Faktencheck

Nein, 29.000 US-Soldaten sind nicht immun gegen das Coronavirus

In einem Facebook-Post wird behauptet, während der Corona-Krise würden 37.000 US-Soldaten in Europa einmarschieren. Sie seien immun gegen das Coronavirus. Beides ist falsch. Gemeint ist das Nato-Manöver „Defender-Europe 20“. Es wurde von medialer Berichterstattung begleitet und kürzlich wegen des Virus unterbrochen.

von Steffen Kutzner

US-Soldaten kommen zum Manöver Defender Europe
Am 5. März kamen 180 US-Soldaten am Flughafen Nürnberg an, um am Nato-Manöver Defender-Europe-20 teilzunehmen. Das Manöver war lange geplant, wurde aber wegen des Coronavirus unterbrochen. (Foto: picture alliance/Christian Albrecht/Flughafen Nürnberg/dpa)
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Größtenteils falsch. Über das Manöver wurde berichtet. Es wurde wegen des Coronavirus unterbrochen.

Auf Facebook wurde am 14. März in einem Beitrag behauptet, die Öffentlichkeit sei nicht über ein großes Militärmanöver der USA in Europa informiert worden. Angeblich würden 37.000 „bis an die Zähne bewaffnete“ US-Soldaten ankommen. Die Verfasserin deutet an, dies geschehe absichtlich, während die Menschen in Europa durch das Coronavirus abgelenkt seien. Es klingt, als würden die US-Truppen heimlich in Europa einmarschieren. Zudem wird behauptet, die amerikanischen Soldaten wären immun gegen SARS-CoV-2. 

Das stimmt nicht. Es gibt viele Medienberichte über das Manöver namens Defender-Europe 20, das über die Nato organisiert wurde. Auch die Spekulationen, die US-Soldaten seien immun gegen das neuartige Coronavirus, sind erfunden. 

Das Militärmanöver war auf sechs Monate ausgelegt

Zwischen Januar und Mai 2020 sollte in Europa die größte Militärübung der Nato seit mehr als 25 Jahren stattfinden, heißt es in einem Informationsflyer der Bundeswehr. Ursprünglich sollte die Übung inklusive der Rückverlegung der US-Truppen bis Juli 2020 laufen.

An dem Manöver sollten zwar tatsächlich 37.000 Soldaten beteiligt sein, darunter aber nur 29.000 US-Soldaten: 20.000 Soldaten, die aus den USA nach Europa verlegt würden, plus weitere 9.000, die bereits in Europa seien. Der Rest sind Einheiten der deutschen Bundeswehr und anderer Staaten. Die USA wolle laut Bundeswehr üben, eine Division von den USA nach Osteuropa zu verlegen.

Das Manöver hat also schon im Januar begonnen. Die Bundeswehr hat ihren Teil der Übung in Deutschland am 16. März jedoch wegen des Coronavirus vorzeitig abgebrochen, die USA dagegen haben laut einer Mitteilung am 16. März offiziell die Truppenbewegungen bis auf Weiteres ausgesetzt.

Es gab in Deutschland zahlreiche Medienberichte über das Manöver, etwa am 12. Februar beim ZDF oder am 25. Februar in der Süddeutschen Zeitung. Das Manöver fand also keineswegs heimlich statt, wie es in dem Facebook-Beitrag angedeutet wird. Auch schon vor Beginn von „Defender-Europe 20“ wurde von deutschen Medien berichtet, etwa im Oktober 2019 bei der Welt.

Nato-Manöver wurde wegen Covid-19 unterbrochen

Im Facebook-Beitrag wird außerdem die Behauptung aufgestellt, die US-Streitkräfte seien „völlig gesund und daher völlig immun gegen das ‘Coronavirus‘. […] Warum können italienische Bürger dieses Virus bekommen und nur das US-Militär kann problemlos durch dasselbe Italien ziehen?“ Es wird keine Quelle für diese Behauptung genannt. 

Sie ist außerdem völlig haltlos, denn die Truppenbewegungen wurden laut der Pressemitteilung des Europäischen Kommandos der USA wegen des Ausbruchs des Virus am 13. März – also einen Tag vor der Veröffentlichung des Facebook-Beitrags – unterbrochen. Die Gesundheit und Sicherheit von Militär, Zivilisten und Familienangehörigen sei das wichtigste, heißt es in der Mitteilung. 

Screenshot US Army Defender-Europe 20
Auszug aus einer Pressemitteilung der U.S. Army Europe. (Screenshot: CORRECTIV)

Der Facebook-Post gibt also einige Zahlen des Nato-Manövers falsch wieder, zudem ist die Andeutung einer Geheimaktion falsch. Es wurde kommuniziert und deutsche Medien haben über das Manöver berichtet.

Auch die Facebook-Seite „Spucknik“ verbreitete den Text am 15. März. Die Seite veröffentlicht nach eigenen Angaben Satire, hat den Beitrag aber offensichtlich nicht selbst verfasst – und aus den Nutzerkommentaren geht hervor, das viele ihn durchaus ernst nehmen.