Angebliches Tucholsky-Gedicht über Impfungen stammt von Satire-Autor
Ein angebliches Gedicht von Kurt Tucholsky über Impfungen kursiert auf Facebook. Es stammt jedoch nicht von ihm, sondern von einem Satire-Autor.
Auf Facebook kursiert ein angebliches Gedicht des Autors Kurt Tucholsky mit dem Titel „Zur Versachlichung der Impfdebatte“. Es soll 1928 entstanden sein und die Diphtherie-Impfung und diejenigen, die sich damals der Impfung verweigerten, thematisieren. Jene seien „nicht schlechter, nur weil sie Ignoranten sind“. Man solle Impfverweigerer dennoch nicht umbringen, sondern es reiche „der Knast“. Einige Nutzer schrieben dazu „Die Geschichte wiederholt sich!“ und „Unglaublich, wie dieses Tucholsky-Gedicht zur Diphtherie-Impfung (1928!!) in die heutige Zeit passt“.
Das Gedicht stammt jedoch weder aus dieser Zeit noch von Tucholsky, sondern ist aktuell und von einem Satire-Autor.
Angebliches Tucholsky-Gedicht über Impfungen ist Satire
Auf Twitter wurde das Gedicht auf dem Account von Cornelius W. M. Oettle veröffentlicht, einem Autor des Satiremagazins Titanic. Darunter merkt er, von sich selbst in der dritten Person sprechend, an: „Da es Fragen zum Ursprung des Gedichts gibt: Tucholsky hatte sich beim Schreiben wohl am 2019 erschienenen Gedicht ‚Zur Versachlichung der Böllerdebatte‘ von Cornelius W. M. Oettle orientiert.“ Ein klarer Hinweis, dass es sich bei diesem Gedicht um Satire handelt: Tucholsky starb schon 1935 an einer Überdosis Schlafmittel.
Titanic-Autor Oettle hatte im Sommer schon einmal für Verwirrung gesorgt, als er dem Youtuber Rezo erfundene Zitate zur Impfung in den Mund legte.
Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:
- Hinweis des Titanic-Autors, dass das Gedicht nicht echt ist: Link
Redigatur: Sophie Timmermann, Uschi Jonas