Unterrichtsausfall – der Check: Arnsberg legt Schreiben offen
Anfang dieser Woche hatten wir uns an die Dortmunder Schulleitungen gewendet und konkret nach Weisungsschreiben gefragt, die von der Bezirksregierung zu unserem Unterrichtsausfall-Check verschickt worden waren. Neben Direktoren der über 150 Schulen hat auch die Bezirksregierung reagiert und uns ein Dokument zukommen lassen.
Direkt vorab: Wirklich Verwerfliches steht nicht in dem offengelegten Schreiben. Im Gegenteil. Warum die Bezirksregierung also bei einer konkreten Presseanfrage zu dem Brief auf eine parallel gestellte Anfrage von uns nach dem Informationsfreiheitsgesetz verweist, deren Beantwortung vier Wochen andauert, verstehe ich nicht.
Im Kern bittet die Bezirksregierung die Schulleitungen, alle Unterrichtsstunden, die ersatzlos ausfallen, zu dokumentieren, um im Falle einer Konfrontation reagieren zu können. Darin sehe ich eine große Chance für alle Beteiligten. Aber dazu später.
Zum Schreiben: Inhaltlich informiert es sachlich über den Check. Zugleich werden die Schulleiter gebeten, im März selbst zweierlei Daten zu erheben – zum einen die Zahl der gemäß Stunden- und Vertretungsplan erteilten Unterrichtsstunden, zum anderen die Zahl der ersatzlos ausgefallenen Stunden. Bei letzteren weist die Bezirksregierung darauf hin, dass zu ihnen keine Stunden zählen, die beispielsweise durch die Zusammenlegung von „Lerngruppen“, Exkursionen, Klassenfahrten, Projekt- oder Informationstage oder ähnliches ersetzt werden. Auch bei „Eigenverantwortlichem Arbeiten“ (EVA) gelte Unterricht als erteilt.
Im Übrigen weist die Bezirksregierung ausdrücklich darauf hin, dass die Schulleiter selbst entscheiden können, wie sie auf Presseanfragen reagiere.
Im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten hatten Schulleiter dagegen berichtet, dass die Bezirksregierung sie aufgefordert habe, bei Medienanfragen nicht selbst zu antworten, sondern an die Bezirksregierung zu verweisen.
Hier das veröffentlichte Dokument:
Warum ist das Schreiben eine Chance?
Die ganze Auseinandersetzung zwischen den Schulbehörden und uns begann sich in meinen Augen zu verhärten. Anstatt zum Dialog kam es zu Vorwürfen. Das ist selten zielführend. Unterrichtsausfall, Vertretungsstunden, Lehrermangel sind weder für Schüler, noch Eltern oder Lehrer erfreulich. Es geht uns bei diesem Projekt darum, gefühlten Wahrheiten und Gerüchten mit Fakten zu begegnen, um die Situation an Schulen in NRW nachhaltig zu verbessern.
Denn: Schulpolitik sollte über eine Legislaturperiode hinausgedacht werden. Und auch Ministeriums-übergreifend. So lässt sich Lehrermangel nicht allein mit Stellenausschreibungen beheben. Die Forschung ist gefragt. Studienplätze müssen geschaffen, Anreize für das Lehramtsstudium gegeben werden. Das Alles geht nur gemeinsam. Mehr wollen wir nicht. Bildung ist ein entscheidender Faktor für unsere Region. Für eine erfolgreiche Zukunft muss man sich dem Jetzt stellen. In aller Konsequenz.
Gemeinsam an einem Strang ziehen
Natürlich erfassen die Daten der Bezirksregierung nicht das, was wir eigentlich beleuchten wollen. Besonders Schüler haben uns gegenüber immer wieder betont, dass Vertretungsstunden nicht als Unterricht gewertet werden können. Trotzdem bieten die Daten, die die Schulen im Namen der Bezirksregierung parallel zu uns erheben, die Chance, mit den gemeinsamen Ergebnissen ein realistisches und genaueres Bild unseres Schulalltages zeichnen zu können. So könnten wir letztendlich doch noch alle an einem Strang ziehen.
Was spricht dagegen?
Hintergrund zum Unterrichtsausfall – der Check:
Wir wollen das Schreiben der Bezirksregierung (CORRECTIV.Ruhr)
Alarm in Arnsberg (Ruhr Nachrichten/CORRECTIV.Ruhr)
Halbzeit! Zeit den Helfern zu helfen (CORRECTIV.Ruhr)
Warum das Projekt Unterrichtsausfall so wichtig ist (CORRECTIV.Ruhr)
Zwischenstand: Tag 3 – über 370 ausgefallene Stunden (CORRECTIV.Ruhr)
Die wichtigsten Fragen und Antworten (CORRECTIV.Ruhr)
Die ersten Stimmen (CORRECTIV.Ruhr)
Der Check: Dortmunds Schulen auf dem Prüfstand (CORRECTIV.Ruhr)
Dossier: Unterrichtsausfall in Dortmund (Ruhr Nachrichten)