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„Warum wollt ihr auf Facebook Fakten checken?“

Diese Woche hat Facebook bekannt gegeben, in Deutschland bei der Überprüfung von absichtlichen Falschmeldungen mit CORRECTIV zusammen zu arbeiten. Noch geht es darum, die Formen einer Kooperation zu prüfen. Doch viele Leserinnen und Leser fragen uns bereits, wie diese Zusammenarbeit ablaufen soll. Hier versuchen wir, einige dieser Fragen zu beantworten.

von David Schraven

© Collage von Ivo Mayr

Frage: Bezahle ich als CORRECTIV-Mitglied jetzt die Arbeit für Facebook?

Antwort: Nein. Wir testen in den nächsten Wochen, wie die Überprüfung von Falschmeldungen („Fake-News“) auf Facebook konkret vor sich gehen kann. Wenn wir am Ende eine Vorstellung vom Aufwand dieser Arbeit haben, schauen wir, wie wir diese bewältigen können und wie eine Finanzierung dafür aussehen sollte. Wir können uns nicht vorstellen, dass Geld unserer Mitglieder in die Arbeit auf Facebook fließt. 

Frage: Berichtet ihr in Zukunft nicht mehr kritisch über Facebook?

Antwort: Die CORRECTIV-Redaktion ist unabhängig und wird es auch bleiben. Wir haben keine Scheu, über Facebook oder andere Geldgeber zu berichten, wenn dies notwendig sein sollte. Ohne diese Unabhängigkeit funktioniert Journalismus nicht. Daran werden auch wir bei CORRECTIV uns halten.  

Frage: Zensiert ihr Inhalte? Bestimmt ihr, was man in Zukunft posten darf, so wie derzeit einige Nutzer behaupten?

Antwort: Nein, das ist falsch. Zensur geht in der Regel von staatlichen Stellen aus. Wir sind uns der angesprochenen Problematik aber sehr bewusst. Wir sehen es als Gefahr, dass man Berichte, deren politische oder gesellschaftliche Haltung einem nicht passt, kritischer bewertet als andere. Aber erstens wählen wir die Artikel, die wir überprüfen, nicht beliebig aus (dies geschieht in der Testphase ausschließlich aufgrund von Meldungen von Facebook-Nutzer*innen, außerdem müssen die beanstandeten Posts eine gewisse Verbreitung erreicht haben). Zweitens, und das ist entscheidend, prüfen wir keine unliebsamen Meinungen, sondern Fakten oder Tatsachenbehauptungen.

Ein Beispiel: Wenn jemand schreibt, er habe den Eindruck, die Bundesregierung plane aus Hass auf Deutschland einen Bevölkerungstausch, dann ist das zwar Unsinn, aber ein Unsinn, den man hinnehmen muss (weil es eine Meinungsäußerung ist). Wenn jemand aber sagt, es gebe einen Plan der Bundesregierung, die Bevölkerung auszutauschen, dann können wir prüfen, gibt es einen solchen Plan oder gibt es zumindest irgendeinen Hinweis auf einen solchen Plan. Wenn es keinen Plan und keinen Hinweis auf einen solchen Plan geben sollte, würden wir dies schreiben und den Ursprungstext entsprechend markieren. Wir würden ihn nicht löschen. Dann kann sich der Leser selbst eine Meinung bilden, was er für richtig hält. Den Ursprungstext oder unsere Überprüfung.

Frage: Warum verlangt ihr kein Geld von Facebook?

Antwort: Wir müssen erst schauen, ob die Zusammenarbeit funktioniert und die Pläne umgesetzt werden können. Außerdem müssen wir den Aufwand kennen, bevor wir wissen, was das alles kosten würde und wie es finanziert werden muss.

Frage: Warum wollt ihr auf Facebook Fakten checken? 

Antwort: Wir glauben, dass Menschen ihre Entscheidungen auf Basis möglichst guter Fakten treffen sollten und nicht auf der Basis von Lügen. Das ist in einer Demokratie unerlässlich. Nur wenn das klappt, kann unsere Gesellschaft funktionieren. Wir sehen diesen Prozess derzeit durch viele gezielte Falschmeldungen in sozialen Netzwerken gestört. Deswegen finden wir es wichtig, hier mit Mitteln der Aufklärung, mit Mitteln des Journalismus entgegenzuwirken.