Abholzung: Deutsche Entwicklungsbank finanziert Umweltzerstörung

Deutschlands staatliche Entwicklungsbank DEG fördert zweifelhafte Projekte im globalen Süden. CORRECTIV und El Surtidor berichten nun über massive Entwaldung in Paraguay, von der DEG mitfinanziert. Die Bundesregierung tut nichts dagegen.

Deutschlands staatliche Entwicklungsbank DEG fördert zweifelhafte Projekte im globalen Süden. CORRECTIV und El Surtidor berichten nun über massive Entwaldung in Paraguay, von der DEG mitfinanziert. Die Bundesregierung tut nichts dagegen.

26. September 2023

Paraguay eingefärbt auf einer Weltkarte

Abgeholzt, abgebrannt und umgepflügt. Der Urwald im Nordwesten Paraguays ist fast verschwunden. Dort, wo früher Jaguare und Wildhunde durch Wälder streiften, grasen heute Mastrinder auf riesigen Weiden. Die Spur der Zerstörung führt bis nach Deutschland. Hinein in einen gläsernen Bau im Zentrum Kölns. Hier sitzt die Entwicklungsbank DEG, einer der wichtigsten Finanzierer der deutschen Entwicklungspolitik. Im Jahr 2013 wurde ein Geschäft abgeschlossen, das bis heute die Umwelt Paraguays zerstört – mit Rückendeckung der Bundesregierung.

Die DEG: Risiko als Geschäftsmodell

Kapitel 1 | 2 | 3

Zwischen 1987 und 2020 verlor der paraguayische Chaco, eine Region im Nordwesten des Landes, so viel Wald wie kaum eine andere auf der Welt. Bis zum Ende der 1980er Jahre waren hier rund 70 Prozent der Fläche bedeckt von Urwald. Seither wurden etwa 30 Prozent der Waldfläche vernichtet. Auch durch Brände, aber vor allem durch Rodungen für die Viehzucht.

Animation der Entwaldung im Chaco in Paraguay von 1987 bis 2020
Zwischen 1987 und 2020 verlor der paraguayische Chaco rund 30 Prozent der ursprünglichen Waldfläche. (Quelle: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Emmanuel Da Ponte | Satellitenbild: Google Earth)

DEG soll Wirtschaft in Entwicklungsländern ankurbeln

Finanziert wurde dieser Kahlschlag auch durch eine Institution der Bundesregierung, die in der Öffentlichkeit kaum bekannt und dennoch mächtig ist. Die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft, kurz DEG, eine Bank  mit öffentlichem Auftrag: Sie soll die Wirtschaft in sogenannten Entwicklungsländern fördern, durch Investitionen und Beteiligungen an privaten Unternehmen. Dabei untersteht sie direkt dem Bundesministerium für Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ). Laut dem BMZ soll nur Geld in Projekte fließen, die „entwicklungspolitisch sinnvoll sowie umwelt- und sozialverträglich sind“. Und auch die DEG selbst wirbt auf ihrem Online-Auftritt mit ihren „positiven Entwicklungswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt.“

Hausfassade mit Logo der KfW DEG
Die DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH finanziert als Entwicklungsbank Investitionen privater Unternehmen in Entwicklungsländern und Schwellenländern und ist eine Tochtergesellschaft der KfW Bankengruppe. (Bild: picture alliance/dpa | Horst Galuschka)
Die Geschichte der DEG
Die DEG wurde im September 1962 als bundeseigene Institution gegründet, mit dem Ziel, die Wirtschaft im globalen Süden zu stärken. Die Gelder dafür kamen aus dem Bundesministerium für Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ). Im Jahr 2001 verkaufte die Bundesregierung die DEG an die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Seither finanziert sich die DEG durch Anleihen auf dem Kapitalmarkt. Doch der entwicklungspolitische Auftrag ist geblieben: Die DEG zählt zu den staatlichen Institutionen des BMZ. Zu denen gehört neben der KfW auch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Das Portfolio der DEG beläuft sich aktuell auf rund 9 Milliarden Euro. Insgesamt arbeiten weltweit rund 650 Beschäftigte für die Bank.

Doch ein Blick nach Paraguay zeigt, dass von diesem Versprechen nicht viel übrig bleibt. So zeigt die gemeinsame Recherche von CORRECTIV und El Surtidor erstmals, dass die DEG zwischen 2013 und 2020 nicht nur die Rodung von mehreren Tausend Hektar Wald im Chaco finanzierte. Geld fließt auch in einen Fonds, der auf tausenden Hektaren umstrittene Eukalyptusplantagen anlegt und dessen Geschäftsmodell von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen sowie der Wissenschaft stark kritisiert wird.

Fragwürdige Finanzierungen der DEG haben scheinbar System

Nicht nur in Paraguay finanziert die DEG fragwürdige Projekte. Denn zweifelhafte Investitionen haben bei der DEG offenbar System – oder werden zumindest in Kauf genommen. Das liegt auch an ihrer Struktur: „Für die DEG ist es sehr schwierig, überhaupt gute Projekte zu finden, an denen man einen entwicklungspolitischen Impact zeigen kann“, sagt Peter Wolff, Experte für entwicklungspolitische Finanzierung und ehemaliger Abteilungsleiter für Weltwirtschaft und Entwicklungsfinanzierung am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (IDOS), gegenüber CORRECTIV und El Surtidor. Im Ergebnis setze die DEG auch risikoreiche Projekte um – wider besseren Wissens. 

Welche Auswirkungen diese fragwürdige Geschäftspraxis hat, zeigt ein Blick in die Unternehmensgeschichte, in der sich in den vergangenen Jahren immer wieder skandalträchtige Finanzierungen finden. 

Im Namen der deutschen Entwicklungspolitik werden auch Projekte finanziert, bei denen der entwicklungspolitische Nutzen mehr als fraglich ist; die Klima und Umwelt schaden oder den Ausbau von fossilen Industrien fördern, wie eine weitere Recherche von CORRECTIV bereits aufgedeckt hatte. So finanzierte die DEG in den vergangenen Jahren mehr als ein Dutzend umweltschädliche Projekte oder solche, die die Lebensgrundlage von Kleinbauern vernichteten. Auch korrupte Geschäftsleute profitierten. Es könnte noch weitere Fälle geben, denn erst seit 2015 veröffentlicht die DEG Informationen zu einzelnen Finanzierungen. 

Die Bundesregierung toleriert die umstrittenen Geschäfte offenbar: Sie weiß seit Jahren Bescheid und unterstützt diese dennoch als Teil der deutschen Entwicklungspolitik. Im Aufsichtsrat der DEG sitzen auch Vertreter des Entwicklungshilfeministeriums, des Bundeswirtschafts- und des Finanzministeriums. Verantwortung für die fragwürdigen Finanzierungen wollen die Ministerien aber nicht übernehmen. Gegenüber CORRECTIV und El Surtidor verweist das Bundesfinanzministerium auf „geschäftspolitische Entscheidung der DEG“, während das Bundeswirtschaftsministerium von Robert Habeck (Grüne) das von der SPD geführte BMZ in der Verantwortung sieht. Das BMZ wiederum hebt die gute Arbeit des Aufsichtsrates hervor. Es gebe keinen Anlass anzunehmen, dass der Rat seine Kontrollfunktion nicht erfülle, so ein Sprecher des Entwicklungsministeriums. 

 

Geschäfte in Paraguay: Auf Kosten der Nachhaltigkeit

Kapitel 1 | 2 | 3

35.000 Rinder, Tausende Hektar Soja und Weizen: Die Paraguay Agricultural Corporation S.A. (PAYCO) ist einer der größten Agrarkonzerne Paraguays. Die Firma besitzt rund 130.000 Hektar Landfläche und mehrere Farmen, die im ganzen Land verstreut liegen. Auch Waldplantagen gehören zum Geschäft. Seinen Sitz hat das Unternehmen im Steuerparadies Luxemburg. 

Seit 2013 ist die DEG mit 25 Millionen Euro an dem Unternehmen beteiligt, damals noch unter dem Namen Paraguay Agricultural Corporation (PAC). Insgesamt investierte die DEG im Auftrag der deutschen Entwicklungspolitik sogar knapp 40 Millionen Euro. Mit dem Ziel, die lokale Lebensmittelproduktion zu stärken und eine „nachhaltige Holzwirtschaft“ aufzubauen, wie es in einer DEG-Mitteilung anlässlich des Vertragsabschlusses heißt. Und weiter: „Mit unserem Engagement stärken wir ein professionell und verantwortungsbewusst agierendes Agrarunternehmen“.

PAYCO betreibt Raubbau an der Natur

Doch das Gegenteil ist eingetreten. Statt auf Nachhaltigkeit und lokale Versorgung setzte PAYCO in den vergangenen Jahren offenbar vor allem auf Raubbau an der Natur: Seit dem Einstieg der DEG wurden auf den Farmen von PAYCO etwa 7.000 Hektar Urwald vernichtet. Eine Fläche, die knapp 10.000 Fußballfelder umfasst. Teilweise wohl durch Brände, aber vor allem durch Rodungen für Viehweiden. Das zeigt eine Auswertung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, das die Entwaldung auf den Flächen von PAYCO im Chaco für CORRECTIV im Zeitraum von 2013 bis 2020 analysiert hat.

Eine Auswertung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt zeigt die fortschreitende Entwaldung auf den Flächen von PAYCO.

 Entwaldung der Chaco-Region in Paraguay 1987–2020
(Daten: DLR | Satellitenbild: Google)

Im Jahr 2013 steigt die DEG bei PAYCO ein. Zum Konzern gehört auch die Rinderfarm Timboty.

 Entwaldung seit 1987–2012
(Daten: DLR | Satellitenbild: Google)

Sieben Jahre später sind auf der Timboty Ranch rund 2.000 Hektar Urwald verschwunden.

 Entwaldung 1987–2012    2013–2020
(Daten: DLR | Satellitenbild: Google)

Methode der Analyse zur Entwaldung
Die Informationen zur Lage und den Eigentumsverhältnissen der PAYCO-Farmen hat die Menschenrechtsorganisation FIAN Deutschland in einer aktuellen Studie zusammengetragen. In der Studie weist FIAN darauf hin, dass die Genauigkeit der Polygone, also der Grenzverläufe der Farmen, geringfügige Abweichungen aufweisen können.
Die Analyse der Entwaldung auf drei der PAYCO-Farmen im Chaco hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) auf Grundlage der Informationen von FIAN für CORRECTIV vorgenommen. Basis dieser Analyse ist eine Studie des DLR, die die Entwaldung im paraguayischen Chaco zwischen 1987 und 2020 untersucht hat. Das DLR weist darauf hin, dass die Hektarangaben für die einzelnen Farmen aufgrund der Analysemethode Abweichungen aufweisen können. Wir haben uns daher entschieden, gerundete Werte für die entwaldeten Hektare anzugeben.

Und nicht nur für Viehweiden schuf der Konzern Platz. Auf einer weiteren Fläche ließ PAYCO offenbar einen Palmenhain roden, um im Anschluss Eukalyptusplantagen anlegen zu können. Das geht aus einer aktuellen Studie der Menschenrechtsorganisation FIAN Deutschland zu PAYCO hervor. 

Vermutlich seien noch weit mehr Hektare durch PAYCO gerodet worden, sagt Roman Herre, Agrarreferent bei FIAN: „Wir gehen davon aus, dass auch auf anderen Farmen von PAYCO gerodet wurde, die bisher nicht entdeckt wurden. Daher sind die 7.000 Hektar nur die Spitze des Eisbergs. Die Dunkelziffer ist höher.“ Darauf deuteten auch die lückenhaften Nachhaltigkeitsberichte des Konzerns hin. 

PAYCO hat bis Redaktionsschluss nicht auf Anfragen von CORRECTIV und El Surtidor reagiert. Auch das paraguayische Umweltministerium äußerte sich trotz mehrfacher Anfrage nicht zu dem Fall.

Die DEG teilt mit, dass der Bank keine Informationen über Rodungen in dieser „Größenordnung“ vorlägen. Und weiter: „Die Beteiligung an PAYCO diente dazu, Bewässerungsanlagen zu erweitern, erstmals Reis anzubauen und eine nachhaltige Holzproduktion aufzubauen.“ So werde auch dazu beigetragen, Importe zu reduzieren und die lokale Nahrungsmittelproduktion zu verbessern.

DEG finanziert weitere fragwürdige Projekte

Nicht nur die Abholzung von Urwald lässt die Investitionen der DEG in den Agrarkonzern fragwürdig erscheinen. Auch der Geschäftspartner der DEG, die EuroAmerican Finance S.A, die rund 85 Prozent von PAYCO besitzt, ist zweifelhaft: Gegen die Aktiengesellschaft EuroAmerican Finance S.A. läuft in Luxemburg aktuell ein Insolvenzverfahren. Denn die EuroAmerican ist Teil eines Firmennetzwerks, dessen Pleite im Jahr 2014 zur Auflösung der portugiesischen Geschäftsbank Banco Espirito Santo führte und ein Finanzloch von 4,9 Milliarden Euro hinterließ. 

Für die DEG droht dadurch momentan ein Verlust von 25 Millionen Euro. Auf Anfrage von CORRECTIV und El Surtidor hat sich die DEG dazu nicht geäußert. 

Arbaro wirbt mit hohen Renditen um Investoren

Der Pleite-Konzern PAYCO ist nicht die einzige umstrittene Finanzierungsbeteiligung der DEG in Paraguay. 2020 investierte die DEG knapp acht Millionen Euro in den Arbaro Fund. Ein Private Equity Fonds, eine sogenannte Kapitalbeteiligungsgesellschaft, ebenfalls mit Sitz im Steuerparadies Luxemburg. 

Auf seiner Webseite wirbt der Arbaro Fund mit einer überragend hohen Rendite von 12 Prozent für Investoren und nachhaltigen Forstprojekten in Lateinamerika und Afrika. Arbaro leiste „in den Zielländern einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel“, beteuern die deutschen Fondsmanager. In den kommenden Jahren werde man bis zu 20 Millionen Tonnen klimaschädliches CO2 binden. Aufforstung gegen die Klimakrise, das ist in etwa, was der Fonds seinen Investoren verkauft. In Paraguay betreibt er auf mehreren Tausend Hektar Eukalyptusplantagen. 

Gegenüber CORRECTIV und El Surtidor räumt der Arbaro Fund allerdings ein, dass diese Versprechen nicht erfüllt werden. Zumindest nicht im Moment: „Das Ziel von 20 Millionen Tonnen entspricht dem angestrebten Gesamtvolumen des Fonds von 200 Millionen Dollar und muss auf die tatsächliche Fondsgröße skaliert werden.“

Auch das Bundesumweltministerium ist in den Arbaro Fund involviert: Über ein internationales Programm für Wiederaufforstungen, in das auch Gelder aus dem Ministerium gehen, fließen rund 1,3 Millionen Euro an Krediten und Zuschüssen in den Fonds. Der Green Climate Fonds (GFC), in den weltweit Staaten einzahlen, um die Klimakrise zu bekämpfen, investierte sogar 25 Millionen Dollar in Arbaro.  

Arbaros Nachhaltigkeitsversprechen sind umstritten

Und das, obwohl die Nachhaltigkeitsversprechen des Fonds umstritten sind. So verweisen mehr als 100 internationale Umweltorganisationen in einem offenen Brief an den GCF auf Berichte und Studien, aus denen hervorgeht, dass die Versprechen des Fonds wenig plausibel sind. 

Eukalyptusplantagen seien vor allem profitabel, so die Verfasser des Briefes. Aber weder gut für das Klima noch für die Umwelt. Ein Vorwurf, der wissenschaftlich belegt ist: Laut einer Studie der britischen Universität Leeds speichern natürliche Wälder CO2 auf Jahrzehnte. Plantagen können dagegen deutlich weniger klimaschädliches CO2 aufnehmen. 

Eukalyptus-Plantage in Paraguay
Symbolbild: Eukalyptus-Plantage in Alto Parana, Paraguay (Südamerika).

Auch die CO2-Zertifikate, die der Arbaro Fund über einen internationalen Händler anbietet, werden kritisch gesehen. So bewertet Reimund Schwarze, Professor für Umweltökonomie am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig, die freiwilligen Standards der CO2-Zertifikate von Arbaro als nicht ausreichend. 

Der weltweite Zertifikate-Handel erlaubt es klimaschädlichen Firmen, ihren C02-Ausstoß auf dem Papier zu minimieren, indem sie Klimaschutzprogrammen Geld für eingesparte Emissionen geben. Wie viele CO2-Zertifikate ein bestimmtes Projekt sich dabei anrechnen lassen darf, entscheiden Zertifizierer. Die CO2-Zertifikate von Arbaro werden auf dem freiwilligen Emissionsmarkt gehandelt. Von einer Firma, die zuletzt in der Kritik stand, weil sie die C02-Einspeicherungen einzelner Projekte zu hoch angesetzt hatte. Der Umweltökonom Schwarze bilanziert gegenüber CORRECTIV: „Das sollte für die DEG als potentielle Investorin eigentlich ein Ausschlussgrund sein.“

Zur Kritik an den Standards der CO2-Zertifikate teilt der Fonds mit, dass die Berechnung zur Frage, wie viele Tonnen CO2 der Fonds einspart, den „allgemeinen Leitlinien des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) sowie projektspezifische Empfehlungen und Methoden des Verified Carbon Standard (VCS)“ folge. 

DEG finanziert grüne Wüsten in Paraguay

Auch die Auswirkungen der Plantagen auf die Umwelt sind enorm. Denn auf den Arbaro-Plantagen kommen Chemikalien zum Einsatz, vor allem der umstrittene Unkrautvernichter Glyphosat. Das geht aus zwei Gutachten des Forest Stewardship Council (FSC) hervor. Die NGO soll die nachhaltige Waldnutzung sicherstellen. Die Konsequenz der Gifte: Immer weniger Tiere und Pflanzen leben auf den Feldern. Ehemalige Mitarbeiter des Fonds beschreiben die Eukalyptusplantagen in Paraguay als „grüne Wüste“. Über die Auswirkungen von Pestiziden wie Glyphosat auf die Bevölkerung rund um die Plantagen von Arbaro hat El Surtidor bereits mit anderen internationalen Medien berichtet. 

Der Arbaro Fund teilt dazu mit, dass die Entwicklung in den Projektgebieten genau überwacht werde: „Die ersten Überwachungsergebnisse zeigen dass die biologische Vielfalt in den Projektgebieten reicher ist“ als während der ursprünglichen Landnutzung durch Viehzucht oder Sojaproduktion. 

Wer trägt Verantwortung?

Kapitel 1 | 2 | 3

Aktuell läuft am Verwaltungsgericht Köln eine Auskunftsklage gegen die staatliche Förderbank KfW, zu der auch die DEG gehört. Die Menschenrechtsorganisation FIAN und das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) fordern die Herausgabe der Umwelt- und Sozialaktionspläne von PAYCO, dem Agrarriesen. 

Zwar hat das Gericht den Organisationen bereits Recht gegeben, doch die KfW hat Berufung gegen diese Entscheidung eingelegt. Und das, obwohl das Amtsgericht entschieden hatte, dass die KfW nach dem Informationsfreiheitsgesetz (IFG) auskunftspflichtig ist – und damit auch die DEG. 

CORRECTIV hat die Pläne bei der DEG angefragt und sich dabei auf das Informationsfreiheitsgesetz bezogen. Die DEG verweigerte die Auskunft. Die Begründung: Die DEG sei als „privatrechtlich tätiges Institut nicht dem Anwendungsbereich des Informationsfreiheitsgesetz (IFG)“ unterlegen. 

Der Umgang mit Informationen zeige, dass sich die DEG fälschlicherweise als private Bank verstehe, sagt Roman Herre von FIAN Deutschland. „Und nicht als ein vom Staat mandatierter Akteur, der im öffentlichen Interesse handelt und rechenschaftspflichtig ist.“ 

Die Intransparenz und die fragwürdigen Geschäftspraktiken sind auch im Bundestag immer wieder Thema. So fordert die Linke seit Jahren von der Bundesregierung ein, für mehr Transparenz bei den Geschäften der DEG zu sorgen und verlangt eine „stärkere politische Regulierung“.

Auch Peter Wolff, Experte für entwicklungspolitische Finanzierung, kritisiert die Geschäftspraktiken der DEG: „Die Bank fährt im Schatten der KfW.  Niemand weiß genau, was sie eigentlich macht.“ Auch die Beteiligung an entwicklungspolitisch fragwürdigen Projekten wie PAYCO kritisiert Wolff und spricht von Subventionierung.

Doch von dem Vorwurf der verfehlten Entwicklungspolitik will die Bundesregierung nichts wissen. So teilt das BMZ gegenüber CORRECTIV und mit, dass die DEG mit der Förderung der Privatwirtschaft einen „wichtigen, ergänzenden Beitrag zur Entwicklungszusammenarbeit“ leiste. Auch im Bereich Klima: „Ohne Mittel der Privatwirtschaft werden weder die nachhaltigen Entwicklungsziele noch die Klimaziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen sein.“

Über die Autorin

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Text und Recherche: Gesa Steeger Redaktion: Justus von Daniels Redigatur: Annika Joeres Design: Nina Bender Faktencheck: Pia Siber Kommunikation: Valentin Zick

Artikelbild: Entwaldung im Gran Chaco in der Nähe von Mariscal Estigarribia, Paraguay. (Bild: Michael Edwards / Alamy Stock Foto)

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