Angebliche Nachricht von „totalem Shutdown ab 12. April“ ist ein Fake
Ein Screenshot mit der angeblichen Nachricht, ein „totaler Shutdown“ drohe, verbreitet sich auf Facebook und Whatsapp. Unser Faktencheck ergab, dass es dafür keine Belege gibt und zeigt auch, welche Aspekte solcher viralen Nachrichten leicht auf einen falschen Inhalt schließen lassen.
Auf Facebook (zum Beispiel hier oder hier) und Whatsapp verbreitet sich ein Screenshot. Er ist aufgemacht wie ein Artikel, ein „Breaking News“-Label steht ganz oben, dazu das Datum vom Ostersonntag. Darunter zu sehen ist ein Foto, das Bundeskanzlerin Angela Merkel, den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und Michael Müller, den Regierenden Bürgermeister Berlins, mit Mund-Nasen-Schutz zeigt.
Es gibt keinen Hinweis darauf, welches Medium den Text veröffentlicht haben soll. Das „Breaking News“-Label in rot und blau taucht etwa auf, wenn man bei Google nach Bildern zum Stichwort „Breaking News“ sucht. Es führt aber nicht zu einer bestimmten Nachrichten- oder Blogseite.
Eine Bildersuche auf Google ergab außerdem, dass das verwendete Foto vom 16. November 2020 stammt, nicht von April 2021, und bei der Bildagentur Getty Images zu finden ist.
Beim letzten Corona-Gipfel am 22. März wurden lediglich geltende Maßnahmen bis 18. April verlängert
Für die einzelnen Behauptungen im Text des Screenshots gibt es keine Belege.
Der Kern der angeblichen Nachricht ist der Titel: „Totaler Shutdown ab 12. April für 6 Wochen“. Dies sei das Ergebnis einer Einigung des Corona-Gipfels. Demnach werde die Wirtschaft „komplett heruntergefahren“, es gebe es eine „ganztägige Ausgangssperre“, der Betrieb von Schulen, Universitäten und öffentlichen Verkehrsmitteln werde eingestellt. Für diese Behauptungen gibt es jedoch keine Belege.
Der letzte Corona-Gipfel fand am 22. März statt. Die Ministerpräsidenten und die Bundeskanzlerin diskutierten über die weiteren Maßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus. Im Beschluss steht allerdings nichts von einem „totalen Shutdown“ oder von „6 Wochen“. Stattdessen sieht er vor (ab Seite 2), dass die bestehenden Beschlüsse weiterhin gültig bleiben und die Länder ihre Landesverordnungen bis zum 18. April verlängern sollen.
Seitdem gab es keinen weiteren Corona-Gipfel. Allerdings wurde die im Beschluss angedachte „Osterruhe“ gekippt, wie Merkel in einem Statement zwei Tage nach dem Gipfel am 24. März erläuterte. Zudem haben einzelne Bundesländer vor Ostern neue Regelungen getroffen. In Berlin zum Beispiel wurden vergangene Woche weitere Einschränkungen festgelegt, etwa Besuchsverbote nach 21 Uhr, die ab dem 6. April gelten. In Thüringen hingegen gibt es diese Regel nicht. Außerdem bleiben dort Friseure und Fahrschulen geöffnet. In manchen Bundesländern ist der Besuch von zum Beispiel Friseuren oder dem Einzelhandel an den Nachweis eines negativen Schnelltests geknüpft.
Aktuell ist der nächste Gipfel laut Medienberichten für den 12. April geplant, allerdings habe sich Armin Laschet, NRW-Ministerpräsident und CDU-Vorsitzender, für einen vorgezogenen Termin noch diese Woche ausgesprochen.
Eine Suche nach dem angeblichen Zitat von Angela Merkel („Die dramatischen Infektionszahlen lassen mir leider keine andere Wahl als das Land für kurze Zeit gänzlich herunterzufahren“) erzielt bei Google keine Treffer. Stattdessen sagte Merkel zum Thema Infektionszahlen in einem Video-Podcast am 1. April 2021: „Mit unserem Verhalten können wir das starke Wachstum der Infektionszahlen wieder bremsen, stoppen und dann umkehren.“
Keine Pressekonferenz mit Angela Merkel am 6. April geplant
Auf die unbelegten Behauptungen im Text folgt am Schluss eine Ankündigung: „Nähere Infos folgen durch die Pressekonferenz von Angela Merkel am Dienstag, den 6. April.“
Allerdings ist am 6. April keine Pressekonferenz mit Angela Merkel geplant. Laut dem internen Kalender des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung steht an dem Tag nur eine Pressekonferenz von Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer zum Start des neuen Freiwilligendienstes an. Auch im öffentlich einsehbaren Terminkalender der Bundeskanzlerin ist für den 6. April von keiner geplanten Pressekonferenz zu lesen.
Was insgesamt auffällt: Die Sprache des Textes ist nicht journalistisch und er enthält keine Quellen für die aufgestellten Behauptungen oder Angaben darüber, wo und von wem der Text veröffentlicht wurde. Eine Google-Suche nach dem Stichwort „totaler Shutdown“ ergibt keinen relevanten Treffer, außer zu einem Faktencheck von Mimikama, der zum selben Ergebnis kommt wie wir.
Redigatur: Uschi Jonas, Steffen Kutzner