Faktencheck

Coronavirus: Keine Hinweise, dass Haustiere stärker gefährdet sind als Menschen

Das Coronavirus gefährde Hunde und Katzen mehr als Menschen, wird im Titel eines Artikels behauptet. Dafür gibt es bisher keine Hinweise. Zwar übertragen sich manche Coronaviren auf Haustiere – ob das auch für SARS-CoV-2 gilt, ist aber unklar.

von Lea Weinmann

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Das Coronavirus sei für Haustiere gefährlicher als für Menschen, wird behauptet. Bisher gibt es dafür keine Hinweise. (Symbolbild: Pixabay/birgl)
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Richtig- Es stimmt, dass einige Coronaviren auch Haustiere infizieren können. Bei dem neuartigen Virus SARS-CoV-2 haben die Behörden dafür aber bisher keine Belege.

Update, 9. März: Der Artikel der Frankfurter Neuen Presse wurde inzwischen korrigiert. Die Redaktion hat die Überschrift abgeändert. Statt „Beunruhigend: Coronavirus gefährdet Hund und Katze mehr als Menschen“ ist dort jetzt zu lesen „Coronaviren können für Haustiere gefährlich werden“. Außerdem wurden Teile des Textes angepasst. 

Die Frankfurter Neue Presse behauptet in einem Artikel vom 29. Februar in der Überschrift, das Coronavirus gefährde Katzen und Hunde mehr als Menschen. Im Text ist jedoch nicht die Rede von dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2. Stattdessen geht es allgemein um Coronaviren, die Darmentzündungen bei Hunden und Katzen hervorrufen würden. 

Die Behauptung in der Überschrift ist deshalb irreführend: Zwar stimmt es, dass einige Coronaviren Haustiere infizieren können und auch von Tieren auf Menschen übertragbar sind. Bisher hat man aber keine Hinweise dafür, dass das auch bei dem neuartigen Virus SARS-CoV-2 der Fall ist.

Es gibt viele verschiedene Coronaviren

Im Text der Frankfurter Neuen Presse wird nicht zwischen den verschiedenen Coronaviren-Arten unterschieden. Die Formulierungen lassen darauf schließen, es gehe um das neue Virus SARS-CoV-2. Es löst die Infektionskrankheit COVID-19 aus, an der bisher mehr als 90.000 Menschen weltweit erkrankt sind (Stand: 3. März). 

Für den Kontext ist wichtig: Es gibt viele verschiedene Coronaviren, die Menschen und Tiere befallen können. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC), auf EU-Ebene zuständig für die Bekämpfung infektiöser Krankheiten, schreibt dazu auf seiner Webseite (unter Covid-19 and animals and food products): „Einige Typen von Coronaviren können Tiere infizieren und auf andere Tiere und Menschen übertragen werden.“ Aktuell bringe die Forschung die Viruskrankheit Covid-19 mit bestimmten Fledermausarten in Verbindung – eine Beteiligung anderer Tiere sei aber nicht ausgeschlossen, teilt die ECDC mit.

Laut WHO: Bisher keine Hinweise für Ansteckungsgefahr von Haustieren

Die WHO hat bisher keine Hinweise darauf, dass sich Haustiere mit Covid-19 anstecken oder das Virus, das diese Krankheit auslöst, weiter verbreiten könnten. Das schreibt die Behörde auf ihrer Webseite (Frage „Can I catch Covid-19 from my pet?“).

Bereits am 28. Januar hatte die WHO außerdem in einer Collage auf ihrer Instagram-Seite darüber aufgeklärt, dass bisher nichts auf eine Ansteckungsgefahr von Haustieren hindeute:

„Es gibt keine Hinweise darauf, dass Haustiere wie Katzen und Hunde infiziert wurden oder das Virus, das COVID-19 verursacht, verbreiten könnten“, schreibt die WHO. (Quelle: WHO, Screenshot: CORRECTIV)

Bereits am 28. Januar hatte die WHO außerdem in einer Collage auf ihrer Instagram-Seite darüber aufgeklärt, dass bisher nichts auf eine Ansteckungsgefahr von Haustieren hindeute:

Die Collage, die die WHO am 28. Januar auf Instagram veröffentlichte. (Quelle: Instagram, Screenshot: CORRECTIV)

Das Landwirtschaftsministerium (BMEL) bestätigt auf Anfrage die Informationen der WHO. In einer E-Mail an CORRECTIV verweist eine Sprecherin auf eine Mitteilung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, vom 28. Februar.

Demnach seien weder dem FLI noch dem Robert Koch-Institut bisher Informationen aus China oder anderen von SARS-CoV-2 betroffenen Ländern bekannt, „die auf eine besondere Rolle von Haus- und Nutztieren schließen ließen“. Ebenso gebe es laut FLI keine Hinweise darauf, dass Hunde und Katzen mögliche Überträger darstellten.

Die Mitteilung des FLI vom 28. Februar. (Quelle: FLI, Screenshot: CORRECTIV)

Hund in Hongkong „schwach positiv“ auf Virus getestet

Am 28. Februar teilte das Landwirtschaftsministerium in Hongkong allerdings mit, dass der Hund eines an Corona erkrankten Patienten „schwach positiv“ auf das Covid-19-Virus getestet worden sei. Das Tier zeige aber bisher keine Symptome. Es wurde nach Angaben des Ministeriums unter Quarantäne gestellt.

Ein in der Mitteilung zitierter Ministeriumssprecher betonte, es gebe aktuell keine Beweise dafür, dass Haustiere an Covid-19 erkranken eine Infektionsquelle für Menschen sein könnten.

Genereller Rat der Behörden: Gründlich Hände waschen

Das Friedrich-Loeffler-Institut empfiehlt Haustierbesitzern in Deutschland „zunächst keine weiteren zwingenden Maßnahmen wie die Absonderung/Trennung oder Quarantäne“ der Tiere. Im Einzelfall und wenn Symptome aufträten, könne man sein Tier dennoch auf eine SARS-CoV-2 Infektion testen lassen, „um weitere Informationen zu Ansteckungsszenarien zu gewinnen“.

Generell raten Gesundheitsbehörden und Institute dazu, beim Kontakt mit Tieren die grundlegenden Hygieneprinzipien – wie beispielsweise gründliches Händewaschen mit Seife – zu beachten.