Faktencheck

Nein, das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte schreibt nicht, eine Mund-Nasen-Bedeckung habe keine Schutzwirkung

Welche Schutzwirkung haben Alltagsmasken? Auf diese Frage geht das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in einer Erklärung auf seiner Webseite ein. Doch ein Satz daraus wird in den Sozialen Netzwerken irreführend dargestellt: Das BfArM schreibe, dass Mund-Nasen-Bedeckungen keine Schutzwirkung hätten. Doch das stimmt so pauschal nicht.

von Sarah Thust

Maskenpflicht in Deutschland: Das BfArM hat nicht geschrieben, dass Mund-Nasen-Bedeckungen keine Schutzwirkung hätten.
Maskenpflicht in Deutschland: Das BfArM hat nicht geschrieben, dass Mund-Nasen-Bedeckungen keine Schutzwirkung hätten. (Symbolbild: Pexels / Norma Mortenson)
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Teilweise falsch
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Teilweise falsch. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat nicht bestätigt, dass Mund-Nasen-Bedeckungen gar keine Schutzwirkung haben.

Seit Monaten kursiert auf Facebook ein Bild mit einem Zitat vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Darin heißt es: „Träger der (…) Mund-Nasen-Bedeckungen können sich nicht darauf verlassen, dass diese sie oder andere vor einer Übertragung von SARS-CoV-2 schützen, da für diese Masken keine entsprechende Schutzwirkung nachgewiesen wurde.“ Darüber steht die Behauptung: „Bundesinstitut bestätigt: Mund-Nasen-Bedeckung hat keine Schutzwirkung!“ Die Collage wurde von mehreren Facebook-Nutzern und AfD-Politikern oder -Kreisverbänden geteilt und somit tausende Male verbreitet. 

Unsere Recherchen ergaben: Das Zitat ist echt, doch es wird auf Facebook verkürzt dargestellt, aus dem Kontext gerissen und falsch interpretiert. Die Aussage des BfArM bezieht sich nicht auf alle Masken und das Institut bestätigt auch nicht, dass Mund-Nasen-Bedeckungen keine Schutzwirkung hätten.

Masken bieten keinen Schutz vor Covid-19? Bei dieser Behauptung fehlt wichtiger Kontext 

In diesem Beitrag wurde behauptet, dass die Mund-Nasen-Bedeckung laut Bfarm keine Schutzwirkung habe.
In diesem Facebook-Beitrag wurde behauptet, dass die Mund-Nasen-Bedeckung laut BfArM keine Schutzwirkung habe. (Quelle: Facebook / Screenshot: CORRECTIV)

Das Zitat des Bundesinstituts ist auf der Webseite des BfArM zu den Empfehlungen für Schutzmasken nachzulesen. Dort steht: „Träger der beschriebenen Mund-Nasen-Bedeckungen können sich nicht darauf verlassen, dass diese sie oder andere vor einer Übertragung von SARS-CoV-2 schützen, da für diese Masken keine entsprechende Schutzwirkung nachgewiesen wurde.“ 

Das Wort „beschriebenen“ wurde in der Collage auf Facebook ausgelassen. Dadurch kann der Inhalt missverstanden werden, weil die Aussage verallgemeinernd wirkt. Die Aussage des BfArM bezieht sich jedoch nicht auf Masken allgemein, sondern ausschließlich auf Mund-Nasen-Bedeckungen (MNB). Damit sind laut BfArM Masken gemeint, „die aus handelsüblichen Stoffen genäht und im Alltag getragen werden“. Diese Masken schützen nicht zuverlässig vor einer Infektion, stellen laut BfArM aber eine Barriere für Tröpfchen dar. 

Das schreibt das Bundesinstitut über Mund-Nasen-Bedeckungen.
Das schreibt das Bundesinstitut über Mund-Nasen-Bedeckungen. (Quelle: BfArM / Screenshot: CORRECTIV)

Das Zitat wird auf Facebook aus dem Kontext gerissen. Das BfArM erwähnt, dass sich MNB-Träger nicht vollständig auf den Schutz verlassen sollten. Daraus lässt sich aber nicht schlussfolgern, dass die MNB generell nichts bewirken würden. Die Behauptung auf der Facebook-Collage, das Institut habe bestätigt, dass es keine Schutzwirkung gebe, ist falsch.

Das zeigen andere Abschnitte im Text des BfArM, laut denen das Tragen einer MNB durchaus Sinn ergibt. In den folgenden Absätzen „Hinweise für Hersteller“ und „Hinweise für Anwender“ wird betont, dass MNB-Träger „einen Beitrag zur Reduzierung der weiteren Ausbreitung von SARS-CoV-2 leisten“. Dieser Kontext fehlt in der Darstellung auf Facebook. 

Das BfArM schreibt: „Den besten Schutz vor einer potentiellen Virusübertragung bietet nach wie vor das konsequente Distanzieren von anderen, potentiell virustragenden Personen. Dennoch kann die physische Barriere, die das richtige Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung darstellt, eine gewisse Schutzfunktion vor größeren Tröpfchen und Mund-/Nasen-Schleimhautkontakt mit kontaminierten Händen bieten.“ Das BfArM bestätigt also nicht, dass Mund-Nasen-Bedeckungen gar keinen Schutz bieten. 

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte unterscheidet drei Maskentypen

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte definiert drei unterschiedliche Maskentypen: die Alltagsmaske oder Mund-Nasen-Bedeckung (MNB), medizinische Gesichtsmasken mit Fremdschutzwirkung (MNS) und partikelfiltrierende Halbmasken mit Eigenschutzwirkung (FFP). Die Schutzwirkung ist bei jedem Maskentyp anders definiert.

Tabelle der unterschiedlichen Eigenschaften nach Maskentyp.
Tabelle der unterschiedlichen Eigenschaften nach Maskentyp. (Quelle: BfArM / Screenshot: CORRECTIV)

Das RKI empfiehlt Mund-Nasen-Bedeckungen in bestimmten Situationen im öffentlichen Raum mit der Begründung, dass sie die Übertragung infektiöser Tröpfchen mindern könnten. Eine MNB diene vor allem dem Fremdschutz; sie schütze primär andere Personen vor feinen Tröpfchen und Partikeln in der Ausatemluft desjenigen, der die MNB trägt. Der Eigenschutz des Trägers sei bisher nicht wissenschaftlich belegt, so das RKI weiter

CORRECTIV hat bereits in Faktenchecks recherchiert, wie der Forschungsstand zur Wirksamkeit von Gesichtsmasken ist. Laut einer im Juni veröffentlichten Studie dreier deutscher und einer dänischen Universität gibt es Hinweise darauf, dass Gesichtsmasken durchaus eine Schutzwirkung gegen die Covid-19-Ausbreitung haben.

Einige deutsche Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben dafür die Entwicklung der Infektionszahlen in Jena mit denen ähnlicher Städte verglichen. „Zusammenfassend kann man sagen, dass die Einführung der Maskenpflicht in den jeweiligen Kreisen zu einer Verlangsamung der Ausbreitung von Covid-19 beigetragen hat“, hieß es in einer Pressemitteilung der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.

Redigatur: Alice Echtermann, Uschi Jonas