Schweiz: Nein, einem Corona-Impfstoff wurde nicht die Zulassung verweigert, weil er „zu gefährlich und unkalkulierbar“ sei
Weil die Schweizer Zulassungsbehörde für Arzneimittel einem Impfstoff gegen das Coronavirus keine Zulassung erteilt hatte, wird auf Facebook die Behauptung verbreitet, der Impfstoff sei „zu gefährlich und unkalkulierbar“. Das stimmt nicht, es lagen lediglich nicht genug Daten für eine Bewertung vor.
„Die Schweizer Zulassungsbehörde hat soeben den deutschen mRNA-Corona-Impfstoff als zu gefährlich und unkalkulierbar abgelehnt“. Das wird in einem Facebook-Beitrag behauptet. Unterhalb eines Fotos von Claus Bolte, der seit 2017 Leiter des Bereichs Zulassung Swissmedic, der Schweizerischen Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Arzneimittel und Medizinprodukte, ist, wird eine vermeintliche Quelle angegeben: ein Beitrag des Schweizer Fernsehsenders Telebasel vom 1. Dezember. Dort ist auch die Schlagzeile zu lesen: „Swissmedic: ‚Stand heute können wir keine Zulassung für einen Impfstoff erteilen‘“.
Von „zu gefährlich und unkalkulierbar“ steht allerdings nichts in dem Artikel von Telebasel. Stattdessen heißt es schon in der Einleitung des Textes: „In der EU laufen die ersten Zulassungsverfahren für die Corona-Impfungen. In der Schweiz kann mangels Daten noch kein Zulassung erteilt werden.“ Die Rede ist dort allgemein von Corona-Impfstoffen, nicht von einem mRNA-Impfstoff, wie auf Facebook behauptet wird.
In dem Beitrag ist auch die Aufzeichnung der Pressekonferenz eingebettet, die am 1. Dezember auf dem Youtube-Kanal des Schweizerischen Bundesrates veröffentlicht wurde. Bei der Pressekonferenz erklärte Claus Bolte, dass man zum heutigen Stand noch keine Zulassung erteilen könne, weil unter anderem Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit noch nicht vorliegen würden (Minute 10:02 im Video).
Die Worte „zu gefährlich“ und „unkalkulierbar“ sind bei der Pressekonferenz von Swissmedic nicht gefallen
Bolte sagte weiter, dass Daten zu bestimmten Probandengruppen der Impfstoffstudie noch nicht vorliegen würden: „Gerade da müssen wir besonders hinschauen: Um welche Teilnehmer geht es dort, gibt es dort Vorerkrankungen? Zu welchen Altersgruppen gehören die, wie wirksam, wie lange wirksam ist der Impfstoff, und gibt es allenfalls Sicherheitsbedenken?“ Die Worte „zu gefährlich“ oder „unkalkulierbar“ nutzte er in der knapp einstündigen Sitzung kein einziges Mal. Bolte betonte lediglich, dass die Geschwindigkeit mit der der Impfstoff zugelassen werden soll, „nicht auf Kosten der Sorgfalt“ gehe (ab Minute 8:08 im Video).
Auch in einer Pressemitteilung von Swissmedic vom 11. Dezember wird der Sicherheitsaspekt betont. In der Mitteilung heißt es: „Swissmedic behandelt alle Gesuche in Verbindung mit der COVID-19 Pandemie beschleunigt und mit erhöhtem Personaleinsatz, ohne Abstriche bei der inhaltlichen Prüfung zu machen.“
Update, 21. Dezember: Swissmedic teilte am 19. Dezember mit, man habe den Corona-Impfstoff von Pfizer / Biontech in der Schweiz zugelassen.
Redigatur: Uschi Jonas, Till Eckert
Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck: