Faktencheck

Nein, RKI bestätigt nicht eine Covid-19-Sterblichkeitsrate von 0,01 Prozent in Deutschland

In einem Online-Artikel wird behauptet, ein Lagebericht des Robert-Koch-Instituts mache deutlich, dass Covid-19 keine Gefahr darstelle. Das RKI habe bestätigt, dass die Sterblichkeitsrate in Deutschland 0,01 Prozent betrage. Die Behauptung ist falsch.

von Kathrin Wesolowski

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Der Lagebericht des RKI macht nicht klar, dass vom Coronavirus für die deutsche Bevölkerung keine Gefahr ausgeht. (Symbolbild: Pixabay / Daniel Roberts)
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Falsch. Das Robert-Koch-Institut bestätigte nicht eine Covid-19- Sterblichkeitsrate von 0,01 Prozent in Deutschland.

In den Sozialen Netzwerken kursiert ein Artikel des Blogs Corona Transition mit dem Titel „RKI bestätigt Covid-19 Sterblichkeitsrate von 0,01 Prozent in Deutschland“. Darin wird behauptet, der Lagebericht vom 24. Juni des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeige, dass Covid-19 keine Gefahr darstelle. 

Der Artikel wurde am 26. Juni veröffentlicht und laut dem Analysetool Crowdtangle mehr als 650 Mal auf Facebook geteilt. In dem Artikel wird suggeriert, der Lagebericht des RKI stelle die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen der Regierung gegen die Verbreitung von Covid-19 infrage. CORRECTIV hat die Behauptungen überprüft: Sie sind falsch. Das RKI hat keine Sterblichkeitsrate für Covid-19 berechnet und dies ist aktuell auch nicht möglich.

Angebliche Sterblichkeitsrate mit Covid-19 führt in die Irre

In dem täglichen Lagebericht des RKI wird die aktuelle Lage der Corona-Infektionen in Deutschland zusammengefasst und mitgeteilt. Der Artikel bezieht sich auf den Lagebericht vom 24. Juni, in dem 8.914 bestätigte Todesfälle mit Covid-19 verkündet wurden. „Bei 83 Millionen Einwohnern beträgt somit die absolute Sterblichkeitsrate seit Ausbruch der Coronakrise bis heute in Deutschland 0,01 Prozent“, heißt es dazu in dem Artikel. 

Diese Prozentzahl ist tatsächlich das Ergebnis, wenn man die bestätigte Zahl der Todesfälle durch die ungefähre Bevölkerungszahl in Deutschland dividiert, die laut Statistischem Bundesamt bei 83,2 Millionen Menschen liegt. Diese Rechnung hat das RKI in seinem Lagebericht aber nicht durchgeführt und sie ist auch irreführend. 

Die Sterblichkeitsrate auf diese Weise zu berechnen, würde nur Sinn ergeben, wenn sich 83,2 Millionen Menschen in Deutschland mit dem SARS-CoV-2 infiziert hätten (oder an Covid-19 erkrankt wären) und davon 0,01 Prozent gestorben wären. 

Zahl der tatsächlich an Covid-19 erkrankten Menschen ist unbekannt

Laut dem Lagebericht gab es am 24. Juni 191.449 bestätigte Infektionsfälle in Deutschland. Bisher ist aber nicht genau festzustellen, wie viele Menschen sich wirklich mit dem neuen Coronavirus infiziert haben. Das RKI schreibt auf seiner Webseite, aktuell liege der Fall-Verstorbenen-Anteil – also das Verhältnis der Todesfälle zu den gemeldeten Infektionsfällen – in Deutschland bei 4,7 Prozent. 

Zur Letalität – also zu der Anzahl der Verstorbenen im Verhältnis zu den tatsächlich Erkrankten beziehungsweise der Wahrscheinlichkeit, an einer Krankheit zu sterben – gibt es jedoch bisher keine verlässlichen Daten, „weil die tatsächliche Anzahl erkrankter Menschen unbekannt ist und möglicherweise deutlich höher liegt als die Zahl der gemeldeten Erkrankungsfälle“, so das RKI.

Das liegt unter anderem daran, dass es wie Studien zeigen   Infizierte gibt, die keine Symptome zeigen. Eine australische Studie im Preprint vom 4. Juni analysierte beispielsweise 998 Artikel inklusive Studien, in denen insgesamt 21.035 Risikopatienten aus sechs Ländern auf Covid-19 getestet wurden. Der Anteil der asymptomatischen Fälle lag darin zwischen vier und 41 Prozent. Der Durchschnitt der Risikopatienten, die infiziert waren, aber keine Symptome hatten, lag laut der Studie bei 15 Prozent.