Unter Polizeischutz
Lucia Borsellino bekommt ab dieser Woche einen gepanzerten Wagen und zwei Leibwächter. Eine Quelle aus Deutschland soll gegenüber Interpol ausgesagt haben, dass die Tochter des ermordeten Staatsanwalt Paolo Borsellino in Gefahr sei.
Lucia Borsellino, 46, Tochter des von der Cosa Nostra ermordeten Staatsanwalts Paolo Borsellino, lebt nun unter Polizeischutz. Das italienische Innenministerium hat einen gepanzerten Wagen und zwei Leibwächter zur Verfügung gestellt.
Eine Quelle aus Deutschland soll gegenüber Interpol ausgesagt haben, dass Lucia Borsellino in Gefahr sei. Daraufhin habe das Innenministerium die Schutzmaßnahmen eingeführt, wie die italienische Zeitung „La Repubblica“ gestern berichtete.
Francesco Lo Voi, leitender Staatsanwaltschaft von Palermo, hat eine Untersuchung eingeleitet um mehr über die Entscheidung des Innenministeriums und über die vertrauliche Interpol-Quelle zu erfahren.
Borsellino war in Juli zurückgetreten
Bis vor kurzem war Lucia Borsellino Gesundheitsministerin in der sizilianischen Regierung. Am 2. Juli war sie aus „ethischen Gründen“ zurückgetreten.
Ein Jahr vor ihrem Rücktritt hatte Borsellino der Staatsanwaltschaft von Palermo anvertraut, dass die Politiker Nino Oddo und Giovanni Di Giacinto sie unter Druck gesetzt hätten, damit sie einen Vertrauensmann an die Spitze der Azienda Sanitaria Provinciale, der Ortsstelle der Gesundheitsverwaltung nominiere.
Das Telefonat zwischen Arzt und Regionalpräsident
Ein Jahr später der nächste Skandal: Am 17. Juli, kurz vor dem Jahrestag der Ermordung Paolo Borsellinos, hatte die Zeitschrift „L’Espresso“ angebliche Mitschnitte eines Telefonats zwischen Matteo Tutino, Leibarzt des Regionalpräsidenten Renato Crocetta, und Crocetta selbst. Der Arzt soll gesagt haben, Lucia Borsellino solle „umgebracht werden — wie ihr Vater“. Die Staatsanwaltschaft Palermo dementierte die Existenz des Gespräches, der Espresso bestätigte sie.
Seit Juni steht der Tutino wegen Amtsmissbrauchs unter Hausarrest.
Nun wird Lucia Brosellino Palermo verlassen. Ab September und für die nächsten zwei Jahren wird sie in Rom bei der Agenzia nazionale per i servizi sanitari regionali , der nationale Agentur für regionale Gesundheitsdienste arbeiten.