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Die Luft-Moschee von Cannes

Sie sehen aus wie Hüpfburgen und sorgen für Ärger in sozialen Netzwerken: Angeblich stehen neuerdings transportable Mini-Moscheen an französischen Stränden. Selbst die französische Rechte mochte das nicht glauben.

von Jacques Pezet

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Laut verschiedenen US-Blogs aus der amerikanischen „Alt-Right“-Sphäre stehen neuerdings „aufblasbare Moscheen auf französischen Stränden“. Als Beweis für diesen jüngsten Akt des „Proselitismus“, also Bekehrungseifer, wird sogar ein Foto vom Strand in der Stadt Cannes gezeigt. Dort ist im vergangenen Jahr der Burkini  verboten worden.

Oft wird der „Geller Report“, der amerikanische islamkritische Blog von Pamela Geller, von den anderen Websites als Quelle zitiert. Pamela Geller ist eine US-Bloggerin und Anti-Islam Aktivistin, die rund 971.000 Follower auf Facebook hat. Sie ist bekannt für ihre ultra-konservativen Positionen. Im Februar 2017 beschrieb sie viele Stadtteile von Paris als „No-Go-Zones“, obwohl es keine Unruhen dort gab.

Am 2. August 2017 veröffentlichte Pamela Geller den ArtikelAufblasbare Moscheen erscheinen auf französischen Stränden“. Im Text dankt die Autorin einem sogenannten Alexandre, der sehr wahrscheinlich einen Artikel vom 1. August 2017 der französischen Website „SecretNews.fr“ übersetzt hat. Laut der Übersetzung haben Urlauber die Erscheinung dieser Hüpfmoscheen auf den Stränden und Parks von Cannes gemeldet.

Pamela Gellers Quelle ist eine Satire-Website

Der Artikel ist inzwischen auf der Website von Pamela Geller nicht mehr auffindbar. Er wurde gelöscht. Sehr wahrscheinlich wurde die Autorin informiert, dass es hier um eine Falschmeldung ging: Eine besonders einfach zu erkennende Falschinformation, die trotz des Löschens der Bloggerin jetzt ein Eigenleben in sozialen Netzwerken führt.

Besser als Löschen wäre gewesen, Geller hätte zuerst gefragt, ob „SecretNews.fr“ eine seriöse Website ist. Wenn sie nach dem Impressum gesucht hätte, hätte sie Sätze lesen können, in denen die Wörter „satiriques“ und „parodiques“ notiert sind.

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Screenshot von der Satire-Website „secretnews.fr“

Falls sie kein Französisch spricht, hätte sie das mit einem Online-Übersetzungstool problem- und kostenlos übersetzen können, wie hier zum Beispiel mit dem Google Übersetzer.

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Nicht perfekt, aber verständlich: So einfach bekommt man eine Übersetzung Online.

Eine besonders grobe Montage

Ein anderer Hinweis auf eine Falschmeldung war das gezeigte Foto. Wenn Geller sich das Bild und die Website gründlicher angeschaut hätte, hätte sie sicherlich gemerkt, dass es sich um eine besonders grobe Montage handelt. Wie man auf folgendem Screenshot sehen kann, wurden die Männer und die aufblasbare Moschee vom zweiten Bild auf einem Foto vom Strand in Cannes montiert.

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Screenshot von der Satire-Website „secretnews.fr“

Geller hätte sogar mit der Technik der umgekehrten Bildersuche sehen können, dass das Strandfoto von dem Fotografen Gilbert Bochenek im Jahr 2006 genommen wurde.

Polizeichef von Cannes: „Es ist völlig falsch

Außerdem hätte die Bloggerin sich ihre Informationen auch in einem simplen Telefonanruf beim Polizeikommissariat der Stadt Cannes bestätigen lassen können. Dann hätte sie, wie wir jetzt von Correctiv, das laute Lachen von Polizeichef Jean-Robert Robin gehört. „Wenn sowas passiert wäre, hätten wir natürlich davon gehört. Es ist völlig falsch!“, kommentierte der Polizeichef.

Leider hat Pamela Geller keine dieser elementaren journalistischen Techniken benutzt, und so wurde eine neue „Fake News“ (so wird sie sogar von der französischen rechtsradikalen Website „Dreuz.info“ beschrieben) ins Internet gebracht.