Keine Belege für 14 Todesfälle nach Covid-19-Impfung im Kreis Segeberg
In Beiträgen in Sozialen Netzwerken wird behauptet, auf einer Intensivstation einer Klinik im Kreis Segeberg habe es 14 Todesfälle als Folge einer Covid-19-Impfung gegeben. Dafür gibt es keine Belege, der Landkreis und Kliniken widersprechen.
14 Todesfälle nach einer Corona-Impfung soll es laut eines Facebook-Beitrags vom 11. September angeblich auf einer Intensivstation im Kreis Segeberg in Schleswig-Holstein gegeben haben. Für die Behauptung gibt es allerdings keinerlei Belege – und alle Kliniken mit Intensivstation im Kreis widersprechen.
Landkreis Segeberg spricht von „Fake News“
Wir haben beim Landkreis nachgefragt. Eine Sprecherin antwortete uns per E-Mail am 13. Oktobert 2021: „Bei der von Ihnen angesprochenen Meldung aus den sozialen Medien handelt es sich um Fake News. Der Text kursiert bereits seit mindestens vier Wochen im Netz und wird offenbar von unterschiedlichen Accounts/Namen geteilt. In dem angenommenen Zeitraum der Erstverbreitung des Posts (etwa 8. bis 11. September) sind weder geimpfte Personen mit Verdacht auf Impfkomplikationen in einer der Kliniken im Kreis Segeberg aufgenommen worden, noch sind Patient*innen auf einer der Intensivstationen an den Diagnosen Lungenarterienembolie oder Sinusvenenthrombose (Anm. d. Red.: mögliche, bekannte Nebenwirkungen) verstorben.“
Darüber hinaus seien bei keiner dem Landkreis oder den Kliniken bekannte Erkrankungen oder Todesfälle aufgetreten, die mit der ersten, zweiten oder dritten Coronavirus-Impfung im Zusammenhang stehen könnten. „Uns ist in dieser Hinsicht auch kein länger zurückliegender oder aktuellerer Fall bekannt“, schreibt die Sprecherin.
Weiter teilt die Sprecherin mit, dass im Zeitraum vom 6. bis einschließlich 17. September insgesamt vier Menschen an oder mit Covid-19 im Kreis Segeberg verstorben seien: „Insgesamt sind es Stand heute 167 im gesamten Verlauf der Pandemie. In keinem der Fälle handelte es sich bei der Ursache jedoch um Impfkomplikationen, sondern ausnahmslos um per PCR-Test nachgewiesene Corona-Infizierte. Auch ist es in der Vergangenheit zu keinem Zeitpunkt zu 14 Todesfällen innerhalb von 24 Stunden in Zusammenhang mit Covid-19 gekommen.“
In keiner Klinik mit Intensivstation im Kreis Segeberg gab es einen Todesfall im Zusammenhang mit einer Covid-19-Impfung
Wir haben zudem bei allen vier Krankenhäusern im Kreis nachgefragt, die Intensivstationen betreiben, ob es vor Anfang September Todesfälle nach Impfungen gab: dem Klinikum Bad Bramstedt, der Paracelsus-Klinik Henstedt-Ulzburg, der Medizinischen Klinik Borstel und den Segeberger Kliniken.
Eine Sprecherin des Klinikums Bad Barnstedt schrieb uns, es handele sich um eine „Fakemeldung“. Ein Sprecher der Paracelsus-Klinik schrieb: „Einen solchen Fall hat es in der Paracelsus Klinik Henstedt-Ulzburg nicht gegeben.“ Und eine Sprecherin der Medizinischen Klinik Borstel schrieb uns: „Wir hatten auf unserer Intensivstation in den vergangenen Monaten weder aufgrund der Impfungen noch aufgrund einer Corona-Infektion Todesfälle zu beklagen.“
AFP hat deutschlandweit recherchiert – kein derartiger Vorfall aufgetreten
Lediglich die Segeberger Kliniken haben auf mehrfache Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck nicht reagiert. Die Faktencheck-Redaktion der DPA erhielt für einen Artikel am 11. Oktober allerdings Antwort: auch dort habe es einen solchen Vorfall nicht gegeben. Auch die AFP hat sich mit einer ähnlichen Behauptung beschäftigt, allerdings ohne Ortsangabe. In keiner deutschen Klinik seien demnach in kurzer Zeit 14 Todesfälle nach einer Covid-19-Impfung aufgetreten.
Fazit: Für die Behauptung, dass es im Kreis Segeberg 14 Todesfälle nach einer Impfung gegeben habe, gibt es keine Belege. Der Landkreis und Kliniken mit Intensivstationen im Kreis widersprechen.
Redigatur: Matthias Bau, Uschi Jonas