Faktencheck

Ja, Sonnenblumenöl kostet momentan etwa fünf Euro pro Liter

Ein Foto aus einem Supermarkt in Deutschland zeigt einen Fünf-Liter-Kanister Sonnenblumenöl zum Preis von 23,99 Euro. In der Kommentarspalte wird unterstellt, das Foto sei gefälscht. Das ist es nicht.

von Steffen Kutzner

SUNFLOWER OIL
Nicht erst seit Beginn des Russland-Ukraine-Kriegs steigt der Preis für Sonnenblumenöl stark an (Symbolbild: Picture Alliance / TT NEWS AGENCY / Janerik Henriksson)
Behauptung
Ein Foto zeige, dass in einer Rewe-Filiale Sonnenblumenöl 23,99 Euro koste.
Bewertung
Richtig. Das Foto ist echt und der Preis korrekt.

„Das habe ich heute bei uns in Heusenstamm beim REWE Markt an der Linde gesehen“, kommentiert eine Facebook-Nutzerin ein Foto, das sie selbst hochgeladen hat. Es zeigt mehrere Fünf-Liter-Flaschen Sonnenblumenöl auf einer Holzpalette. Auch das Preisschild ist deutlich zu sehen: 23,99 Euro. Die Nutzerin klagt: „Das kann doch kein Mensch mehr bezahlen, nur die Reichen, denen ist es egal, aber an die Armen wie zum Beispiel Arbeitslose und Rentner denken die nicht.“ In den Kommentaren wird unterstellt, das Foto sei gefälscht.

Tatsächlich ist der Preis für Sonnenblumenöl aktuell ungewöhnlich hoch – jedoch nicht erst seit Kurzem. 

Das auf Facebook veröffentlichte Foto vom Sonnenblumenölpreis in einem Supermarkt (Quelle: Facebook; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

In der hessischen Stadt Heusenstamm gibt es zwei Rewe-Filialen. Eine davon hat eine Adresse, die ähnlich klingt, wie in dem Facebook-Beitrag behauptet. Diese Filiale ist auf den Namen Tekin eingetragen

Einer der Kommentare unter dem Facebook-Beitrag stammt von einer Nutzerin mit demselben Nachnamen. Ihr Kommentar und auch ihr Profil liefern Hinweise, dass sie in dieser Filiale arbeitet. Sie schreibt: „Wir sind auch sehr verärgert über die erhöhten Preise bzw. über die komplette Situation mit den Lieferschwierigkeiten. […] Leider ist aufgrund sehr hoher Einkaufspreise der Verkaufspreis von 4,79 € pro Liter entstanden.“ 

Preis für Sonnenblumenöl steigt schon seit Pandemiebeginn

Schon seit Mai 2020, also seit Beginn der Pandemie, ist der Handelspreis auf dem Weltmarkt stark angestiegen, seit Frühjahr 2021 ist er etwa doppelt so hoch wie noch Anfang 2019.

Diese Preisentwicklung kam jedoch in Deutschland nicht sofort an – und sie betrifft auch nicht nur Sonnenblumenöl, sondern etwa auch Raps- und Olivenöl, wie uns das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung auf Anfrage mitteilte. Das zeigt auch der deutsche Verbraucherpreisindex, der die allgemeine Preisentwicklung in Deutschland wiedergibt. Er lässt sich auch für spezifische Produktgruppen darstellen. Für pflanzliche Öle stieg der Index nicht ab März 2020, als der Welthandelspreis für Sonnenblumenöl stieg, sondern erst ab Januar 2021 leicht und seit November 2021 sehr stark. Aktuell kostet Sonnenblumenöl in mehreren Supermarktketten fünf Euro pro Liter oder mehr.

Die Verbraucherpreisentwicklung für pflanzliche Öle seit März 2020 zeigt, dass der Preis schon seit Anfang 2021 steigt und seit Ende 2021 noch einmal deutlich angezogen hat (Quelle: Statista)

Preisanstieg bei Pflanzenölen hat mehrere Gründe

Einer der Gründe für den starken Anstieg des Sonnenblumenölpreises ist der Krieg in der Ukraine. Wie der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland mitteilte, stammen 51 Prozent des weltweiten Sonnenblumenöls aus der Ukraine. Weitere 27 Prozent aus Russland. Aus diesem Grund ist Sonnenblumenöl momentan knapp. „Deutschland deckt seinen Bedarf an Sonnenblumenöl zu 94 Prozent über Importe“, so der Verband. 

Der Krieg in der Ukraine habe die Preisentwicklung „weiter verschärft“, ist jedoch nicht der einzige Grund für die gestiegenen Preise bei Pflanzenölen, erklärt ein Sprecher des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Die Nachfrage vor allem aus Asien habe zu „deutlich steigenden Agrarpreisen geführt“. Auch eine Handelsbeschränkung Indonesiens auf Palmöl habe derzeit Auswirkungen auf die Preise. 

Redigatur: Viktor Marinov, Sophie Timmermann

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