Ukraine: Video angeblicher Saboteure, die einen Anschlag in der Region Donezk planten, ist laut Metadaten manipuliert
Am 18. Februar teilten pro-russische Separatisten der selbsternannten Volksrepublik Donezk auf Telegram ein Video. Es soll zeigen, wie Saboteure einen Angriff mit einem Chlor-Tank planten. Doch Metadaten des Videos lassen daran Zweifel aufkommen.
Seit Mitte Februar hat sich der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine verschärft. Der russische Präsident Wladimir Putin hat inzwischen angeordnet, Truppen in die selbsternannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine zu schicken. Diese hatten sich 2014 von der Ukraine abgespalten und werden von pro-russischen Separatisten verwaltet.
International, aber auch im deutschsprachigen Raum auf Facebook kursiert seit dem 18. Februar ein Video, das scheinbar eine Kampfsituation zeigt. Die Qualität ist schlecht, die Aufnahme dunkel. Zu erkennen ist eine Person mit Helm zwischen blätterlosen Sträuchern oder Bäumen. Auch eine Waffe ist zu sehen, die abgefeuert wird. Zu hören sind Schüsse, eine Explosion und Funksprüche.
In deutschsprachigen Facebook-Beiträgen mit dem Video heißt es, in Donezk seien „die ersten Kämpfe“ ausgebrochen. Oder: Soldaten der DVR („Volksrepublik Donezk“) kämpften gegen einen Versuch einer „ukrainischen Sabotagegruppe“, die in das Territorium eindringen wollte.
Veröffentlicht wurde das Video ursprünglich im russischsprachigen Telegram-Kanal des Pressedienstes der pro-russischen Volksmiliz der DVR. Dahinter steht eine paramilitärische Gruppierung in der Ost-Ukraine. Die Miliz veröffentlichte das Video auf Telegram als „Notfallmeldung“ mit der Behauptung, man habe verhindert, dass „feindliche Saboteure“ in das Territorium der Donezker Volksrepublik eindringen. Demnach stamme das Video von diesen Saboteuren selbst und sei von einer Action-Kamera aufgezeichnet worden, die sie vor Ort zurückgelassen hatten. Die Personen hätten versucht, einen Chlorbehälter auf dem Gelände einer Kläranlage in der Nähe der Stadt Horliwka (Stadt im Oblast Donezk) zu sprengen.
Es gibt jedoch einige Unstimmigkeiten, die Zweifel an der Echtheit des Videos wecken.
Metadaten zeigen, dass das Video Tage zuvor erstellt wurde – und der Ton mutmaßlich manipuliert ist
Der Journalist Eliot Higgins vom Recherchenetzwerk Bellingcat fasste auf Twitter die Recherchen mehrerer Journalisten zu diesem Video folgendermaßen zusammen: Den Metadaten des Videos zufolge ist es am 8. Februar erstellt worden, also zehn Tage bevor es veröffentlicht wurde.
Die Metadaten belegen außerdem, dass das Video bearbeitet wurde. Es seien Audio- und Videodaten hinzugefügt worden, was auf eine Manipulation hindeutet. Die Audiospur des angeblichen Saboteur-Videos passt laut Higgins zu einem älteren Video von 2010, das auf Youtube zu finden ist und auf einem militärischen Übungsplatz in Finnland entstand. Mutmaßlich wurde also der Ton dieses alten Videos benutzt.
Das Video ist folglich mutmaßlich eine Fälschung. Für den von den Separatisten berichteten angeblichen Vorfall, bei dem Saboteure einen Chlorbehälter sprengen wollten, ist es kein Beleg.
Wer sich die Metadaten des Videos selbst genauer anschauen möchte, kann es sich von Telegram herunterladen, die Informationen dazu hat Bellingcat hier veröffentlicht. Wir haben das Video ebenfalls mit dem Tool Metadata2Go überprüft und die Metadaten hier gespeichert.
Redigatur: Sarah Thust, Alice Echtermann
Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:
- Twitter-Thread des Bellingcat-Journalisten Eliot Higgins: Link
- Metadaten des Videos (archiviert): Link
- Youtube-Video aus Finnland von 2010: Link