Neue Rechte

Trumps Freunde bei der AfD

Donald Trump kann auf Unterstützung aus Deutschland bauen: Prominente AfD-Politiker traten teils schon lange vor der US-Wahl als Sprachrohr des radikalen Republikaners auf. Die Partei sieht seinen Sieg offenbar als Sprungbrett.

von Till Eckert , Niclas Fiegert

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Von links: Björn Höcke, AfD-Landtagsabgeordneter in Thüringen, Maximilian Krah, AfD-Europapolitiker und Alice Weidel, die AfD-Parteisprecherin. (Collage: Mohamed Anwar / CORRECTIV)

Es ist wieder passiert: Den USA und der Welt steht eine zweite Amtszeit von Donald Trump bevor. Erneut wurde Trumps Zugkraft unterschätzt, erneut nicht gesehen, wie erfolgreich er mobilisiert – auch im Ausland. Die globale Rechte, darunter die in Teilen rechtsextreme AfD, sieht in ihm längst eine Galionsfigur. 

Eine CORRECTIV-Analyse zeigt: Einige prominente AfD-Bundestagsabgeordnete stärken ihm seit Jahren den Rücken. Andere verbreiten seine Narrative hierzulande ungefiltert weiter. 

Trump und seine „Make America Great Again“-Kampagne (kurz: MAGA) gelten für die Partei insgesamt offenbar als Vorbild, so zumindest formuliert es Alice Weidel. Auch seine Russland-Politik wird bei der AfD gefeiert: Manche sehen in ihm einen „Friedensbringer“.

Von Trumps Wiederwahl, so erhofft es sich die Partei, könnte bei den anstehenden Neuwahlen in Deutschland auch die AfD profitieren.

CORRECTIV konnte mindestens 13 AfD-Politikerinnen und -Politiker bis hoch in den Parteivorstand ausmachen, die Trump offensiv unterstützen.

Die Trump-Freunde bei der AfD:

Alice Weidel,
AfD-Parteichefin 

Die AfD-Parteichefin Alice Weidel ist eine der ersten nicht-amerikanischen Politikerinnen, die Donald Trump zum Wahlsieg gratuliert haben. Weidel sagt, sein Sieg sei unter anderem ein Zeichen gegen „Massenmigration“, „Klima-Ideologie“ und gegen „Kriegspropaganda“. 

In der Vergangenheit machte sie sich immer wieder mit den Vorhaben und Interessen des Ex-Präsidenten gemein: Beispielsweise begrüßte sie 2018 das umstrittene Gipfeltreffen von Helsinki. Es war das erste offizielle Treffen des damaligen US-Präsidenten Trump und Putin. Für Weidel sei das Treffen ein „Signal“ dafür gewesen, die „sinnlosen“ Sanktionen gegen Russland zu beenden. Die EU verhängte damals bereits Sanktionen gegen Russland, unter anderem wegen Handlungen gegen die territoriale Unversehrtheit der Ukraine. 

Auch als Trump erwog, die Antifa als Terrororganisation einzustufen, forderte sie das Gleiche von der Bundesregierung. 2020 forderte Weidel eine Entschuldigung vom Außenministerium, nachdem der Journalist Georg Restle Donald Trump in einem Kommentar als „schlimmen Präsidenten“ mit „Ku-Klux-Klan-Gesinnung“ bezeichnete. Wie andere AfD-Politiker nutzt Weidel Trumps Wiederwahl, um Medien zu diffamieren.


 

Portrait Björn Höcke (AfD)

Björn Höcke,
Fraktionsvorsitzender der AfD in Thüringen

Björn Höcke fällt erst seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine mit geopolitischen Statements auf. Gegenüber den USA äußerte er sich bislang eher kritisch, in der Vergangenheit sagte er etwa, die Regierung des noch amtierenden Präsidenten Joe Biden führe einen Wirtschaftskrieg gegen Deutschland. 

Trump hingegen stärkte Höcke den Rücken: Dieser sei von den Medien mit „Dreck beworfen“ worden. Er behauptet, dass die Attentate auf Trump im Wahlkampf die Folge einer „medialen Zerrberichterstattung“ gewesen seien.


 

Portrait Beatrix von Storch (AfD)

Beatrix von Storch,
AfD-Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Fraktionsvorsitzende

Beatrix von Storch verbreitete kürzlich MAGA-Narrative bei der ARD-Talkshow Maischberger und beim Sender Phoenix. Auch sie spricht von einer angeblichen „Massenmigration“, die beendet werden müsse. Trumps Stil sei „authentisch“ und er habe in seiner vergangenen Präsidentschaft besonders das Leben ethnischer Minderheiten verbessert. Dabei erteilte Trump 2017 ein Einreiseverbot für Menschen aus einigen muslimisch geprägten Ländern. Rassismus und Polizeigewalt führten unter Trump zu „Black Lives Matter“-Protesten, die auch tausende Menschen in Deutschland dazu bewegten, auf die Straße zu gehen. 

Die AfD-Politikerin ist in die USA und mit Trumps Vertrauten und Wegbereitern vernetzt: 2019 und 2020 etwa führte sie jeweils längere Interviews mit Steve Bannon, einem ehemaligen Berater von Trump. 


 

Jan Wenzel Schmidt,
AfD-Bundestagsabgeordneter
aus Magdeburg

Jan Wenzel Schmidt spricht über den Wahlsieg Trumps als eine „Bewegung“, von der die AfD in Deutschland profitieren kann. Er spekuliert darauf, dass die Vereidigung Trumps im Januar eine „Welle“ sei, die auch die Neuwahlen in Deutschland beeinflusst. Demnach solle die AfD als stärkste Kraft im Osten und zweitstärkste Oppositionskraft aus der Wahl hervorgehen.

Bemerkenswert: Ein Foto zeigt Schmidt bei einer Gala des New York Young Republican Club im Dezember 2023, bei der auch Donald Trump eine Rede hielt. Ebenfalls auf dem Foto zu sehen: Maximilian Krah und Mathilda Martina Huss. Huss ist die Gastgeberin des Treffens in Potsdam, über das CORRECTIV bereits im Januar berichtete. Über das Foto und den Besuch der AfD-Clique auf dem New Yorker Treffen berichtete damals die Zeit.

Schmidt bezeichnete Trump außerdem als „Friedensbringer“, als dieser seine erneute Kandidatur bekannt gab.   


 

Maximilian Krah,
AfD-Europaabgeordneter 

„Ich bin Donald Trump“, sagte Maximilian Krah noch in einem Podcast Mitte des Jahres. Nach der US-Wahl forderte Krah auf X einen deutschen Trump. Der AfD-Europaabgeordnete schreibt zudem, dass Viktor Orbán nun mutiger den Krieg in der Ukraine, den Greendeal oder Zensur im Internet blockieren könne. Die Wahl Trumps bedeute für Krah, dass der Ukraine-Krieg bereits verloren sei. 

2023 besuchte auch Krah die Gala der jungen Republikaner in New York, bei dem Donald Trump sprach. 


 

Portrait Matthias Moosdorf (AfD)

Matthias Moosdorf, AfD-Bundestagsabgeordneter, Außenpolitischer Sprecher der AfD-Fraktion 

Matthias Moosdorf bezeichnet das, was in demokratischen Ländern des Westens stattfindet, als „pervers“. Von einer erneuten Präsidentschaft Trumps erhofft er sich, dass die „Demokratie nach westlicher Prägung wieder Exportschlager“ werde, sagte er dem russischen Staatsmedium RT DE. In einer Rede im Bundestag zur US-Wahl trägt Moosdorf Trumps Wahlversprechen vor, die teilweise „eins zu eins auf Deutschland übertragbar“ seien. In der Vergangenheit bezeichnete auch Moosdorf Trump als „Friedensbringer“. 

Auch er gehörte 2023 zu den AfD-Abgeordneten, die in New York den Worten Trumps lauschten. 


 

Phillip-Anders Rau, AfD-Kreistagsabgeordneter im Jerichower Land 

Der aufstrebende AfD-Jungpolitiker Phillip-Anders Rau zeigt in einem Instagram-Post, wie sehr er sich über Trumps Wahlsieg freut. Offensichtlich traf er Trump in der Vergangenheit bereits persönlich: Auf dem Foto ist er gemeinsam mit dem US-Präsidenten in spe in dessen Anwesen Mar-a-Lago in Florida. Dabei ist auch der Influencer Leonard Jäger, über den CORRECTIV kürzlich berichtete; er nennt sich „Ketzer der Neuzeit“.


 

Lena Kotré, AfD-Landtagsabgeordnete in Brandenburg 

Lena Kotré erlangte zuletzt durch Provokationen im Landtagswahlkampf bundesweit Aufmerksamkeit. Bei Wahlkampfauftritten verschenkte sie Kubotans, die in einigen europäischen Ländern als Waffe gelten. Demokratische Organisationen, die sich auch gegen Rechtsextremismus einsetzen, bezeichnet sie als „linke Radikale“ und will diese „austrocknen.“ 

Das Wahlergebnis deklariert sie als „metapolitischen Sieg“ für die AfD. Damit meint sie eine gesellschaftliche Veränderung des Sagbaren nach rechts. Weiterhin behauptet sie, dass Trump einer der wenigen gewesen sei, die sich für Frieden in der Ukraine und mit Russland einsetzen. Wie er das umsetzen möchte, lässt er aber bislang offen. 

Das Wall Street Journal berichtete dazu am Donnerstag: Laut einer Trump nahestehenden Quelle soll die Ukraine nur weitere Waffenhilfen aus den USA erhalten, wenn sie 20 Jahre auf einen Nato-Beitritt verzichtet. Außerdem sollen europäische Truppen ein demilitarisiertes Gebiet entlang des Frontverlaufs überwachen. 


 

Jürgen Braun, Bundestagsabgeordneter und menschenrechtspolitischer Sprecher der AfD

Jürgen Braun hatte schon in der Vergangenheit immer wieder Trumps Positionen verteidigt. Im Bundestag behauptete er, dass es den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine unter Trump nicht gegeben hätte. 2020 gab Braun einem rechtsextremen Blog ein Interview. Darin forderte der menschenrechtspolitische Sprecher der AfD, dass Barack Obama seinen Friedensnobelpreis „an den aktuellen Amtsinhaber Donald Trump weiterreichen“ sollte. Einmal empfahl Braun der Bundesregierung, sich ein Beispiel an Trump zu nehmen.

Teile der Medien, die über die Wahl berichteten, bezeichnete Braun als „die wahren Feinde der Demokratie“. 


 

Jörg Urban, Fraktionsvorsitzender der AfD in Sachsen

Der Landeschef der gesichert rechtsextremen AfD Sachsen beglückwünschte Trump. Dem amtierenden US-Präsidenten Joe Biden wirft er „Kriegstreiberei“ vor.   


 

Martin Sichert, AfD-Bundestagsabgeordneter

Der bayerische Bundestagsabgeordnete Martin Sichert ist im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe tätig – und abseits davon bekannt dafür, Falschbehauptungen zu verbreiten, die Migrantinnen und Migranten diffamieren. Er spricht von dem Wahlausgang als „ein Zeichen der Hoffnung für ein Europa ohne Krieg und ohne links-grüne Bevormundung“.


 

Petr Bystron, AfD-Europaabgeordneter

Der AfD-Außenpolitiker Petr Bystron, der in der Vergangenheit mehrmals mit Russland sympathisierte und im vergangenen Jahr einen geheimen Trip nach Belarus unternahm, verteidigt Trump schon seit Jahren vehement und verbreitet seine Narrative offensiv weiter. Als 2022 das FBI Trumps Wohnhaus durchsuchte, sprach Bystron in einer Pressemitteilung von einem „Missbrauch des Machtapparates gegen politische Gegner“. Kurz vor der Wahl behauptete er, der „irrationale Hass auf Trump“ sei „von Globalisten gesteuert“. 


 

Kay-Uwe Ziegler, AfD-Bundestagsabgeordneter aus Sachsen-Anhalt

In einem mittlerweile nicht mehr verfügbaren Facebook-Beitrag verbreitete Kay-Uwe Ziegler Falschinformationen zur US-Wahl, wie CORRECTIV bereits in einem Faktencheck prüfte. Ziegler behauptete: „Jedes Mal, wenn der Wähler Donald J. Trump antippen will, wird automatisch ein Votum für Kamala Harris generiert.“ 

Update, 12. November, 14:15 Uhr: 

In einer vorherigen Version hieß es, die Politiker Jan Wenzel Schmidt und Phillip-Anders Rau würden sich bei der kommenden Bundestagswahl einen Wahlkreis teilen. Das ist nicht korrekt, die beiden stammen lediglich aus der selben Region. Wir haben den Satz gestrichen. Zudem haben wir Petr Bystrons Beschreibung korrigiert, dieser ist nicht mehr Bundestagsabgeordneter, sondern Europaabgeordneter.



Text und Recherche:
Till Eckert, Niclas Fiegert
Redaktion und Faktencheck: Robin Albers, Justus von Daniels
Design: Mohamed Anwar
Mitarbeit: Martin Böhmer, das CORRECTIV.Faktencheck-Team

Bildnachweise: Achim Melde | DBT (Petr Bystron), Annette Riedl | picture alliance/dpa (Matthias Moosdorf), Carsten Koall | picture alliance/dpa (Beatrix von Storch), dts-Agentur / picture alliance (Alice Weidel), Klaus-Dietmar Gabbert | picture alliance/dpa (Jan Wenzel Schmidt), Robert Michael | picture alliance/dpa (Jörg Urban), Christophe Gateau | picture alliance/dpa (Jürgen Braun), Christoph Soeder  | picture alliance/dpa (Kai-Uwe Ziegler), Michael Bahlo | picture alliance/dpa (Lena Kotré), Jens Krick | picture alliance / Flashpic (Martin Sichert), Sven Simon / Frank Hoermann / Picture Alliance (Maximilian Krah), Jens Büttner / dpa-Zentralbild / dpa (Petr Bystron), Screenshot: Youtube / Sachsen-Anhalt Akuell: „Der Fall von Phillip-Anders Rau“ (Phillip-Anders Rau)