Nein, Berlin zählte die Briefwahlstimmen nicht schon am Sonntagvormittag aus
Auf Twitter wird behauptet, in Berlin seien die Briefwahlstimmen schon am Vormittag des Wahlsonntags ausgezählt worden. Als Quelle dafür wird eine seit 1992 nicht mehr existierende Nachrichtenagentur der DDR angegeben.
Laut Bundeswahlleiter dürfen die Stimmen zur Bundestagswahl erst ab 18 Uhr ausgezählt werden. Auf Twitter wurde am Vormittag des Wahltages jedoch behauptet, dass die Briefwahlstimmen bereits ausgezählt werden, obwohl die Bundestagswahl „noch gar nicht stattgefunden hat“. Als Beleg für die Behauptung wird ein Blog-Beitrag verlinkt, in dem dieselbe Behauptung steht. Als Quelle wird die „Nachrichtenagentur ADN (SMAD-Lizenz-Nr. 101 v. 10.10.46) vom 25.09.2021“ angegeben.
Wir haben bei Geert Baasen, Sprecher der Landeswahlleiterin Berlin, nachgefragt: Er widersprach der Behauptung. Die Auszählung laufe genauso ab wie überall. In einem Hintergrund-Bericht haben wir bereits erklärt: Die roten Wahlbriefe werden etwa ab 15 Uhr am Wahltag geöffnet, die blauen Stimmzettelumschläge vom Wahlschein getrennt und ungeöffnet in eine Urne geworfen. Ab 18 Uhr, wenn die Wahlzeit beendet ist, werden die Urnen geöffnet, die blauen Umschläge geöffnet und die Stimmen ausgezählt.
Der Allgemeine Deutsche Nachrichtendienst, kurz ADN, war eine Nachrichtenagentur der DDR. Sie wurde 1992 aufgelöst und wird heute häufig als vermeintliche Quelle für falsche Meldungen angegeben. Auf dem Blog finden sich mehrere Beiträge mit dieser Quelle. Der Betreiber ist der Reichsbürger-Szene zuzuordnen.
Eine andere Quelle oder weitere Informationen, etwa in welchem Bezirk das ganze stattgefunden haben soll, finden sich weder in dem Artikel noch in dem Tweet.
Redigatur: Tania Röttger, Sarah Thust
Update, 26. September um 18 Uhr: Wir haben eine Aussage des Sprechers der Landeswahlleiterin Berlin ergänzt.