Mafia

Krieg der Nachwuchs-Gangster

In den vergangenen Tagen gab es mehrere Schusswechsel in Neapel – bei denen am Ende drei Männer tot liegen blieben. Ermittler gehen davon aus, dass sich der Nachwuchs der alten Camorra-Clans neue Schlachten liefert.

von Margherita Bettoni

 

Die Nachrichten aus Neapel lesen sich wie ein Kriegsbericht:

3. September, Altstadtviertel Sanità: Pasquale C., ein 67-jähriger Vorbestrafter, steigt in seinen Renault Twingo und wird mit neun Kopfschüssen exekutiert. Er war Mitglied des Clans Esposito-Saverese-Sequino und hatte in den 1990er Jahren Drogen aus Norditalien nach Neapel geschmuggelt.

4. September, Krankenhaus San Paolo: Ein Vorbestrafter lässt sich behandeln, nachdem er vor seiner Wohnung in der westlichen Peripherie Neapels einen Beinschuss erlitten hat.

5. September, Ponticelli, in der östlichen Peripherie: Der 30-jährige Antonio S. verlässt das Geschäft seiner Schwester. Zwei Männer warten auf einem Moped auf ihn und eröffnen das Feuer. Antonio S. wird von fünf Schüssen in Brust und Kopf getroffen und stirbt wenig später im Krankenhaus.

6. September, auf der zentralen Piazza Santa Maria della Sanità: Der 17-jährige Gennaro C. stirbt bei einer Schießerei. Vor Ort finden die Ermittler 18 Patronen verschiedenen Kalibers – und vermuten, dass hier zwei gegnerische Mafia-Clans aneinandergeraten sind.

7. September, Soccavo, in der westlichen Peripherie Neapels: Kalaschnikow-Schüsse  gegen eine Tür in der Via Catone 21.

Krieg der „Kinder-Gangs“

Zwar wurden die Schüsse über die ganze Stadt verteilt abgegeben, aber die Ermittler gehen von einem Zusammenhang aus. Die Staatsanwaltschaft spricht von „paranza dei bambini“, von „Kinder-Gangs“. Offenbar beharken Jugendliche und junge Erwachsene aus bekannten Camorra-Familien einander – den Giuliano, den Sibillo, den Sequino, den Savarese, den Mazzarella. Wieder einmal geht es darum, die Vorherrschaft im Drogenhandel und bei der Schutzgelderpressung zu erlangen.

Im Juni hatten die Ermittler 61 Camorra-Mitglieder festgenommen, darunter mehrere Minderjährige.

Seitdem wird die Altstadt Neapels von der Polizei überwacht. Doch die jungen Camorristi schießen weiter.

Giuliana Di Sarno, Leiterin des Altstadt-Bezirks 3, befürchtet bereits, die Innenstadt könne zu einem zweiten Bagdad verkommen.

Nun hat Innenminister Angelino Alfano 50 Spezialpolizisten nach Neapel geschickt, um der Gewalt Einhalt zu bieten.

 

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