CORRECTIV.Ruhr

Laschet enttäuscht CDU-Senioren

Ausgerechnet: Die mitgliederstarke Senioren-Union fühlt sich von der Landespartei bei den Listen für die Bundes- und Landtagswahlen übergangen und spricht von einem Affront. Das könnte den NRW-Parteivorsitzenden Armin Laschet im bevorstehenden Wahlkampf in Bedrängnis bringen. Gelten die Mitglieder der Senioren-Union doch als besonders engagierte Wahlkämpfer.

von Stefan Laurin

© Armin Laschet von Christliches Medienmagazin pro unter Lizenz CC BY-SA 2.0

Auf die CDU ist Leonhard Kuckart zur Zeit nicht gut zu sprechen. Der Vorsitzende der Senioren-Union NRW, der mit 24.320 Mitgliedern nach Junge- und Frauen-Union drittgrößten CDU-Organisation im Land, ist der Ansicht, dass die Senioren übergangen worden sind: „Keines unserer Mitglieder hat einen sicheren Listenplatz erhalten. Keines unserer Mitglieder wird in den Bundes- oder Landtag einziehen.“

Und auch bei der Wahl des Bundespräsidenten wird kein CDU-Senior dabei sein: „Die CDU in NRW wird Hape Kerkeling und Veronicas Ferres nach Berlin in die Bundesversammlung schicken, aber kein Mitglied der Senioren-Union, obwohl viele von uns die CDU seit Jahrzehnten unterstützen.“

Ein Affront gegenüber der Senioren-Union

Kuckart, der von 1980 bis 2000 für seine Partei im Landtag in Düsseldorf saß, ist enttäuscht: „Das ist ein Affront gegenüber der Senioren-Union.“ Er glaubt, dass es der CDU gut getan hätte, auch ältere Bewerber um Mandate zu berücksichtigen: „Die Gesellschaft wird immer älter. Wer bei den Senioren punkten will, täte gut daran, ihnen auch Kandidaten anzubieten, die in ihrem Alter sind um zu zeigen, dass man sie ernst nimmt.“ Besonders ärgert es ihn, dass die CDU im Land es ablehnte, Otto Wulff einen sicheren Listenplatz zu geben.

Wulff lebt in NRW, ist Bundesvorsitzender der Senioren-Union, ehemaliger Bundestagsabgeordneter und älter als der AfD-Mann Alexander Gauland. Wenn die  FDP es wieder nicht in den Bundestag schafft, wird Gauland statt FDP-Mann Hermann Otto Solms als Alterspräsident die erste Bundestagssitzung eröffnen. Nur Wulff hätte Gauland sicher als Alterspräsident verhindern können“

Kein Verständnis in Düsseldorf

Für den Vorsitzenden der CDU-NRW, Armin Laschet, kommt der Streit zur Unzeit: Die Mitglieder der Senioren-CDU gelten als besonders disziplinierte Wahlkämpfer. Sie sind die Bodentruppen der CDU im Kampf um die Macht in Düsseldorf und Berlin. Åuf Anfrage teilt die CDU-NRW mit, wie wichtig ihr die Senioren-Union ist: „Die Wertschätzung der Landespartei zeigt sich nicht zuletzt in der Präsenz sowohl des Landesvorsitzenden, als auch des Generalsekretärs, die beide, bis auf sehr wenige Ausnahmen, jede Einladung zu einer Veranstaltung der Senioren Union auf Landes-, Bezirks,- Kreis- und Ortsebene angenommen und so in den letzten Jahren rund 50 Veranstaltungen besucht haben.“

Dass sich die Senioren-Union übergangen sieht, wenn es um die Listen für die Bundes- und Landtagswahlen geht, kann man in der Parteizentrale in Düsseldorf  nicht verstehen: “Wie schon in vielen Diskussionen mit dem Vorsitzenden der Senioren Union erläutert, ist die Forderung nach einem „sicheren“  Listenplatz eine nicht erfüllbare Forderung, da bei keiner Wahl feststeht, welcher Listenplatz als „sicher“ für den Einzug in den Landtag zu betrachten ist.“ Die CDU-NRW verweist auf die vergangenen drei Landtagswahlen.

Passt nicht ins Bild

Sowohl 2005, als auch 2010 wurde für die CDU kein Landtagsmandat über die Liste besetzt. Erst durch die starken Verluste an Direktmandaten bei  der verlorenen Landtagswahl 2012 habe die Liste wieder gezogen.

Die Senioren-Union hätte, sagt die CDU-NRW, in diesem Jahr darauf verzichtet, sowohl bei den Bundes- als auch bei den Landtagswahlen einen Wahlkreiskandidaten zu ihrem  Spitzenkandidaten zu küren und entschied sich für eine Spitzenkandidatin ohne eigenen Wahlkreis. „Kandidatinnen und Kandidaten mit Wahlkreis sind jedoch bei der Listenaufstellung gemäß unserer Satzung denjenigen ohne Wahlkreis vorzuziehen“, antwortet die CDU-NRW auf Anfrage. Und so kam die Spitzenkandidatin der Senioren-Union, die Remscheiderin Elke Rühl, nur auf einen aussichtslosen 90 Platz auf der Landesliste.

Dass der  ehemaligen NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann auf der Liste zur Bundestagswahl einen sicheren Platz bekommen soll, ohne einen Wahlkreis zu haben, passt indes nicht ins Bild.

Ein Ausdruck der Wertschätzung

Bei der prestigeträchtigen Teilnahme an Bundesversammlungen verweist die CDU auf die vielen Älteren, die sie zur Wahl des Bundespräsidenten nach Berlin schicken wird: „Von den zu entsendenden 39 Wahlfrauen und Wahlmännern der CDU Nordrhein-Westfalen sind 19 über 60 Jahre alt.“ Der 77-jährigen Klaus Laepple werde gar am Tag der Bundesversammlung seine 60-jährige CDU-Mitgliedschaft feiern. Laepple ist jedoch nicht in der Senioren-CDU.

Für die nordrhein-westfälischen Christdemokraten ist die Sache damit erledigt: „Seine Berufung ist ein Ausdruck unserer Wertschätzung gegenüber langjährigen Mitgliedern unserer Partei, über den sich sicherlich auch die Senioren-Union freut.“

Da sollte man sich in Düsseldorf nicht zu sicher sein.