Statisten stellen Szene für ZDF-Sendung nach und nehmen nicht an echtem Protest teil
Bilder einer E-Mail sollen belegen, dass das ZDF Menschen bezahle, um an Gegenprotesten zu „Corona-Leugner-Demos“ teilzunehmen. Das Schreiben ist echt, doch ohne Kontext wird es falsch interpretiert: Es geht um Statisten, die laut der Produktionsfirma ein Ereignis von 2020 nachstellen sollen. Die Szenen würden in der Sendung als „nachgestellt“ gekennzeichnet.
„Gebührenfinanzierte Gegendemos“, heißt es in einem Facebook-Beitrag zu Screenshots, die eine E-Mail zu einem Dreh von „ZDF TerraXpress Zivilcourage“ zeigen. In verschiedenen Beiträgen in Sozialen Netzwerken, zum Beispiel auf Twitter und Facebook, werden die Screenshots als Belege dargestellt, dass der Sender Teilnehmerinnen und Teilnehmer für einen Protest am 18. Januar engagiere und bezahle. Es wird suggeriert, der Sender bezahle Statisten, um an einem Gegenprotest gegen „Corona-Leugner“ teilzunehmen.
Diese Behauptung ist falsch – ohne Kontext wird das Schreiben falsch interpretiert. Die ZDF-Sendung wird von der Produktionsfirma Spiegel TV gedreht. Spiegel TV zufolge sollen Szenen von 2020 nachgespielt werden, die jedoch als „nachgestellt“ gekennzeichnet würden. Es wurden keine echten Demonstrierenden bezahlt. Zudem ging es nicht um das Darstellen einer Gegendemonstration, sondern eines Protests von „Corona-Leugnern“ gegen den Aufruf des örtlichen Bürgermeisters.
Im Betreff der kursierenden E-Mail steht: „Dreh ZDF TerraXpress Zivilcourage // Neustadt an der Waldnaab 18.01.2022“. Weiter heißt es: „Ihr seid eine Gruppe von protestierenden Menschen, die auf einen Aufruf des Bürgermeisters gegen die Teilnahme an Corona-Leugner-Demos reagiert und über fünf Wochen hinweg zu Montagsdemos vor dem Rathaus aufgelaufen sind. […] Eine Aufwandsentschädigung von 80 Euro wird per ADAG Scheine abgerechnet.“
Spiegel TV: Für ZDF-Sendung „Terra Xpress“ soll eine Situation nachgestellt werden, niemand wird für echten Protest bezahlt
Wir haben den Hintergrund der E-Mail recherchiert: Die Produktionsfirma Spiegel TV soll für die ZDF-Sendereihe „Terra Xpress“ einen Beitrag produzieren. Auf Twitter veröffentlichte Spiegel TV zu den kursierenden Gerüchten am 16. Januar ein Statement: Spiegel TV produziere einen Beitrag über die Auseinandersetzung des Bürgermeisters von Neustadt an der Waldnaab mit sogenannten Querdenkern im Oktober 2020.
Weiter schreibt Spiegel TV: „Das inhaltliche Konzept der Sendereihe ‚Terra Xpress‘ sieht vor, dass gelegentlich Szenen, die bestimmte Sachverhalte aus der Vergangenheit thematisieren, in einer kurzen Sequenz beispielhaft nachempfunden werden. Diese Szenen werden in der Sendung später deutlich als ‚nachgestellt‘ gekennzeichnet.“ Das betreffe auch die geplanten Dreharbeiten zur Szene, über die in Sozialen Netzwerken diskutiert wird.
Spiegel TV zahle „selbstverständlich“ keine Aufwandsentschädigung „für die Teilnahme an realen Demonstrationen“ und sei dafür auch nicht seitens des ZDF beauftragt worden.
Redigatur: Sarah Thust, Alice Echtermann
Update 25. Januar 2022: In der ersten Version dieses Faktenchecks wurde nicht deutlich, dass es in dem ursprünglichen Aufruf der Fernsehproduktion nicht um das Darstellen einer Gegendemonstration ging, sondern um das Nachstellen von Protesten gegen den Bürgermeister. Wir haben die entsprechenden Textstellen klarer formuliert.