Es besteht zurzeit keine Gefahr einer Coronavirus-Epidemie durch afrikanische Migranten in Deutschland
In einem Text des Deutschland-Kuriers wird behauptet, Migranten aus Afrika könnten eine Coronavirus-Epidemie in Deutschland auslösen. Dafür gibt es aktuell keine Hinweise. Experten sind allerdings besorgt, dass sich das Virus in Afrika ausbreiten könnte.
Update, 14. Februar, 19:30 Uhr: Unmittelbar nach Veröffentlichung dieses Faktenchecks berichteten Medien, dass Ägypten den ersten Fall von Coronavirus gemeldet habe. Wir haben den Text daher aktualisiert. Zuvor war kein Fall in Afrika bekannt gewesen.
Bislang konzentriert sich die Verbreitung des neuartigen Coronavirus Covid-19 vor allem auf China. Die AfD-nahe Zeitung Deutschland-Kurier behauptet allerdings in einem Artikel vom 10. Februar, ihm würde ein „Geheimbericht” des Bundesgesundheitsministeriums vorliegen: Darin werde vor einer Coronavirus-Epidemie durch afrikanische Migranten gewarnt.
Die Länder Afrikas seien durch schwache Gesundheitssysteme besonders gefährdet. Und gerade dort würden sich angeblich rund eine Million chinesische Gastarbeiter und Entwicklungshelfer aufhalten, die das Virus potenziell weiterverbreiten könnten.
Laut dem Analyse-Tool Crowdtangle wurde der Artikel des Deutschland-Kuriers schon mehr als 1.200 Mal geteilt. Die Behauptungen sind unbelegt.
Es gibt bisher laut Medienberichten nur einen bestätigten Fall von Coronavirus in Afrika. Diesen habe die ägyptische Regierung am 14. Februar gemeldet. Zum Zeitpunkt, als der Text des Deutschland-Kuriers erschien, war noch kein Fall bekannt.
Es gibt laut Gesundheitsministerium keinen „Geheimbericht“
Wir haben beim Bundesministerium für Gesundheit gefragt, ob das Szenario einer Coronavirus-Epidemie durch afrikanische Migranten plausibel ist. Oliver Ewald, Pressesprecher des Bundesministeriums für Gesundheit, schrieb daraufhin in einer E-Mail an CORRECTIV: „Diese Berichterstattung ist frei erfunden und entbehrt jeder Grundlage.“
Asylsuchende, die nach Deutschland kommen, sind gesetzlich verpflichtet, eine ärztliche Untersuchung zuzulassen. Das schreibt das Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge auf Anfrage von CORRECTIV.
Coronavirus Covid-19 wird in Afrika als Bedrohung wahrgenommen
Wie die Zeit berichtet, sei die Stimmung unter den afrikanischen Mitgliedstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei der Sitzung des Exekutivrats am 3. Februar „sehr nervös“ gewesen.
Dr. John Nkengasong, Direktor des Africa Centres for Disease Control and Prevention (Africa CDC) schreibt in einer Pressemitteilung: „Diese Krankheit ist eine ernsthafte Bedrohung für die soziale Dynamik, das Wirtschaftswachstum und die Sicherheit Afrikas.“ Es wurde eine Task Force eingerichtet, um die Lage zu überwachen. Die Situation in Afrika ist in dem Artikel des Deutschland-Kuriers demnach weitestgehend richtig dargestellt.
Die im Text des Deutschland-Kuriers genannte Zahl von einer Million chinesischen Gastarbeitern in China lässt sich zudem nicht belegen. Die aktuellste Studie dazu wurde 2017 von der China Africa Research Initiative der Johns Hopkins School angefertigt. Damals haben nach offiziellen Angaben 202.689 Menschen aus China in Afrika gearbeitet, die meisten in Algerien, Angola, Nigeria, Äthiopien und Sambia.
Update, 14. Februar, 19:30 Uhr: Unmittelbar nach Veröffentlichung dieses Faktenchecks berichteten Medien, dass Ägypten den ersten Fall von Coronavirus gemeldet habe. Wir haben den Text daher aktualisiert. Zuvor war kein Fall in Afrika bekannt gewesen.