Faktencheck

Nein, Daten einer Handelsdatenbank beweisen nicht, dass die Corona-Pandemie bereits 2017 geplant wurde

Auf Facebook kursiert die Behauptung, dass bereits 2017 Covid-19-Testkits im Umlauf gewesen seien und es das Virus folglich schon damals gegeben habe. Die Corona-Pandemie sei demnach geplant worden. Ein Verweis auf eine weltweite Handelsdatenbank soll das beweisen. Die Produktinformationen darin führten in die Irre – und wurden mittlerweile korrigiert.

von Kathrin Wesolowski

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Eine Liste der Weltbank zu Covid-19-Testkits beweist nicht, dass es Covid-19 bereits 2017 gab. (Symbolbild: Unsplash/ Mufid Majnun)
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Teilweise falsch
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Teilweise falsch. Eine Datenbank der WITS beweist nicht, dass es das neuartige Coronavirus schon 2017 gab. Die Beschreibung der Tabelle führte allerdings in die Irre und wurde angepasst.

SARS-CoV-2 habe es schon 2017 gegeben, behauptet der Blog Freie Medien auf Facebook. Ein Screenshot aus einer Datenbank der Handelsdatenbank WITS (World Integrated Trade Solution) beweise, dass Länder bereits damals Covid-19-Testkits exportiert hätten. Der Facebook-Beitrag wurde am 6. September veröffentlicht und bisher mehr als 1.400 Mal geteilt.

CORRECTIV hat die Behauptung überprüft: Die Produktinformationen der WITS-Datenbank beweisen nicht, dass SARS-CoV-2 schon 2017 existierte und die Pandemie vorbereitet wurde.  

Der Blog Freie Medien behauptet, eine öffentliche Datenbank auf der Webseite der Weltbank beweise, dass SARS-CoV-2 schon vor drei Jahren existiert habe und die Pandemie geplant worden sei. (Quelle: Facebook, Screenshot: CORRECTIV)

Überschrift und Beschreibung der WITS-Datenbank waren irreführend

Die World Integrated Trade Solution (WITS) ist eine von der Weltbank bereitgestellte Handelssoftware, mit der Benutzer mehrere internationale Handelsdatenbanken abfragen können. Auf dem Screenshot im Facebook-Beitrag ist eine Tabelle zu sehen, die nach Ländern sortiert zeigt, wie viele Kilogramm „Covid-19 Test kits“ mit dem Produktcode 300215 im Jahr 2017 exportiert wurden und wie hoch der jeweilige Handelswert war. Die Schweiz lag der Datenbank zufolge auf dem ersten Platz, gefolgt von Deutschland.

 

Die Beschreibung der Tabelle führte jedoch in die Irre. Sie wurde zwischen dem 6. September um 17:10 Uhr und dem 7. September um 01:33 Uhr aktualisiert, hier findet sich eine archivierte Fassung davon. Die ursprüngliche Überschrift lautete „COVID-19 Test kits (300215) exports by country in 2017“. Auch in der Tabelle wurden „Covid-19 tests kits“ gelistet, die im Jahr 2017 exportiert worden seien. 

Die aktualisierte Fassung der Datenbank löst das Missverständnis jedoch auf: Dort lautet die Überschrift nun „Medical Test kits (300215) exports by country in 2017“. 

In der Beschreibung der Tabelle ist jetzt zu lesen, dass die Tabelle Daten über medizinische Geräte liste, die bereits vor der Pandemie vorhanden waren und „die jetzt von der Weltzollorganisation als entscheidend für die Bekämpfung von Covid-19 eingestuft werden“. 

Testkits zur Erkennung von Covid-19 existierten bereits vor der Pandemie für andere Zwecke

Es geht also um ältere Produkte, die jetzt gegen Covid-19 oder zur Erkennung von Covid-19 genutzt werden können. Für die Diagnose von Covid-19 werden beispielsweise medizinische Testkits genutzt, und solche Testkits existierten für andere Zwecke schon vor der Pandemie. 

Laut Beschreibung zeigt die Tabelle der Datenbank die Exportmenge solcher medizinischer Testkits und anderer Instrumente für diagnostische Tests nach Ländern im Jahr 2017. 

Bei dem Produktcode 300215 handelt es sich um einen internationalen Code, mit dem die Weltzollorganisation (WCO) Waren klassifiziert. Der Code 30021500 steht laut dem Europäischen Zollportal für immunologische Erzeugnisse. Mithilfe immunologischer Tests kann eine Infektion mit SARS-CoV-2 nachgewiesen werden. 

Corona-Pandemie: WCO und WHO änderten im April die Beschreibungen einiger Produktnummern

Im April verkündete die WCO auf ihrer Webseite, dass sie und die WHO die Klassifizierung von medizinischen Produkten angepasst hätten, „um auf die beispiellose Nachfrage nach medizinischer Versorgung inmitten der gegenwärtigen globalen Covid-19-Pandemie auf der ganzen Welt zu reagieren und den Ländern zu helfen, die grenzüberschreitende Bewegung dieser kritischen Produkte zu beschleunigen“. Es wurde eine Liste von Produkten erstellt, die wegen Covid-19 weltweit dringend benötigt werden.

Es wurden folglich Beschreibungen bereits vorhandener medizinischer Güter angepasst. Das betrifft beispielsweise die oben erwähnten immunologischen Test-Kits mit der Produktnummer 300215. Darüber hinaus finden sich in der Liste Testkits für PCR-Tests (Produktnummer 382200) oder weitere Diagnoseinstrumente (Produktnummer 902780). 

Fazit: Die WITS-Datenbank beweist nicht, dass SARS-CoV-2 schon im Jahr 2017 existierte und auch nicht, dass die Corona-Pandemie geplant wurde. Bei den Zahlen zu Exporten medizinischer Testkits wurden diese in der Datenbank irreführend als „Covid-19 Testkits“ bezeichnet. Die medizinischen Testkits existierten jedoch bereits vor der Pandemie. Es wurde lediglich die Produktbeschreibung verändert.

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