Faktencheck

Doch, das Klinikum München behandelt russische Patienten

In Sozialen Netzwerken kursiert die E-Mail einer Ärztin, derzufolge das LMU Klinikum in München russische Patienten nicht mehr behandle. Das Klinikum dementiert.

von Caroline Lindekamp

LMU Klinikum München
Die Türen des LMU Klinikums in München stehen Patienten unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit offen (Quelle: Picture Alliance / Imagebroker / Manfred Bail)
Behauptung
Das Klinikum der Universität München (LMU) wolle keine russischen Staatsbürger mehr behandeln.
Bewertung
Falsch. Zwar hat eine Ärztin des Uniklinikums in einer E-Mail geschrieben, dass russische Patienten nicht mehr behandelt würden. Jedoch handelt es sich nicht um eine offizielle Stellungnahme des Klinikums. Dieses behandelt Patientinnen und Patienten unabhängig von deren Staatsangehörigkeit.

Auf Facebook (hier, hier und hier) und RT DE kursiert die E-Mail einer Ärztin des Klinikums der Universität München (LMU), derzufolge Patienten russischer Herkunft dort nicht mehr behandelt würden. Wegen „der schweren Völkerrechtsverletzung durch den offenbar geistig gestörten Autokraten Putin“ lehne man Patientinnen und Patienten aus dem Land ab, heißt es in der Nachricht. Auch Unser Mitteleuropa griff das Thema auf und titelte: „Münchner Klinik will keine russi­schen Staats­bürger mehr behandeln.“ Das stimmt jedoch nicht.

Die zitierte E-Mail hat Ortrud Steinlein, Direktorin des Instituts für Humangenetik des Münchner Klinikums, an Irina Ioudina, Geschäftsführerin von Medical Munich, gesendet. Das Unternehmen unterstützt Russinnen und Russen, die zur medizinischen Behandlung, Untersuchung oder Rehabilitation nach Deutschland reisen wollen, und vermittelt diese unter anderem auch an das LMU Klinikum

LMU Klinikum widerspricht der Ärztin

Das Klinikum bestreitet nicht, dass die E-Mail so gesendet wurde. Die Aussage von Steinlein entspricht aber laut einer am 1. März veröffentlichten Stellungnahme nicht der offiziellen Linie der Einrichtung. „Uns erreichen derzeit Anfragen, ob es korrekt sei, dass wir Patientinnen und Patienten aus kriegsführenden Ländern nicht mehr behandeln“, schreibt das Klinikum auf seiner Webseite und betont: „Das ist nicht richtig.“ Patientinnen und Patienten würden unabhängig von Staatsangehörigkeit, Religion, kultureller oder geschlechtlicher Orientierung aufgenommen. 

Das betonte das Klinikum auch in einer weiteren Pressemeldung am 4. März. Demnach handelte es sich bei der E-Mail nicht um ein abgestimmtes oder offizielles Statement des LMU Klinikums, sondern um eine einzelne, persönliche Meinung, die in einer „sehr emotionalen Situation“ verschickt worden sei.

Einem Artikel von t-online zufolge wurde die E-Mail öffentlichlich, nachdem Ioudina von Medical Munich sie mit Kollegen geteilt hatte. Klinikdirektorin Steinlein habe inzwischen ein Entschuldigungsschreiben geschickt.

Screenshot einer E-Mail
Diese E-Mail einer Münchner Ärztin kursiert in den Sozialen Netzwerken. Mit der offiziellen Linie des LMU Klinikums stimmt die Aussage nicht überein. (Quelle: Facebook / Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Inzwischen gibt es mehrere Berichte über anti-russische Vorfälle. Zum Beispiel der Fall von Vandalismus gegen ein russisches Geschäft in Nordrhein-Westfalen. Oder das Schreiben einer Bäckereikette aus Baden-Württemberg, laut dem „Russischer Zupfkuchen“ nicht mehr „Russisch“ heißen sollte. Auch dieses löste nach Bekanntwerden Empörung aus und führte zu einer Entschuldigung. 

Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Russland-Ukraine-Krieg finden Sie hier.

Redigatur: Matthias Bau, Steffen Kutzner, Sophie Timmermann  

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:

  • Mitteilung des Klinikums LMU, 1. März 2022: Link
  • Mitteilung des Klinikums LMU, 4. März 2022: Link