Faktencheck

Keine Belege für Aussage eines angeblichen CEO der Euro-Exim-Bank über Radfahrer

Radfahrer seien „eine Katastrophe für die Wirtschaft“, so wird im Netz ein angeblicher Bankchef zitiert. Es gibt jedoch keine Belege dafür, dass jemand die Aussage jemals so traf.

von Till Eckert

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Fahrräder, eine „Katastrophe für die Wirtschaft“? Das soll ein Bankchef gesagt haben. Aber: Es gibt ihn nicht. (Symbolfoto: Flo Maderebner / Pexels / CC0)
Behauptung
Der CEO der Euro-Exim-Bank habe gesagt, Radfahrer seien „eine Katastrophe für die Wirtschaft“, weil sie Versicherungen abschließen würden, keinen Treibstoff kauften und keine schweren Unfälle verursachten.
Bewertung
Unbelegt. Es gibt keine Belege dafür, dass jemand die Aussage jemals so getroffen hat.

Radfahrer seien eine „Katastrophe für die Wirtschaft“, soll der CEO der karibischen Euro-Exim-Bank gesagt haben. „[Ein Radfahrer] kauft keine Autos und leiht sich kein Geld, um es zu kaufen. Er zahlt keine Versicherungspolicen. Kauft keinen Treibstoff, bezahlt nicht, um das Auto der notwendigen Wartung und Reparatur zu unterziehen. Er benutzt keine kostenpflichtigen Parkplätze. Er verursacht keine schweren Unfälle. Keine mehrspurigen Autobahnen erforderlich. Er wird nicht fett. Gesunde Menschen sind weder notwendig noch nützlich für die Wirtschaft. […]“, wird der angebliche Bankchef zitiert. 

Beiträge mit dem Schwarz-Weiß-Foto eines Radfahrers und der angeblichen Aussage auf Facebook wurden seit Juni insgesamt mehr als 26.000 Mal geteilt (hier, hier oder hier). Die Aussage wird auch auf LinkedIn, in Foren und auf Blogs verbreitet. Offenbar handelt es sich um Satire, die jedoch von einigen Nutzern nicht als solche verstanden wird. So kommentiert ein Nutzer auf Facebook: „So gesehen ist das alles richtig, was er da schreibt!! Wenn es alle machen, bricht das System zusammen!!“

Keine Belege dafür, dass diese Aussage je so getroffen wurde

Wir suchten über Google und das Google-News-Archiv auch nach dem angeblichen Zitat. Es gibt keine Medienberichte oder ähnliche Belege dafür, dass es jemand jemals so traf. 

Es handelt sich um eine erfundene Aussage, die so schon seit mindestens Februar international 2020 kursiert. 

Zu dem Zeitpunkt veröffentlichte die indische Webseite PIB Fact Check einen Artikel über die angebliche Aussage, die von einem Mann namens „Sanjay Thakrar“ stammen sollte, dem angeblichen CEO der Euro-Exim-Bank.

Name eines angeblichen CEO aus älterem Beitrag taucht nicht auf Webseite der Euro-Exim-Bank auf

Eine Twitter-Suche nach „Sanjay Thakrar“ führt zwar zu einem Account mit diesem Namen, der in der Profilbeschreibung auf die Webseite der Euro-Exim-Bank verlinkt. Allerdings hat der Account nur 60 Follower und Bilderrückwärtssuchen nach dem Profilbild über Google und Yandex führen zu keinen relevanten Ergebnissen, die über die Identität des Mannes Aufschluss geben würden. Stattdessen führt ein Großteil der gefundenen Bilder zu eben jenen Beiträgen in Sozialen Netzwerken, in denen das erfundene Zitat geteilt wurde, etwa hier. Der Twitter-Account veröffentlicht Beiträge mit Zitaten berühmter Männer und Werbung zu angeblichen Luxusmarken. Es handelt sich höchstwahrscheinlich um einen Fake-Account.

Auch auf der Webseite der Euro-Exim-Bank findet sich der Name „Sanjay Thakrar“ nicht. Dort ist als Direktor Kaushik Punjani angegeben. Eine Google-Suche nach seinem Namen und englischen Stichworten aus dem angeblichen Zitat führten ebenfalls nicht zu Ergebnissen. Eine Antwort von der Bank erhielten wir bis zur Veröffentlichung des Faktenchecks nicht.

Redigatur: Steffen Kutzner, Tania Röttger

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