Faktencheck

Video aus Rumänien steht nicht im Zusammenhang mit Covid-19-Impfungen – es zeigt eine Demonstration 2017

Zu einem Video aus Rumänien, das sich auf Twitter verbreitet, wird behauptet, es zeige eine Demonstration gegen Covid-19-Impfungen. 70 Prozent der Menschen dort seien angeblich gegen eine Impfung, weshalb Impfzentren geschlossen worden seien. Das stimmt nicht: Das Video ist von 2017, die Menschen protestierten damals gegen Korruption.

von Till Eckert

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Angeblich sind in diesem Video Rumänen zu sehen, die die Schließung von Impfzentren feiern. Das stimmt nicht. (Quelle: Twitter / Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Eine Videoaufnahme zeige eine Menschenmasse in Rumänien, die gegen Covid-19-Impfungen protestiere; dies habe zur Schließung von Impfzentren geführt.
Bewertung
Falscher Kontext
Über diese Bewertung
Falscher Kontext. Das Video ist zwar im rumänischen Bukarest entstanden, aber nicht im Kontext der Corona-Pandemie. Es zeigt einen Protest gegen Korruption im Jahr 2017. Die Impfkampagne in Rumänien wurden nicht gestoppt.

Eine Twitter-Nutzerin teilt ein Video, in dem eine große Menschenmenge zu sehen ist, und behauptet dazu: „Die rumänische Regierung hat alle Impfzentren geschlossen, weil 70 Prozent der Bürger die Impfung nicht wollen. Zwang hat nicht funktioniert.“ Suggeriert wird also, das Video zeige, wie die Menschen in Rumänien gegen Impfungen demonstrieren oder die angebliche Schließung der Impfzentren feiern. Der Tweet wurde bisher mehr als 760 Mal geteilt. 

Das Video wird jedoch in einen falschen Kontext gestellt: Es stammt zwar aus Rumänien, entstand aber 2017 und hat demnach nichts mit angeblich geschlossenen Impfzentren zu tun. 

Video stammt von 2017 – Rumänen demonstrierten damals gegen Korruption

Eine Bilderrückwärtssuche über Bing führt zu mehreren Youtube-Videos vom Februar 2017, in denen die Szene in besserer Auflösung zu sehen ist (hier oder hier). Die Aufnahme entstand laut den Videotiteln in Bukarest und zeigte Proteste gegen Korruption. 

In dem auf Twitter verbreiteten Video ist oben rechts das Logo des rumänischen Fernsehsenders Stirile TVR zu erkennen. Eine Google-Suche auf Rumänisch nach den Stichworten „Bukarest Protest Korruption“ und dem Namen des Fernsehsenders, gefiltert nach Treffern im Februar 2017, führt zum Originalvideo des Senders. Es entstand demnach am 5. Februar 2017.

Die Bundeszentrale für politische Bildung schrieb über die Proteste: „Im Januar 2017 arbeitete die PSD-Regierung ein Gesetz aus, wonach Amtsmissbrauch bis zu einem Schadenswert von etwa 45.000 Euro straffrei bleiben sollte. In der Folge gingen am 5. Februar 2017 allein in Bukarest Hunderttausende Menschen dagegen auf die Straße, es waren die größten Proteste seit 1989 in Rumänien.“

Impfungen in Rumänien laufen weiter

Mit angeblich geschlossenen Impfzentren haben die Proteste demnach nichts zu tun – das Video stammt von 2017 und damit von vor der Corona-Pandemie. Die Faktenchecker von AFP kamen zum selben Ergebnis.

Darauf, dass in Rumänien die Impfzentren geschlossen worden seien, fanden wir keine Hinweise. Auf der offiziellen Webseite der rumänischen Regierung für die Impfkampagne gibt es keine Mitteilung dazu. Im Gegenteil machten erst vor wenigen Tagen Bilder eines Weihnachtsbaums aus Impfampullen die Runde (hier oder hier), dieser steht in einem Impfzentrum in Bukarest. Am 13. Dezember berichtete die Regierung außerdem, es seien 31.200 Dosen Astrazeneca-Impfstoff eingetroffen, die nun landesweit auf Impfzentren verteilt würden. 

Rumänien hat bislang eine eher geringe Impfquote: 40,5 Prozent der Gesamtbevölkerung sind dort bisher geimpft. 

Redigatur: Steffen Kutzner, Alice Echtermann