Faktencheck

Nein, das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes führt nicht zu Zahnproblemen

Einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen führe zu erheblichen Zahnproblemen, wird in einem Artikel behauptet. Als Quelle werden Aussagen eines New Yorker Zahnarztes gegenüber dem US-amerikanischen Nachrichtensender Fox News herangezogen. Diverse Vereinigungen von Zahnärzten in Deutschland stellen klar: Das stimmt nicht.

von Kathrin Wesolowski

h-shaw-aLcxbawFBs0-unsplash
Es gibt keine wissenschaftlichen Hinweise darauf, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes zu Zahnproblemen führen kann. (Symbolbild: Unsplash / H Shaw)
Behauptung
Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes führe zu erheblichen Zahnproblemen.
Bewertung
Falsch. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes führt nicht zu Zahnproblemen.

„Zahnarzt spricht Klartext: Mund-Nasen-Schutz zerstört Zähne und Gebiss“ lautet die Überschrift eines Artikels auf Unser Mitteleuropa. Darin wird behauptet, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (MNS) zu verfaulenden Zähnen, saurem Atem bis hin zu zurückweichendem Zahnfleisch führe. Als Quelle wird ein Interview des US-amerikanischen Nachrichtensenders Fox News mit dem New Yorker Zahnarzt Rob Raimondi genannt. Der Artikel wurde laut dem Analysetool Crowdtangle mehr als 1.400 Mal auf Facebook geteilt.

CORRECTIV überprüfte die Behauptung: Zahnärztlichen Vereinigungen in Deutschland zufolge führt das Tragen eines MNS nicht zu Zahnproblemen oder damit zusammenhängenden Erkrankungen.

Tatsächlich wurde bereits am 7. August ein Artikel auf der Webseite von Fox News veröffentlicht, in dem der Zahnarzt Rob Raimondi mit den besagten Aussagen zitiert wurde. Das ständige Tragen von Masken führe zu Zahnproblemen wie Karies, Zahnfleischschwund und saurem Atem, heißt es in dem Artikel. 

Zahnärztliche Bundesvereinigungen: Die Behauptungen sind falsch

Wir schrieben dazu sowohl die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) als auch die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) per E-Mail an. 

Ein Sprecher der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung schrieb uns in Rücksprache mit dem Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ), dass das Tragen von Masken nicht zu Zahnproblemen führe. Der Sprecher schrieb weiter: „Das Tragen von MNS gehört bereits seit Jahrhunderten […| zu den Standardhygienemaßnahmen im medizinischen und zahnmedizinischen Bereich und wird seitdem von Chirurgen und Zahnärzten bis zu 10 Stunden am Tag praktiziert. Es gibt sogar Studien, die zeigen, dass medizinisches Personal häufig einen besseren Mundgesundheitszustand hat als die übrige Bevölkerung.“ Nach Einschätzung der KZBV und des IDZ stehe das in einem klaren Widerspruch zu den aufgeführten Behauptungen.

Solange ein MNS regelmäßig gewechselt werde und Alltagsmasken regelmäßig gereinigt würden, gebe es keinerlei negative Auswirkungen auf die Mundgesundheit, schrieb uns auch ein Sprecher der Bundeszahnärztekammer. Der BZÄK zufolge lägen keine wissenschaftlichen Hinweise vor, „die auf das Auftreten von Zahnfleischentzündungen oder weiteren Zahn- und Munderkrankungen durch MNS hinweisen.“

BZÄK: Keine Erkenntnisse dazu, dass das Tragen von MNS zu ständiger Mundatmung führt

In dem Artikel von Unser Mitteleuropa wird zudem behauptet, dass viele Zahnärzte davon ausgehen, dass die oralen Infektionen hauptsächlich dadurch verursacht würden, dass Menschen beim Tragen einer Maske dazu neigten, durch den Mund zu atmen. Eine Quelle dazu gibt es nicht. Im Artikel von Fox News wird zwar von einem der befragten Zahnärzte auf mögliche Schwierigkeiten mit zu wenig Speichel durch einen trockenen Mund hingewiesen, es gibt aber keine Rückschlüsse zu Infektionen. 

Der Sprecher der Bundeszahnärztekammer schreibt uns, dass ständige Mundatmung zum Austrocknen der Schleimhäute führen könne und das Atmen durch die Nase angestrebt werden sollte. 

„Erkenntnisse, dass das Tragen von MNS zur ständigen Mundatmung führt, liegen uns nicht vor“, schrieb der Sprecher weiter, „zudem ist es seit Jahren üblich, dass das zahnärztliche Behandlungsteam auf Grund der hohen Hygienestandards MNS trägt. Es liegen uns aus den Zahnarztpraxen keine Hinweise für Erkrankungen oder andere nachteilige gesundheitliche Auswirkungen vor.“