nicht davon aus, dass ich es sehen werde“, sagte Del Bosque. Lieber ignorieren wolle er das Thema. Das dürfte nun schwierig werden.