Faktencheck

Nein, in einem Supermarkt in Deutschland wurde kein Zaun aufgestellt, der Geimpfte und Ungeimpfte trennt – dieses Foto stammt aus Rumänien

Im Netz verbreitet sich das Foto eines Bauzauns, offenbar wurde dieser in einem Einkaufszentrum aufgestellt. Auf Twitter wird fälschlicherweise behauptet, dieses befinde sich in Deutschland. Tatsächlich entstand die Aufnahme aber in Rumänien. Der umstrittene Zaun sorgte dafür, dass Ungeimpfte nur Zugang zum Supermarkt erhielten und nicht zu anderen Geschäften.

von Till Eckert

collage supermarkt
Dieses Foto verbreitet sich im Netz, angeblich soll ein deutscher Supermarkt zu sehen sein, in dem ein Bauzaun geimpfte von ungeimpften Menschen trenne. Es handelt sich um ein Einkaufszentrum in Rumänien. (Quelle: Twitter / Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Foto von einem Bauzaun, der beim Einkaufen Ungeimpfte von Geimpften trenne, sei in einem Supermarkt in Deutschland entstanden.
Bewertung
Falscher Kontext
Über diese Bewertung
Falscher Kontext. Das Foto entstand Mitte November in einem Einkaufszentrum in Rumänien – es zeigt einen Zaun, der ungeimpfte Menschen davon abhalten sollte, andere Läden als den Supermarkt zu betreten. Für den Besuch von Einkaufszentren ist in Rumänien der sogenannte „Grüne Pass“ notwendig, Ausnahmen sind Geschäfte des täglichen Bedarfs.

Über ein Foto eines Bauzauns in einem langen Gang wird auf Twitter behauptet, es zeige einen deutschen Supermarkt, in dem Geimpfte von Ungeimpften getrennt werden sollten. Der Beitrag wurde mehr als 2.700 Mal geteilt.

Unter dem Beitrag schreibt jedoch ein Nutzer, dass das nicht stimme und es sich um eine rumänische Filiale der deutschen Kette Kaufland handele. 

Tatsächlich gab es laut Medienberichten Mitte November in der Stadt Râmnicu Sărat in Rumänien einen solchen Vorfall, wie unter anderem Artikel der Zeitung Ziua de Vest, der Webseite R3Media oder der Nachrichtenseite Digi24 zeigen. Demnach hätten Menschen ohne „grünes Zertifikat“ nur Zugang zu dem Supermarkt Kaufland bekommen, also um Lebensmittel zu kaufen – nicht aber zum Rest des Einkaufszentrums. 

Das „grüne Zertifikat“ dient dem Nachweis, dass man gegen Covid-19 geimpft, getestet oder genesen ist. In Rumänien ist der Nachweis für den Zutritt zu Einkaufszentren seit Oktober verpflichtend. Ausnahmen sind Geschäfte des täglichen Bedarfs wie Supermärkte und Apotheken. 

Bauzaun im Einkaufszentrum in Rumänien sollte sicherstellen, dass Menschen ohne „grünes Zertifikat“ nur Zugang zum Supermarkt haben

Laut der Medienberichte wurde die Zaun-Regelung in dem Einkaufszentrum aber stark kritisiert, ein Verbraucherschutzverband forderte am 23. November zum Boykott von Kaufland auf

Für die Berichte wurden jeweils verschiedene Fotos aus dem Inneren des Einkaufszentrums verwendet; dort sind die gleichen Lampen und der gleiche Boden wie auf dem Twitter-Foto zu sehen.

Die rumänischen Medienberichte werden mit verschiedenen Fotos aus dem Einkaufszentrum bebildert. Es sind die gleichen Lampen und derselbe Boden wie auf dem Twitter-Foto zu sehen. (Screenshots / Collage / Markierung: CORRECTIV.Faktencheck)

Auch deutsche Medien wie der Westfälische Anzeiger und Merkur berichten und beriefen sich auf den Artikel von Digi24. Demnach habe sich die Arbeitsinspektion eingeschaltet und eine Entfernung des Bauzauns gefordert. 

In den Artikeln ist auch ein Facebook-Beitrag vom 23. November verlinkt, der die Situation in dem rumänischen Einkaufszentrum in zwei Videos zeigt. Darin ist zu erkennen, dass ein mit Zäunen gesäumter Gang zum Supermarkt Kaufland führt. Ein Pfeil auf einem Schild weist den Weg zu Kaufland, ein Pfeil in die andere Richtung ist mit dem Hinweis versehen: „Zugang zu Geschäften in der Einkaufsgalerie nur basierend auf dem grünen Zertifikat“.  

In diesem Facebook-Video ist zu sehen, dass die Zäune dazu dienen, Ungeimpften nur Zugang zu Kaufland zu erlauben und nicht zu anderen Geschäften des Einkaufszentrums (Screenshot am 7. Dezember 2021: CORRECTIV.Faktencheck)

Redigatur: Steffen Kutzner, Alice Echtermann