Volksbank Pirna

Dieser Bank vertrauen Extremisten

Die Volksbank Pirna in Sachsen macht Geschäfte mit Linksradikalen, mit Rechtsradikalen und russischen Propagandisten.

von David Schraven

kurzmeldung

Die Volksbank im unscheinbaren Pirna in Sachsen hat nach Recherchen des Tagesspiegel und von CORRECTIV Kunden aus dem gesamtdeutschen extremistischen Spektrum beider Seiten. Sowohl die linksextremistische Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) aus Gelsenkirchen als auch der rechte Pegida-Förderverein gaben die genossenschaftliche Bank als ihre Spendensammelstelle an.

Gerade für den Pegida-Verein war die Unterstützung durch die Bank in der schwierigen Gründungsphase entscheidend. Das Konto wurde von einem früheren Stasi-Mitarbeiter und rechten Anwalt treuhänderisch verwaltet, der die Gründung von Pegida erst möglich machte, recherchierte CORRECTIV. Auf dem Konto wurden monatelang die Mitgliedsbeiträge des Pegida-Fördervereins gesammelt.

Die Linksradikalen der MLPD nutzen ihr Konto in Pirna zum Spendensammeln über die Rote Fahne für ihren Landesverband in Sachsen. Etwa wenn sie Mitarbeiter im Werk der GKN Automotive Zwickau oder die Eisenbahner der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG aufhetzte.

Aktuell hat die Bank in Pirna mit gerade einmal knapp über 50 vollbeschäftigten Mitarbeitern und zwei Dutzend Teilzeitkräften einen Zins- und Geschäftsumsatz von 12 Millionen Euro. Ihr Überschuss liegt bei unter 400.000 Euro.

Und sie hat noch weitere extreme Kunden gewonnen.

Auch Wagenknecht-Bündnis Kunde in Pirna

Jetzt berichtet der Tagesspiegel, dass auch der frisch gegründete Verein „Bündnis Sahra Wagenknecht – Für Vernunft und Gerechtigkeit“ (BSW) auf seiner Webseite um Spenden auf das Konto bei der Volksbank Pirna wirbt. Das „Bündnis Sahra Wagenknecht“ hat dabei seinen Sitz am anderen Ende der Republik, in Karlsruhe.

Daneben haben auch russische Propagandisten nach Informationen des Tagesspiegel bei der Volksbank Pirna ein Konto: die Videoagentur Ruptly, die zum Netzwerk des russischen Propagandamediums RT gehört und deren Zentrale in Berlin ist. Das geht aus dem Kontoauszug einer Person hervor, die in diesem Jahr Geld von Ruptly erhalten hat. Der Auszug liegt dem Tagesspiegel vor.

Und das, obwohl Ruptly zum sanktionierten russischen Medienunternehmen TV-Novosti gehört, das seit Dezember 2022 auf der Sanktionsliste der EU steht. Sanktionierte Unternehmen und Personen dürfen in der EU keine Geschäfte machen, ihre Gelder werden eingefroren.

Weiter zählt die Volksbank Pirna eine Firma aus dem Umfeld des Verschwörungsideologen Ken Jebsen zu ihren Kunden, berichtet der Tagesspiegel. Im Sommer 2021 hatte die Firma Apolut die Nachfolge von Jebsens Plattform KenFM angetreten, nachdem letztere wegen der Verbreitung von Desinformation und Verschwörungsmythen unter Druck geraten war. KenFM rief zu Spenden für Apolut auf, das Geld sollte auf ein Konto bei der Volksbank Pirna gehen. Die Firma hat ihren Sitz in Berlin. Jebsen selbst war wenige Monate Eigentümer von Apolut.

Die Volksbank Pirna hat rund 10.000 Genossen.  Der Vorstandsvorsitzende Hauke Haensel unterhält nach eigenen Angaben enge Kontakte nach Russland. Er war Präsident des früheren Volkspolizei-Vereins Dynamo Dresden.

Chef der Volksbank in Pirna sucht Nähe zu Russland

Seine Lebenspartnerin ist Vertriebsleiterin einer weltweiten Bekleidungskette für die ehemaligen GUS-Staaten und deshalb ständig dort unterwegs, schrieb Haensel in der Sächsischen Zeitung im Jahr 2021 – vor der russischen Großinvasion in die Ukraine. Haensel schrieb weiter, er reise mindestens zweimal im Jahr privat nach Russland und Weißrussland. Für Volksbank-Kunden organisiere seine Bank zudem „gerne“ Erkundungsreisen in Putins Reich.

Haensel kritisierte in dem Artikel, die deutsche Sicht sei vorwiegend amerikafreundlich und antirussisch geprägt. Deutlich werde das insbesondere bei der Bewertung internationaler Konflikte, bei denen mit zweierlei Maß gemessen werde. Die russische Seite werde bei der Durchsetzung ihrer Interessen maximal gescholten, während unaufgeregt zugesehen werde, was die amerikanische Seite tue.

Er kenne zwar die Vorbehalte gegenüber Putin: gegen dessen Vorgehen in der Ukraine oder die Mängel bei der Rechtsstaatlichkeit. Auch wenn er „mit Blick auf manche Handlungen der USA“ diese Vorbehalte nicht unbedingt teile.

Ihn störe, dass zu sehr das Trennende im Fokus stehe. Deutschland habe in den vergangenen Jahren mehrmals Chancen für eine gute Zusammenarbeit mit Russland verpasst. Putin habe im Bundestag davon gesprochen, die Vorurteile zu überwinden. Seine Rede sei beklatscht worden, aber seine Vorschläge seien ungenutzt verhallt. Geantwortet habe der Westen mit der Osterweiterung der Nato und Manövern an deren Grenze. Was für eine Wirkung müsse das auf die Russen haben, fragt Haensel.

Um sich besser zu verstehen, helfe es nur, aufeinander zuzugehen und Handel sowie Zusammenarbeit zum gegenseitigen Nutzen zu verstärken.

In den über 20 Jahren seiner Tätigkeit bei der Volksbank Pirna steigerte Haensel die Bilanzsumme der Volksbank Pirna von 134 Millionen auf über 570 Millionen Euro.