Immuntrick gegen Keime
Ein neues Präparat könnte bei böswilligen Infektionen helfen, haben amerikanische Forscher bei Mäusen gezeigt. Der Stoff aktiviert die körpereigene Abwehr.
Antibiotika unterscheiden nicht zwischen „bösen“ und „guten“ Bakterien – zwischen solchen, die krank machen und solchen, die gut für den Menschen sind. Antibiotika zerstören sie alle. Darunter auch de lebenswichtigen Bakterien im Darm, die die Verdauung ermöglichen, Vitamine produzieren und vor Infektionen schützen.
Wer Antibiotika schluckt, verändert in vielen Fällen seine Darmflora – was dazu führen kann, dass sich Krankheitserreger im Darm leichter ausbreiten. Wie etwa Enterococcus-Bakterien, die in hoher Konzentrationen über den Darm das Blut infizieren. Besonders bei geschwächten Patienten können sie eine lebensgefährliche Blutvergiftung auslösen.
Es gibt Enterococcus-Stämme, VRE genannt, die gegen das Antibiotikum Vancomycin resistent sind. VRE sind gefürchtete Krankenhauserreger, Befallen sie einen Patienten, der gerade eine Organtransplantation hatte, ist das lebensgefährlich.
Wie kann man VRE aufhalten?
Ärzte können versuchen, den Patienten durch Notfall-Antibiotika zu retten. Eine neue Methode – sie befindet sich noch in der Experimentierphase – ist die sogenannte Stuhltransplantation: Der Stuhl eines gesunden Menschen wird rektal in den Darm des Kranken eingeführt, um so ein Gleichgewicht unter den Bakterien wiederherzustellen. Fremden Stuhl zu transplantieren ist allerdings wenig erforscht und birgt wohl gefährliche Nebenwirkungen.
Forscher um Michael Abt vom New Yorker Memorial Sloan Kettering Cancer Center haben nun eine andere Strategie getestet: Sie haben Mäuse mit dem gefährlichen Krankenhausbakterium VRE infiziert und gleichzeitig mit Noroviren. Sie sind besonders in Schulen, Kindergärten und Altenheim gefürchtet, weil sie leicht übertragen werden und heftigen Durchfall und Erbrechen auslösen.
Die doppelte Infektion hatte aber nun einen ganz anderen Effekt: Die Mäuse erholten sich schneller. Das Norovirus half, die VRE-Infektion rascher einzudämmen. Der Grund: Die zusätzliche Aktivierung des Immunsystem durch das Virus.
Der gleiche Effekt trat ein, wenn die Wissenschaftler den Mäusen Resiquimod verabreichten. Das ist ein experimentelles Medikament gegen Herpes – das dem Immunsystem das Eindringen eines Virus vorgaukelt und es so aktiviert.
Auch diese Methode muss nun weiter erforscht werden. Wird das Immunsystem überaktiviert, kann es zu heftigen Nebenwirkungen kommen.